Wer seine Aktien einfach halten will und auf bessere Zeiten warten kann, wird die Frage nach dem Indexstand des SMI Mitte Jahr wenig interessieren. Jene, die aber traden wollen, auf Gelegenheiten warten oder sich überlegen, Gewinne mitzunehmen – jene stellt die aktuelle Börsenlage vor schwierige Entscheidungen.

Helfen würde eine Vorstellung, wohin sich der Markt entwickelt. Unter den Leserinnen und Lesern von cash.ch gehen die Meinungen aber massiv auseinander.

cash.ch fragte am 26. Februar nach einer Einschätzung, wie der Markt Mitte Jahr stehen werde. An diesem Tag schloss der Blue-Chip-Markt der 20 liquidesten Schweizer Titel noch bei 10'512 Punkten. Seit dem Rekordhoch bei 11'270 Punkten hatte es da bereits einen merklichen Rückgang gegeben. Bis Ende vergangener Woche ist der Kurs dann auf 9831 Punkte abgestürzt. Es war die schwärzeste Börsenwoche seit der Finanzkrise.

Fast 7000 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Zwei von fünf cash-Lesern glauben, dass der Markt wieder zu alter Stärke zurückfindet. Ebenfalls zwei von fünf sind der Ansicht, dass der Markt Mitte Mühe bekunden wird, dieses Ziel zu erreichen. Gut ein Fünftel der Teilnehmer glaubt, dass es über die nächsten drei Monate letztlich eine Seitwärtsbewegung geben wird.

In konkreten Zahlen liegen die Optimisten mit 39 Prozent oder 2671 Stimmen leicht in Führung. Die Pessimisten kommen auf 38 Prozent oder 2588 Stimmen.

Hoffnungen auf eine Beruhigung der Lage und wieder steigende Kurse ruhen derzeit vor allem auf den Notenbanken. Die Rede ist von einer gemeinsamen Aktion der grossen Zentralbanken, wie es sie im Herbst 2008 auf dem Tiefpunkt der Finanzkrise gegeben hatte. Das heisst: Zinssenkungen auf breiter Front, Liquiditätsspritzen für das Finanzsystem und eventuell weitere Anleihenkäufe der Währungshüter würden dann als Mittel angewandt, um der Konjunktur und damit den Aktienkursen wieder auf die Sprünge zu helfen.

 

 

Thomas Gitzel äusserst sich zu solchen Szenarien eher skeptisch. Im Interview mit cash.ch prognostiziert der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, dass die US-Notenbank Federal Reserve erst regulär, anlässlich ihres nächsten Führungstreffen, am 18 März den Zins von 1,75 auf 1,5 Prozent und später auf 1,25 Prozent senken wird.

Aus dieser Perspektive ist eine Rally zurück zu den alten Kurshöchstständen unwahrscheinlich. Noch offen ist für viele Anleger, wie stark die Coronaviruskrise die Wirtschaft trifft und schon getroffen hat. Die wirtschaftlichen Unterbrüche der vergangenen Wochen dürften eine Kette von Umsatz- und Gewinnwarnungen mit sich ziehen.

Wo bleiben die Gewinnwarnungen der Schweizer Unternehmen?

Wie cash.ch recherchiert hat, sind aus der Schweiz bisher noch keine solchen Angaben gemacht worden. Unternehmen sind zwar börsenaufsichtsrechtlich verpflichtet, Abweichungen von ihren geltenden Zielen zu melden. Allerdings sind die Regel dazu relativ dehnbar, so dass sich bisher noch niemand zu einem solchen Schritt veranlasst gesehen hat.

Dass die Wirtschaft auf breiter Front ihre Profitziele nicht wird halten können, ist aus Sicht der meisten Analysten klar. Weniger klar ist, wie stark dies an den Märkten schon eingepreist ist. Die Unsicherheit darüber spricht eher dafür, dass es bei konkreten Gewinnwarnungen wieder zu Kursrutschen kommt.

Davon sind dann meist nicht nur die Aktien des betreffenden Unternehmens betroffen, sondern auch Firmen aus der gleichen Branche. Zur Frage, wie sich der Aktienmarkt in den nächsten drei Monaten entwickelt, kann man geteilter Ansicht ein. So wie die Leserschaft von cash.ch.