Am gestrigen Dienstag um 16.30 Uhr war es endlich soweit: Der Swiss Market Index (SMI) stieg erstmals auf über 10'000 Punkte. Während die einen Marktakteure diesen geschichtsträchtigen Moment frenetisch feierten, sehen andere in den 10'000 Punkten nichts weiter als eine Zahl.

Fakt ist: Seit Jahresbeginn errechnet sich mittlerweile ein Plus von fast 19 Prozent. Die Dividendenabgänge aufgerechnet, sind es sogar gut 22 Prozent.

SMI auf kurze Sicht mit Raum bis auf 10'250 Punkte

Nun fragt sich, wie es am Schweizer Aktienmarkt zukünftig weitergeht. Denn treibende Kraft hinter den jüngsten Indexavancen waren nicht steigende Unternehmensgewinne, sondern die Hoffnung auf weitere geldpolitische Lockerungsmassnahmen sowie auf ein baldiges Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China.

Eine mögliche Antwort auf die Frage liefern führende Markttechnikexperten. Dem früher für die Credit Suisse tätigen Rolf Bertschi zufolge hat sich beim SMI von den Tiefständen vom März aus eine auseinanderlaufende Keil-Formation gebildet. Nach dem Sprung über die starke Widerstandslinie bei 9900 Punkten rechnet der unabhängige Autor der Publikation "Global Chart Outlook" mit einem weiteren Anstieg in die Region von 10'150 bis 10'250 Zählern. Dort verläuft das obere Ende der besagten Formation. Sehr viel weiter sieht Bertschi das Börsenbarometer dann allerdings nicht mehr steigen.

Ansteigende Keil-Formation beim SMI, wie sie Rolf Bertschi sieht (Quelle: www.cash.ch)

Seines Erachtens weisen die Aktien der SMI-Unternehmen Swisscom, Givaudan, Zurich Insurance Group, Roche, Geberit, Richemont und Sika die beste charttechnische Ausgangslage auf.

SMI-Rekorde kommen für einige Experten überraschend

Für viele Markttechnikexperten kommt die jüngste Rekordjagd überraschend. Nicht so für Mensur Pocinci bei Julius Bär. Er prognostizierte dem SMI schon vor Monaten neue Rekorde und einen Vorstoss auf über 10'000 Punkte.

Nun geht Pocinci sogar noch einen Schritt weiter und wähnt das renommierte Börsenbarometer am Beginn einer längeren Aufwärtsbewegung (cash berichtete). In welche Region diese Aufwärtsbewegung den SMI führen könnte, verrät der bekannte Markttechnikexperte jedoch nicht.

Diesen Optimismus teilen andere Berufskollegen nicht. Der für Kepler Cheuvreux tätige Edouard Garrana glaubt beispielsweise nicht, dass es der SMI über die Widerstandsmarke bei 10'050 Punkten schafft. Er sieht das Börsenbarometer spätestens ab August wieder nach unten drehen und in eine schwierigere Phase übergehen.

Mit diesen Erwartungen ist Garrana in guter Gesellschaft. Vermutlich liefern die kommenden Wochen erste Anhaltspunkte, welches der beiden Experten-Lager richtig liegt.