Die Aktien von Nestlé haben sich innert Wochenfrist um 3,40 Franken beziehungsweise um 4,6 Prozent verbessert - ein deutliches Lebenszeichen des in Vevey beheimateten Konzerns, dessen Valoren sich weit vom Hoch bei gut 130 Franken entfernt und seit Anfang Jahr nur 1,5 Prozent hinzugewonnen haben. Aktuell stehen sie bei 75,70 Franken. Das ist der höchste Stand seit rund vier Wochen.

Mit der Performance der vergangenen Tage schneidet Nestlé besser ab als der Swiss Market Index (SMI); dieser ist seit vergangenem Freitagabend um 1,6 Prozent gestiegen. Das Kontrastprogramm liefert Alcon. Die Titel des Augenheilkundespezialisten verlieren bis zu 10 Prozent. Das Management hat den Ausblick für das Gesamtjahr gesenkt, als es am Dienstag die Zahlen zum zweiten Quartal vorstellte.

Bemerkenswert ist das Kursplus bei Nestlé auch, da kaum kursrelevanten Unternehmensnachrichten eingetroffen sind - auch keine Negativmeldungen, welche die Aktie zurückgebunden hätten. Und so rückte das Lebensmittelunternehmen in einem vagen Marktumfeld wieder vermehrt in den Fokus der Anleger. Seine defensiven Qualitäten waren in den Tagen der Gespräche über einen Frieden in der Ukraine und vor dem Treffen der Notenbank-Chefs in Jackson Hole gefragt.

Kurzfristig stehen die Chancen auf weitere Kursgewinne aus technischer Sicht nicht schlecht, so ein Technik-Experte zu AWP. «Insbesondere in der laufenden Woche versucht das Papier in einer sehr dynamischen Erholung eine ‹V-Umkehr› hinzukriegen». Eine ähnliche Bewegung habe die Aktien Anfang des Jahres immerhin um 25 Prozent in die Höhe katapultiert.

Auch die europäische Konkurrenz legt zu

Unter Anlegern war in den vergangenen Tagen aber nicht nur Nestlé begehrt. Die Aktien anderer Lebensmittelunternehmen wie Danone und Unilever zogen ebenfalls stärker an als der jeweilige Gesamtmarkt.

Für die Valoren des französischen Konzerns, Danone, ging es 2,3 Prozent nach oben, derweil der Euro Stoxx 50 um 0,5 Prozent avancierte. Unilever stieg 4,5 Prozent und damit stärker als die Börse in London, die rund 1,6 Prozent vorrückte.

Fraglich ist nun, ob das Plus der Nestlé-Aktie in der nun ablaufenden Woche nur ein vorübergehendes Flackern oder der Anfang eines dauerhaften Aufschwungs war. Klar ist: Der Lebensmittelkonzern hat mit den Zahlen zum ersten Halbjahr enttäuscht und sich damit einen Kursverlust von 4,8 Prozent am Berichtstag eingehandelt.

Umgemünzt auf die Zukunft: Das Management steht vor Herausforderungen. «Externe Gegenwinde in Verbindung mit internen operativen Problemen haben ein schwieriges Umfeld für das Unternehmen geschaffen», schrieb Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy Ende Juli nach der Zahlenvorlage. Er sieht allerdings «eine innere Werthaltigkeit von Nestlé», wie er hinzufügte. Dieses Potenzial freizusetzen, werde Zeit brauchen. Anleger werden demnach einen langen Atem haben müssen.

Reto Zanettin
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