Die Corona-Pandemie hat klare Gewinner und ebenso klare Verlierer erzeugt. Während Bereiche wie Pharma und Biotech sowie Technologie und Digitalisierung teilweise massiv von der Krise profitierten, schmierten Branchen wie das Touristik oder Verkehr dramatisch ab. Die Treiber der Tech- und Biotech-Rally sind klar: Ein durch Corona massiv beschleunigter Trend hin zur Digitalisierung in allen Bereichen sowie Impfstoff-Phantasien bestimmten die Kurse.

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Doch seit einigen Wochen gerät die Rally der Corona-Gewinner ins Stottern. Vor allem die Technologie-Werte scheinen zuletzt zu heiss gelaufen zu sein. So verlor der US-Technologie-Index Nasdaq 100 seit Anfang September rund zehn Prozent, nachdem er allerdings eine beispiellose Rally hingelegt hatte.

Auch die Aktien von Schweizer Corona-Profiteuren wie etwa der Computerzubehör-Hersteller Logitech gerieten zuletzt etwas in Schieflage. Im Gegenzug scheinen sich zuletzt, angetrieben durch leise Hoffnungen einer raschen Konjunktur-Wiederbelebung, zyklische Unternehmen wie DKSH (mehr hier) vorsichtig aus ihren Tiefs zu befreien.

«Kluft zwischen Corona-Gewinnern und Verlierern riesig»

Bahnt sich an den Märkten gerade eine kleine Sektorrotation an, von der die sogenannten Corona-Verlierer profitieren werden? "Die Kluft zwischen Titeln, die strukturell von Corona profitieren, und jenen, die von der Krise nicht profitieren, ist auch in der Schweiz riesig", hält Jan Widmer, Fondmanager bei der St. Galler Kantonalbank, gegenüber cash.ch fest. Das erkläre sich aus zwei Gründen. Einerseits sei das Momentum bei solchen Titeln einfach gross. Ganz nach dem Motto: Wenn es läuft, dann läuft es. "Zweitens neigen Marktteilnehmer dazu, strukturelle Trends, die es jetzt zweifelslos gibt, kurzfristig zu überschätzen und gleichzeitig langfristig zu unterschätzen". Genau das passiere jetzt auch, sagt Widmer.  

Für Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, kommt der jüngste Rücksetzer an den Märkten nicht überraschend, im Gegenteil: "Die Korrektur kam erstaunlich spät und fällt insgesamt noch moderat aus."

Ob die sogenannten Corona-Verlierer tatsächlich eine breite Aufholjagd starten können, dürfte vor allem vom Konjunkturverlauf abhängen. Derzeit scheinen Hoffnungen auf einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung etwas die Überhand zu haben. Vor allem die Gewissheit, dass zumindest in der Schweiz ein zweiter Lockdown unwahrscheinlich ist, gepaart mit Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff, sorgen für Zuversicht. Steigende Corona-Infektionen und die damit verbundenen Unsicherheiten verhindern aber eine zu grosse Euphorie.

«Sektorrotation durchaus möglich»

"Die wirtschaftliche Erholung verlief zuletzt besser als erwartet, allerdings hat die Dynamik der zuvor schnellen Erholung bereits wieder nachgelassen", sagt Heller. Trotzdem sieht er insgesamt eine sukzessive Erholung der Wirtschaft, die durchaus in eine Sektorrotation an den Aktienmärkten führen könnte. "Die Verlierer könnten zu Gewinnern werden."

Heller sieht hier vor allem zyklische Werte, insbesondere im Konsum, sowie Industrietitel im Vorteil. Das heisse aber nicht, dass die Corona-Gewinner bei einer Rotation automatisch zu Verlierern würden. "Wenn ein Impfstoff kommt, bedeutet dies eine Entlastung für das gesamte System. Die Flut wird allen Booten Auftrieb geben", sagt Heller.

Auch Jan Widmer glaubt insgesamt nicht, dass die grossen Corona-Gewinner bei einer möglichen Aufholjagd der Verlierer automatisch grosse Rücksetzer zu befürchten haben. Eine Seitwärtsbewegung und Underperformance gegenüber Nachzüglern sei aber durchaus wahrscheinlich.

Und wer sind diese Nachzügler? "Das Geschäftsmodell von Immobilienfirmen wurde durch die Corona-Krise stark in Frage gestellt. Dabei wurden die negativen Einflüsse überschätzt", sagt Widmer. Gut aufgestellt für Kurssteigerungen sei etwa Mobimo. Die Immobiliengesellschaft sei breit aufgestellt und die Aktie derzeit unterbewertet. "Auch die Aktie von PSP Swiss Property erscheint mir derzeit als sehr attraktiv, allein schon für Dividendeninvestoren."

«Bei Lonza sind Enttäuschungen möglich»

Zudem lohne es sich, einen Blick auf Valora zu werfen. "Die Leute haben gesehen, dass die Leute weniger pendeln und fürchteten, das bleibe für immer so". Die Tendenzen zeigten aber, dass sich die Lage wieder verbessere. Im Oktober kommuniziert Valora den nächsten Ausblick. Widmer erwartet dann gewisse Impulse. Wichtig ist aber: "Man braucht eine gewisse Risikobereitschaft bei diesen Titeln, weil man antizyklisch handelt."

Insgesamt sei es aber schwierig, sektorspezifisch zu generalisieren. "Grob kann man vielleicht sagen, dass die Bereiche Tourismus und Einzelhandel von einer wirtschaftlichen Erholung besonders profitieren können." Von einer Rückkehr zur Normalität dürften dann etwa Titel wie Flughafen Zürich, Dufry oder auch Swatch profitieren, so Widmer. Auch die arg gebeutelten Versicherer wie etwa Helvetia, Swiss Re oder Swiss Life dürften laut Widmer langfristig wieder zur alten Stärke zurückfinden. "Hier sprechen wir aber von einem Zeithorizont von etwa 18-24 Monaten."

Auch wenn Widmer nicht von einem allgemeinen Rücksetzer der bisherigen Corona-Profiteure ausgeht, so könne es in Einzelfällen durchaus zu Enttäuschungen kommen. Er hat hier vor allem den Überflieger Lonza im Auge. "Sollte es hier eine Enttäuschung geben, etwa bezüglich der Partnerschaft mit dem Impfhersteller Moderna, kann die Aktie deutlich korrigieren." Grund sei die enorme Erwartungshaltung, die mittlerweile im Kurs des grössten Pharmazulieferers der Schweiz stecke.

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