Eigentlich müsste der Goldpreis aufgrund der Spannungen im Handelsstreit zwischen den USA und China Auftrieb erhalten. Und auch die anziehenden Teuerungserwartungen sprechen aus Anlegersicht für das Edelmetall.

Doch das Gegenteil ist der Fall: In den letzten Tagen geriet der Goldpreis unter Druck. Mit 1270 Dollar wurde die Unze so tief gehandelt wie seit Dezember nicht mehr. Mit einem Minus von 1,5 Prozent ist die Jahresbilanz nun sogar negativ.

Die Edelmetallstrategen der deutschen Commerzbank zeigen sich überrascht, dass das Gold jüngst mit in den Abwärtssog der zyklischen Rohstoffe gezogen wurde. Diese Preisreaktion sei nicht nachvollziehbar und gebe Rätsel auf, so schreiben sie.

Kamen spekulative Positionen zum Verkauf?

Eine mögliche Erklärung für den schwachen Goldpreis sehen die Commerzbank-Strategen im festen Dollar, nachdem der Greenback in den letzten Tagen auf handelsgewichteter Basis auf den höchsten Stand in 11 Monaten gestiegen war. Ihres Erachtens kann der Dollar alleine aber nicht die Ursache für den Preisrutsch sein.

Der Goldpreis fiel in den letzten Tagen deutlich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Die Strategen vermuten deshalb, dass sich Anleger über den Markt für Edelmetall-Futures von spekulativen Positionen trennten und dem Goldpreis so zusetzten. Wichtige Anhaltspunkte erhoffen sie sich diesbezüglich von den Statistiken der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) vom Freitag.

Anders als ihre Berufskollegen von der Commerzbank wartet die Edelmetallstrategin der UBS gleich mit mehreren Erklärungen für den Goldpreiszerfall auf. Sie sieht im Zinsschritt der US-Notenbank von letzter Woche einen möglichen Grund. Die zusehends restriktive Geldpolitik lässt den Dollar erstarken und führt so zu einem tieferen Goldpreis.

Die Exotenmeinung der UBS

Zudem vermutet die Strategin Verleiderverkäufe einiger Anleger, nachdem die Gold-Unze zuletzt zum wiederholten Mal an der Schlüsselmarke von 1300 Dollar gescheitert war.

Erst vor wenigen Wochen pries die UBS ihrer Anlagekundschaft das Gold bei einem Unzenpreis von 1300 Dollar oder weniger zum Einstieg an (cash berichtete). An dieser Empfehlung hält die Edelmetallstrategin fest, betont aber den langfristigen Charakter der Empfehlung. Dennoch steht die Schweizer Grossbank mit dieser Meinung ziemlich alleine da.