Unter den Aktionären von Evolva herrscht wieder einmal Aufregung. Seit Tagen wird spekuliert, wann der Hersteller von Nahrungsmittelzusätzen Produkte-News bekannt gibt. Der von Evolva entwickelte Stevia-Süssstoff EverSweet soll demnächst auf den Markt kommen. Dann, so die Überzeugung der Anleger, würde bei der Evolva-Aktie ein Kursschub einsetzen.

Ähnlich ging es mit Evolva schon öfters zu und her. Weil der Firma intakte Zukunftsaussichten zugestanden werden, die Nachrichtenlage aber eher dünn ist, reagiert die Aktie in der Regel empfindlich auf Produktmeldungen und Gerüchte. Kurssprünge von mehr als 5 Prozent an einem Handelstag, wie zuletzt am 4. Januar beobachtet, sind dann keine Seltenheit. Seit Jahresbeginn hat die Evolva-Aktie 16 Prozent zugelegt.

Kommt hinzu, dass bei einem kleinkapitalisierten Titel wie Evolva (280 Millionen Franken Börsenwert) mit tendenziell geringen Handelsvolumen die versuchte Einflussnahme auf einen erwünschten Aktienkurs durch Anleger grösser ist als bei "normalen" Aktien". Vermutlich deshalb gehört im Börsen-Forum von cash.ch Evolva zu den meist diskutierten Titeln:

Auszug aus dem cash-Forum zum Thema Evolva (Quelle: cash.ch)

Dabei ist Evolva nicht alleine. "Kleine" Titel auf tiefem Niveau gehörten in den letzten Wochen allgemein zu den erfolgreichsten. Zum Beispiel: Addex, Relief Therapeutics oder LumX Group haben alle seit Jahresbeginn zwischen 22 (LumX) und 66 Prozent (Relief) zugelegt. Es sind gleichzeitig Titel, die aufgrund ihrer teils stark ausschlagenden Aktienkurse auch als "Zocker-Titel" bezeichnet werden.

Die Beliebtheit solcher Aktien zeigt auch: Die Risikobereitschaft der Anleger ist im neuen Jahr noch einmal gestiegen. Dies im Gegensatz zu den als defensive Schwergewichte bezeichneten Roche, Nestlé oder Novartis, die bislang klar hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben. Doch eines ist klar: Auch Zocker-Aktien müssen die Anleger-Hoffnungen bestätigen, sonst droht ihnen ein empfindlicher Rückschlag.

Beim Börsen-Überflieger Relief Therapeutics ist zum Beispiel nicht ersichtlich, woran die Anleger ihre Hoffnungen festmachen. Die letzte offizielle Unternehmensnews stammt vom 6. November. So ist auch die Stimmung im cash-Forum. Die Frage eines Users  - "Wer kann hier ausser aus Zockerlust ein Argument liefern, das für einen Einstieg spricht?" - bleibt unbeantwortet. Dennoch hat die Aktie innerhalb einer Woche 82 Prozent dazugewonnen – dabei aber bloss die Marke von einem Rappen übersprungen, wie der folgende Chart zeigt.

Zickzackkurs: Die Aktie von Relief Therapeutics in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Im Gegensatz zu Evolva ist Relief noch weit von der Marktreife eines Produktes entfernt. Das Biotech-Unternehmen forscht an Wirkstoffen zur Behandlung von neuronalen Folgeschäden eines Diabetes einerseits und einer seltenen Lungenkrankheit (Sarkoidose) andererseits. An eine Marktzulassung vor 2020 glaubt selbst die Unternehmensführung nicht.

Ähnliches gilt für Addex. Die Biotech-Aktie ist zwar Anfang Jahr auf den höchsten Stand seit knapp drei Jahren gestiegen. Im Vergleich zum Allzeithoch ist das allerdings ein Klacks: Es wurde im Mai 2007 bei 75 Franken erreicht. Dass der Titel je wieder in diese Region vorstossen kann, ist unwahrscheinlich. Aber viele Anleger sind hier auch nicht langfristig interessiert. Der Tenor unter den cash-Lesern im Forum lautet auf jeden Fall: Warten auf den nächsten Zwischenerfolg und dann aussteigen.

Auch beim Hedgefonds-Anbieter LumX Group (früher: Gottex) dominieren die Schnäppchenjäger das Geschehen. Der "Penny Stock" hat im letzten Jahr 45 Prozent Verlust eingefahren. 2018 ist es bereits 22 Prozent in die andere Richtung gegangen. LumX arbeitet defizitär, doch das Management gibt sich zuversichtlich. Die Gruppe habe einen Wendepunkt erreicht und Schulden abgebaut, hiess es zuletzt. Ob sich der Turnaround fortsetzt, erfährt man am 25. April. Dann werden die Jahresresultate 2017 publiziert.

Übrigens: Die meisten Zocker-Aktien schreiben Verluste und überleben - gerade im Biotech-Bereich - nur dank externer Geldspritzen. Dementsprechend risikoreich sind solche Investments. Wer dennoch auf kurzfristige Gewinne setzt, muss auch mit dem kompletten Verlust rechnen.