Die Aktien von Aryzta zeigen momentan keine Schwäche. Mit einem Kursplus von 45 Prozent sind sie dieses Jahr der drittbeste Titel im Swiss Performance Index (SPI), der 10 Prozent höher steht. Einzig Newron Pharmaceuticals und Zur Rose sind besser. Dies ist umso erstaunlicher, da der Backwarenkonzern jahrelang in einer Krise steckte und es bis zur Neubesetzung des Managements im Jahr 2020 nicht den Anschein machte, dass er diese so schnell hinter sich lassen könnte. 

Als Urs Jordi als CEO das Ruder im September 2020 beim Backwarenkonzern übernahm, war dessen Börsenkapitalisierung bereits von 7 Milliarden auf 600 Millionen Franken implodiert. Wer aber zu diesem Zeitpunkt die Aktie zu 0,6 Franken pro Titel gekauft hat, der blickt jetzt auf eine Kursrendite von 165 Prozent. 

Entwicklung in eine richtige Richtung

"Bei Aryzta weist aktuell vieles in die richtige Richtung", sagt Patrik Schwendimann, Analyst bei der ZKB, auf Anfrage von cash.ch. Die Reduktion der ursprünglich extrem hohen Verschuldung, die erfolgreiche Refinanzierung des teuren Euro-Hybrid-Bonds, das trotz sehr hoher Preiserhöhungen verblüffend gute Volumenwachstum und eine über den Erwartungen liegende Gewinnentwicklung seien ein Beweis von der Entwicklung in eine richtige Richtung. 

Der Backwaren-Riese hat im ersten Halbjahr seines Geschäftsjahres 2022/23 (August bis Januar) deutlich mehr umgesetzt als noch im Vorjahr. Dabei ist das Plus von mehr als 25 Prozent zu einem grossen Teil auf die höheren Preise zurückzuführen, die der Konzern durchgesetzt hat. Für das Gesamtjahr rechnete das Unternehmen bei der Präsentation der Zahlen Anfang März zudem mit einer weiteren Verbesserung aller Kennzahlen.

Und ganz wichtig ist bei der neuen Börsen-Erfolgsstory, dass das seit 2020 bestehende Management das Vertrauen von immer mehr Investoren gewinnt. "Aryzta weist ein sehr starkes Management um CEO und VR-Präsident Urs Jordi auf, das etwas von Backwaren versteht und in einem schwierigen Marktumfeld Verbesserungen auf allen Ebenen erzielen kann", sagt Schwendimann.  Zudem sei auch der Verwaltungsrat um den Lead Director Jörg Riboni sehr gut besetzt.

"Der Aufwärtstrend bei Aryzta ist so stark, da der Markt wieder Vertrauen in das Management hat", sagt auch Pascal Furger, Analyst bei Vontobel, gegenüber cash.ch. So sieht man in den Finanzzahlen, dass das Wachstum in den letzten Quartalen sehr stark gewesen ist. Ein grosser Teil geht auf Preissteigerungen zurück. Dies unterstreiche die starke Innovationskraft von Aryzta und die umgesetzte "Premiumisierung" der Produktpalette. Dadurch verbessere sich der Umsatzmix der Gesellschaft.

Für Furger kommt Aryzta aber auch zugute, dass sich die ganze Finanzierungssituation dank tieferer Verschuldung verbessert hat, was dem Risikoprofil des Unternehmens in positiver Weise entgegenkommt. Auch aus diesem Grund stösst Aryzta wieder auf mehr Vertrauen bei Investoren, das in den letzten Jahren verloren gegangen war. Das Thema der hohen Verschuldung tritt für den Analysten von Vontobel zunehmend in den Hintergrund.

Aktuelles Kursniveau als Chance?

Für Anlegerinnen und Anleger stellt sich auf dem aktuellen Kursniveau die Frage, ob sich ein Einstieg noch lohnt. "Viel von der Erholung ist schon eingepreist", sagt Furger. Doch wenn das Management weiterhin solch starke Resultate zeigen könne, dann bestehe in der Zukunft weiterhin Potenzial nach oben. "Je grösser das Vertrauen in die zukünftigen Zahlen, desto besser geht es der Aktie", fügt der Vontobel-Analyst an.

Vor einem Investment sollten sich Anlegerinnen und Anleger aber auch der Risiken bewusst sein, die laut Schwendimann durchaus hoch seien. Grund seien die immer noch hohen Verschuldung und die steigenden Marktzinsen. "Die überdurchschnittlichen Risiken werden jedoch mit einem überdurchschnittlichen Kurspotenzial abgegolten, weshalb wir die Aktie auf "Übergewichten" eingestuft haben", fügt der ZKB-Analyst an. Falls der Turnaround weiter in die richtige Richtung geht, dann sei in zwei Jahren ein Aktienkurs von mehr als 2 Franken drin. Das würde ein Aufwärtspotenzial von mindestens 26 Prozent implizieren.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren