Der Swiss Market Index (SMI) steht ausserbörslich bei der IG Bank bei 11'487 Punkten. Gegenüber dem Stand von Donnerstag auf Freitag verliert der Index 2,2 Prozent. Allerdings verlieren auch die europäischen Börsen in der gleichen Grössenordnung. Der Euro Stoxx 50 Index gibt um 2,1 Prozent nach, der Dax verliert 2,5 Prozent und der MSCI All Country World Index befindet sich seit sechs Tagen auf Talfahrt - das ist die längste Verlustserie seit September 2023.
Die Schweizer Blue Chips, welche an der New York Stock Exchange gehandelt werden, starten zum Teil mit deutlichen Kursabgaben. Logitech verlieren bis 16.15 Uhr (MEZ) 4,2 Prozent, UBS 3,1 Prozent und Alcon 1,1 Prozent. Auf der anderen Seite kann Novartis die ersten Kursverluste von 2 Prozent wieder aufholen und handeln 0,3 Prozent höher. Amrize geben 0,2 Prozent nach.
Börsenkotierte Schweizer Unternehmen sind global aufgestellt und erwirtschaften rund 90 Prozent ihres Umsatzes und Gewinns ausserhalb der Schweiz, ein Drittel davon in den USA. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren haben sie grosse Anstrengungen unternommen, in allen Märkten lokaler zu agieren und so ihre Abhängigkeit von Importen und Exporten zu verringern, schreibt Daniel Kalt, Chefökonom der UBS, in einem Kommentar vom Freitag.
Auf Dividendenaktien setzen
Dies war jedoch aus Effizienz- und Marketinggründen nicht in allen Branchen und Unternehmen möglich. Schätzungsweise zwei Drittel der US-Umsätze werden lokal produziert, das verbleibende Drittel wird teilweise aus der Schweiz importiert. Der Grossteil dieser Importe aus der Schweiz sind pharmazeutische Produkte, die derzeit noch von den neuen US-Zöllen ausgenommen sind, schreibt der UBS-Ökonom Kalt weiter.
«Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die direkten Auswirkungen der neu angekündigten US-Zölle auf den gesamten Schweizer Aktienmarkt negativ, aber nicht destruktiv sein werden. Bestimmte Marktsegmente könnten stärker betroffen sein, darunter Uhren- und Maschinenbauer sowie Teile der Medizintechnik.» Darüber hinaus sind kleinere Unternehmen tendenziell stärker vom Export abhängig und daher einem höheren Risiko ausgesetzt, erläutert der UBS-Experte weiter.
Die UBS empfiehlt Anlegerinnen und Anlegern, sich auf Qualitätsunternehmen und Dienstleistungsunternehmen zu konzentrieren, insbesondere aus den Bereichen Telekommunikation, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter sowie ausgewählte mittelgrosse und zyklische Unternehmen. Das bevorzugte Anlagethema sind attraktiv bewertete Aktien mit hoher Dividendenrendite und anhaltendem Dividendenwachstum.
Schwache US-Arbeitsmarktdaten versetzen Dollar einen Dämpfer
An den Devisenmärkten zog der Dollar zum Franken zuerst um 0,5 Prozent auf 0,8167 Franken an. Auf diesem Kursniveau wäre es der höchste Wochengewinn der US-Valuta zur hiesigen Währung seit Mai 2022 gewesen. Nach den überaus schwachen US-Arbeitsmarktdaten gab der Dollar die Kursgewinne allerdings wieder ab und steht am Freitagnachmittag noch bei 0,8030 Franken. Die europäische Einheitswährung notiert zum Franken bei 0,9300 Franken und rückt damit um 0,4 Prozent vor.
Die von Trump im Zuge der Neugestaltung des internationalen Handels angekündigten neuen Zölle würden den durchschnittlichen US-Zollsatz für Waren aus aller Welt von aktuell 13,3 Prozent auf 15,2 Prozent erhöhen. Das geht aus Berechnungen von Bloomberg Economics auf Basis der jüngsten Ankündigungen des Präsidenten hervor. Der Satz liegt damit deutlich über den 2,3 Prozent im Jahr 2024 vor Trumps Amtsantritt.
Überdurchschnittlich hart trifft es Importe aus der Schweiz, die mit 39 Prozent belegt werden - eine der höchsten Abgaben weltweit. Die Massnahme belastet zentrale Exportbranchen der Schweizer Wirtschaft erheblich und liegt über der im April angekündigten Drohkulisse von 31 Prozent. Die neuen Zölle setzen gemäss Bloomberg etablierte Schweizer Exportmarken wie Lindt, Richemont, Swatch und Rolex unter Druck. Besonders betroffen ist auch die Pharmaindustrie: Berechnungen von Bloomberg Economics zufolge machten Arzneimittel im Jahr 2024 fast die Hälfte der Schweizer Exporte in die USA aus.