Der erste Versuch der Schweizerischen Nationalbank (SNB), mit mehr Transparenz über ihre geldpolitischen Entscheidungen zu informieren, ist bei Marktbeobachtern auf ein gemischtes Echo gestossen. Die am Donnerstag veröffentlichte Zusammenfassung der Diskussion zur Sitzung vom 25. September bot laut Analysten und Ökonomen nur wenige Hinweise auf mögliche Zinssenkungen oder Eingriffe am Devisenmarkt. Andere lobten den Einblick in den Entscheidungsprozess einer traditionell verschwiegenen Institution.
«Ich halte das für nützlich, und es bringt die Kommunikation der SNB näher an die anderer grosser Zentralbanken heran», sagte Ipek Ozkardeskaya, Senior-Analystin bei Swissquote. «Dieser Bericht kann auch als weiches geldpolitisches Instrument dienen, indem er durch Forward Guidance Erwartungen formt, die Transparenz und Kommunikation verbessert und dafür sorgt, dass sich die Märkte anpassen.»
Das Dokument ist Teil einer Transparenzinitiative von SNB-Präsident Martin Schlegel, der sich an grösseren Notenbanken wie der Federal Reserve orientiert, die regelmässig Sitzungsprotokolle veröffentlichen. Anders als diese muss die SNB jedoch die Positionen ihrer drei geldpolitischen Entscheidungsträger vertraulich behandeln, um ein geschlossenes Auftreten nach aussen zu wahren.
Inhaltlich erläuterte der Bericht die Entscheidung, weitere Lockerungen zu stoppen und den Leitzins bei null zu belassen, um eine Rückkehr zu negativen Zinsen zu vermeiden. Die Verantwortlichen seien zu dem Schluss gekommen, dass die geldpolitische Haltung bereits expansiv genug sei, um die Inflation zu stützen.
«Die Notwendigkeit einer möglichen weiteren geldpolitischen Lockerung wurde als nicht ‹angemessen›für die aktuelle Situation eingeschätzt», sagte Gero Jung, Leiter der Anlagestrategie bei der Walliser Kantonalbank. «Sofern keine grösseren Schocks eintreten, bleibt der derzeitige Status quo eines Nullzinssatzes das wahrscheinlichste Szenario.»
(Bloomberg)
