Es kommt Bewegung in den Schweizer Onlinemarkt für Medikamente und Kosmetikprodukte: Galenica will sich ein grosses Stück vom Kuchen abschneiden und künftig mit Shop Apotheke zusammenarbeiten. Im Zuge dessen beteiligt sich der Pharmavertriebsriese für eine Mehrheitsbeteiligung an der Tochter Mediservice sowie für eine einmalige Zahlung in Höhe von 29 Millionen Euro mit 8 Prozent an den Niederländern.

Erleichtertes Aufatmen bei Zur Rose

Die Aktionärinnen und Aktionäre des Marktführers Zur Rose dürften diesen Neuigkeiten allerdings entspannt entgegenschauen, obwohl dieser im vergangenen Jahr knapp 690 Millionen Franken in der Schweiz umsetzte. Anfang Februar gab die Versandapotheke nämlich den Verkauf des Schweizer Geschäfts für rund 360 Millionen Franken an den Detailhandelsriesen Migros bekannt.

Obschon diese Transaktion aufgrund der erdrückend hohen Verschuldung rückblickend aus der finanziellen Not heraus entstand, erweist sich der Verkauf des Schweizer Geschäfts für Zur Rose nun als glückliche Fügung. Künftig wird sich die Migros gegen Marktanteilsverluste an Galenica und Shop Apotheke zur Wehr setzen müssen. Beobachter schliessen nicht aus, dass der Kampf um Marktanteile zwischen diesen beiden Parteien mit harten Bandagen geführt wird. Was gut ist für die Verbraucher und die Marketingagenturen, könnte für die genannten Unternehmen ins Geld gehen. Einzige Ungewissheit sei aus Sicht von Zur Rose, wann genau der Verkauf des Schweizer Geschäfts vollzogen werde.

Analysten begrüssen die Zusammenarbeit

Aus Sicht der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist die Zusammenarbeit von Galenica mit Shop Apotheke ein für beide Parteien lohnenswerter und sinnvoller strategischer Zug. Sie sieht darin eine Antwort auf den jüngsten Verkauf von Zur Roses Schweizer Geschäft an den finanzstarken Wettbewerber Migros. Die ZKB begrüsst sowohl die Sortimentsergänzung als auch die gestärkte Wettbewerbsposition. Zudem rechnet sie mit Synergien in den Bereichen Technologie und Logistik. Die Galenica-Aktie wird wie bis anhin mit "Marktgewichten" eingestuft.

Auch die Bank Vontobel findet lobende Worte und bezeichnet den Schritt aus Sicht von Galenica als "strategisch äusserst interessant". Die Onlineaktivitäten von Galenica und Shop Apotheke würden gut zueinander passen und sich sinnvoll ergänzen. Ausserdem öffne sich dadurch für die Schweizer ein immer wichtigerer Vertriebskanal, wie es in einem Kommentar heisst. Das Anlageurteil für die Galenica-Aktie bleibt vorerst jedoch bei "Hold" mit einem Kursziel von 73 Franken.

Etwas zurückhaltender äussert sich die UBS. Sie begrüsst die Zusammenarbeit mit Shop Apotheke zwar, warnt gleichzeitig aber vor der Möglichkeit negativer Folgen für das Apotheken-Filialnetz von Galenica. Die Grossbank stuft die Aktie deshalb weiterhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 73 Franken ein.

Dennoch gibt die Galenica-Aktie nach einem frühen Vorstoss bis auf etwas mehr als 78 Franken die Gewinne weitestgehend ab. Zur Stunde gewinnt sie noch 0,7 Prozent auf 76,30 Franken. Für jene von Zur Rose werden mit 40,80 Franken hingegen um 2,7 Prozent höhere Kurs bezahlt. Für die Anteilseigner von Galenica erweist sich die Zeit seit Jahresbeginn damit unter dem Strich als ein Nullsummenspiel. Für die Zur-Rose-Aktie wurden rund um den Migros-Deal in der Spitze Kurse von bis zu 75 Franken bezahlt. Zuletzt notierte sie um knapp 60 Prozent über dem Stand von Anfang Januar.