Sie verfolgen eine langfristige Anlagestrategie, vertrauen dem "Buy-and-Hold"-Ansatz und bezeichnen Sicherheit als ihre oberste Priorität? Dann sollten Sie jetzt nicht mehr weiterlesen.

Denn in diesem Artikel geht es um Aktien, die das pure Gegenteil dessen sind: Hochrisikoinvestments, deren Kurse zuletzt stark schwankten und deren weitere Entwicklung höchst ungewiss bleibt.

Gerade jetzt, wo der Schweizer Aktienmarkt seit ein paar Wochen nur noch seitwärts tendiert (cash berichtete), ist die Verlockung gross, mit "Zocker-Aktien" doch noch an das grosse Geld zu kommen. Aber das eingegangene Risiko ist natürlich hoch. Nur wer über ein genügend hohes finanzielles Polster verfügt, sollte sich auf solche Wetten einlassen.

Im Folgenden einige risikobehaftete Titel, die jüngst mit grossen Schwankungen aufgefallen sind:

Idorsia – der Clozel-Bonus macht die Aktie teuer

Das jüngste Baby des Actelion-Gründers Jean-Paul Clozel ist erst seit Mitte Juni an der Börse. Bereits am ersten Handelstag legte der Titel des Biopharma-Unternehmens gegenüber dem Eröffnungskurs um 36 Prozent zu. Derzeit beträgt die Kursentwicklung seit Börsengang plus 83 Prozent – mit zwischenzeitlichen Korrekturen. Der Kurs wird stark von Zukäufen des Ehepaars Clozel getrieben: Diese haben ihre Beteiligung auf inzwischen 26 Prozent ausgebaut, sind nun hinter Johnson & Johnson (32 Prozent) zweitstärkster Aktionär.

Unter der Führung von Clozel schaffte Actelion den Gang vom Startup zum hochrentablen Biotechunternehmen, was sich nun mit Idorsia wiederholen soll. Nur: Es ist noch ein weiter Weg dorthin. Bis erste Medikamente auf den Markt kommen, dürften noch Jahre vergehen. Die wichtigsten Projekte sind Aprocitentan gegen Bluthochdruck und Cenerimod zur Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen. Deren Erfolg ist noch höchst ungewiss. Die Bank Berenberg stufte die Aktie jüngst auf "Verkaufen" ein mit einem Kursziel von 12,20 Franken - bei aktuell 18,20 Franken. Die Kurs-Einsturzgefahr ist hoch, vor allem weil die Clozels ihre Zukäufe bald einstellen dürften. 

Wisekey – Pannen belasten den Kurs

Der IT-Verschlüsselungsexperte aus Genf will hoch hinaus, hegt globale Expansionspläne. Internet der Dinge und Blockchain sind zwei Trendthemen, bei denen Wisekey mitmischen möchte. An der Börse machte Wisekey bis vor Kurzem aber eine sehr unglückliche Figur. Bereits der Börsengang im März 2016 misslang gründlich: Die Aktie debütierte mit einem Kurs von 12 Franken, stürzte im Laufe des ersten Handelstages dann auf bis zu 5,50 Franken. Die hiesigen Investoren hätten zu wenig Informationen über Wisekey zur Verfügung gestellt bekommen, lautete damals der Vorwurf.

Im Mai 2017 ein weiterer Wisekey-Fauxpas: Der Jahresbericht wurde zu spät publiziert und verletzte dadurch die SIX-Regeln. Die Aktie fiel in der Folge weiter, erreichte zwischenzeitlich ein Tief von 2,70 Franken. Doch vor zwei Wochen erwachte der Komapatient Wisekey plötzlich: Der Aktienkurs verdoppelte sich innerhalb weniger Handelstage (am Freitagmittag stand er bei 5 Franken), da der Umsatz im ersten Halbjahr auf 20 Millionen Dollar sprang. Dies nach 1,3 Millionen Dollar in der (sehr enttäuschenden) Vorjahresperiode. Anleger hoffen nun, dass Wisekey in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreichen wird. Wisekey besitzt das Potenzial zur Wachstumsaktie sofern die Firma neben dem Operativen auch die Kommunikations-Pannen in den Griff bekommt.

Credit Suisse - die Erwartungshaltung ist tief

Zugegeben, die Credit Suisse unter die Kategorie "Zocker-Aktie" einzustufen, ist diskutabel. Schliesslich handelt es sich um die zweitgrösste Schweizer Bank, die auch international noch immer ein hohes Renommee besitzt. Ein Blick auf den Kurschart zeigt aber, dass die Aktie inzwischen tatsächlich ein Fall für Freunde des schnellen Geldes geworden ist:

Kursentwicklung der Credit-Suisse-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

In diesem Jahr schwankte der Titel zwischen 13 und 15 Franken. Immerhin ist der Trend positiv: Seit Jahresbeginn konnte die Aktie um 10 Prozent an Wert zulegen. In den letzten vier Wochen sind es sogar 12 Prozent.

Doch wie geht es weiter? "Die Aktie der Credit Suisse ist zu einem Schnäppchenpreis zu haben", sagte Kepler-Chevreux-Analyst Peter Casanova vor zwei Wochen im cash-Börsen-Talk. Viele andere Analysten teilen diese Meinung, die Kaufempfehlungen häufen sich. Nächster Kurstreiber dürften die Unternehmenszahlen zum zweiten Quartal am 28. Juli sein. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) rechnet damit, dass die CS dort eher mit Kostensenkungen als mit Ertragszuwachsraten glänzen wird. Das könnte aufgrund der inzwischen tiefen Erwartungshaltung aber bereits ausreichen, um den Kurs weiter ansteigen zu lassen.

Evolva – die Alles-oder-Nichts-Aktie

Nicht nur die weiter oben erwähnte Idorsia, sondern sämtliche Schweizer Biotech-Aktien fallen in den Zockerbereich. Basilea, Newron, Santhera und Co. verbrennen viel Cash, ohne bisher in den Gewinnbereich vorgestossen zu sein. Grundsätzlich gilt: Je weniger Produkte in der Pipeline sind, desto höher das eingegangene Risiko.

Besonders riskant ist ein Evolva-Investment: Die Aktie irrt seit längerem im zweistelligen Rappenbereich umher, kostet derzeit 46 Rappen. Zwar erzielt der Hersteller von Nahrungsmittelzusatzstoffen mit gewissen Produkten bereits etwas Umsatz, doch steht und fällt die Firma mit dem Erfolg von Eversweet, einem kalorienfreien Zuckerersatz. Eversweet hat den grossen Vorteil, im Gegensatz zu anderen Zuckerersatz-Stoffen keinen bitteren Nachgeschmack zu haben.

Im Idealfall sollen künftig Süssgetränke und andere Produkte Eversweet enthalten. Diesen April hat Evolva mit Coca-Cola-Zulieferer Cargill eine Partnerschaft abgeschlossen. 2018 werden erste Produkte mit dem neuen Süssstoff lanciert, Gewinnbeiträge sollen aber nicht vor 2021 zu erwarten sein. Damit der ganz grosse Durchbruch gelingen kann, müssen die im Vergleich zur Konkurrenz noch zu hohen Produktionskosten gedrückt werden. Gelingt dies, wird die Aktie durch die Decke gehen – doch bei einem Misserfolg ist auch ein Totalverlust für Anleger denkbar.

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