Der Name Shopify ist noch immer den wenigsten Anlegern geläufig. Dabei kommt die 2004 vom deutschen Auswanderer Tobias Lütke gegründete Tech-Firma aus Kanada inzwischen bereits auf eine Marktkapitalisierung von knapp 40 Milliarden Dollar. Das ist mehr, als Tech-Grössen wie Ebay oder Twitter wert sind.

Allein in diesem Jahr hat sich der Börsenwert von Shopify fast verdreifacht. Die Aktie ist von 138 Dollar zu Jahresbeginn auf inzwischen 390 Dollar hochgeschnellt - das ist ein Plus von 180 Prozent.

Die Grafik zeigt den rasanten Anstieg:

Kursentwicklung Shopify-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Shopify  bietet E-Commerce-Tools für Einzelhändler an. Konkret können Onlineverkäufer mit der Shopify-Software ihre E-Commerce-Webseite erstellen und betreiben. Das Shopify-Shopsystem benutzen grosse Marken wie General Electric, Red Bull oder Tesla, aber auch zahlreiche kleinere Onlineverkäufer. Insgesamt hat Shopify derzeit gemäss firmeneigenen Angaben über 800'000 Kunden.

Investoren sind vor allem vom rasanten Wachstum begeistert: 2017 stieg der Umsatz  von Shopify um 73 Prozent auf 673 Millionen Dollar an, 2018 waren es plus 60 Prozent auf über 1 Milliarde Dollar. Im ersten Halbjahr 2019 stieg der Umsatz um weitere 50 Prozent an. Ende 2019 werden es bereits über 1,5 Milliarden Dollar sein.

Geld generiert Shopify einerseits durch Abo-Gebühren, die Kunden für die Nutzung der Cloud-Computing-Tools bezahlen. Diese Kategorie macht derzeit 45 Prozent aller Einnahmen aus. Die anderen 55 Prozent fallen unter die Kategorie "Merchant Solutions": An jedem Kauf auf einer von Shopify betriebenen Online-Plattform verdienen die Kanadier einige Prozent mit.

Noch nicht profitabel

Die Hoffnungen ruhen vor allem auf dem Bereich "Merchant Solutions", wo die Einnahmen schneller wachsen und wo noch viel Potenzial vorhanden ist. Derzeit reichen die Einnahmen aber noch nicht aus, um Gewinne zu schreiben: Im ersten Halbjahr 2019 resultierte für Shopify ein Verlust von 37 Millionen Dollar.

Wie bei vielen anderen aufstrebenden Tech-Firmen stellt sich die Frage, ob Shopify jemals profitabel wird sein können. Mit dem derzeitigen Wachstum dürfte die Gewinnschwelle jedoch bald erreicht werden. Shopify expandiert in immer neue Märkte, diesen Sommer kamen die Niederlande und Dänemark zu den 11 bisherigen Regionen dazu.

Mitte Juli kündigte Shopify zudem die Einführung des "Shopify Fulfillment Network an". Es ist ein wichtiger Schritt vom Internet in die "echte" Welt. Denn: Es geht darum, für die Kunden die Lagerung und Logistik ihrer Produkte zu übernehmen.

Amazon als grosse Konkurrenz

Unproblematisch ist dieser Schritt nicht: Es ist ein Territorium, in welchem auch der weltweit grösste Onlineversandhändler Amazon stark ist. Bereits jetzt hilft Shoppify durch die angebotene Software kleineren Firmen, gegen Amazon zu bestehen. So könnte man den E-Commerce-Riesen noch zusätzlich erzürnen.

Auch andere Tech-Riesen werden zunehmend zur Gefahr von Shopify: So hat Instagram, die Photo-App von Facebook, jüngst das Feature "Checkout" eingeführt, welche Produktkäufe direkt auf Instagram ermöglicht. Und Microsoft spielt derzeit offen mit dem Gedanken, ein direktes Konkurrenzangebot zu Shopify zu lancieren.

Für Shopify wird es nicht leicht, gegen die ganz Grossen der Branche zu bestehen. Doch je mehr Marktanteile die Firma erreicht, umso wahrscheinlicher ihr überleben. Und anstatt sich mit einer schlanken, schnell wachsenden Firma zu konkurrenzieren, könnte einer der Tech-Riesen auch plötzlich eine Übernahme in Betracht ziehen - wohl mit einer hübschen Prämie zum Aktienpreis. Risikofreudige Anleger können hier eine Wette eingehen.