cash.ch zog Bilanz und nahm die Unternehmensergebnisse und vor allem die Reaktion der Aktienkurse seit Veröffentlichung der Jahreszahlen unter die Lupe. Die Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen verstellen den Blick auf die Resultate natürlich etwas. Daher überrascht es nicht, dass alle SMI-Aktien seit Bekanntgabe der jeweiligen Resultate im Minus stehen (siehe Tabelle unten).
Am deutlichsten traf es mit Lonza und Novartis Firmen, die ihre Zahlen Ende Januar noch vor den gröbsten Börsenturbulenzen veröffentlicht hatten. Die Aktie von Zurich hingegen, die seit der Bekanntgabe des Jahresabschlusses fast ein Plus erreicht, kam mit den Zahlen erst nach dem Börsenabsturz und konnte diesen umgehen. Dennoch geben die Aktienkurse Hinweise auf die Qualität der Jahresergebnisse.
Für die weitere Entwicklung der Aktienkurse ist diese Qualität trotz Zinschritten der Federal Reserve und eines möglichen Handelskriegs nach wie vor wichtig. Die operative Leistung wie auch der Ausblick oder die Erwartungen an ein Unternehmen sind ein Indikator, wie sich Aktienkurse speziell in einem gesättigten Börsenumfeld entwickeln könnten. Denn mehr als nur ein Körnchen Wahrheit steckt im Satz, den der deutsche Ökonom Thomas Mayer vergangene Woche im Gespräch mit cash.ch äusserte: "Aktienkurse können jetzt wirklich nur noch steigen, wenn es positive Überraschungen bei Profiten gibt."
In dieser Hinsicht entwickelten sich die SMI-Grosskonzerne allerdings unterschiedlich. Eine Übersicht.
Lebensmittel
Nestlé überzeugte weder beim Jahresergebnis noch beim Ausblick. Der Konzern befindet sich weiter in einer Übergangsphase. Konzernchef Ulf Mark Schneider hat die Märkte noch nicht überzeugt und muss weiter liefern. Einige Analysten mutmassen aber auch, dass Nestlé mit einem sehr vorsichtigen Ausblick bewusst tiefstapelt. Eine Garantie für einen Kursanstieg in nächster Zeit ist dies nicht.
Pharma
Novartis kam mit dem Jahresergebnis deutlich besser an als Roche, was zum Teil an einem positiven Ausblick liegt: Novartis sieht Chancen, auf Wachstumskurs zurückkehren zu können. In den Tagen nach der Ergebnispräsentation kamen aber wieder Zweifel auf, ob dies so möglich ist: Der Kursrückgang um 10 Prozent seitdem zeugt davon. Roche hat die Märkte indessen von Anfang an nicht überzeugt, weder mit der operativen Leistung noch mit dem Ausblick. Teile des Zahlenkranzes waren sogar schwach.
Beim Life-Science-Konzern Lonza stoppte das Jahresergebnis den jahrelangen Anstieg des Aktienkurses. Der Betriebsgewinn und die Leistung der zugekauften US-Sparte Capsugel enttäuschten, der Kurs ist seit der Ergebnispräsentation Ende Januar um 11 Prozent gesunken. Dies zeigt, das Investoren bei ihrem bisherigen Markt-Liebling unsicherer geworden sind.
Banken
Die beiten Grossbanken UBS und Credit Suisse weisen für 2017 Verluste aus, dies rührt aber von Neubewertungen im Zuge der US-Steuerreform her. Operativ schnitt die Credit Suisse mit gesteigerten Resultaten in wichtigen Sparten besser ab als die UBS, wo Investmentbanking und die Rentabilität der Vermögensverwaltung nicht ganz überzeugten. In der Tat entwickelte sich der UBS-Kurs seit der Publikation der jeweiligen Zahlen schwächer als die CS-Aktie.
Während bei beiden Banken die Probleme nicht komplett ausgeräumt sind – die CS etwa kämpft immer noch mit einer relativ tiefen Kapitalisierung – dürften weitere Börsenturbulenzen diesen beiden Aktien besonders zusetzen. Julius Bär wiederum konnte zwar unerwartet viel Neugeld einsammeln, enttäuschte jedoch mit den anderen Kennzahlen. Auch beim traditionsreichen Vermögensverwalter sind die Erwartungen gedämpt. Zudem steht noch die Nachfolge von CEO Boris Collardi aus.
Zykliker
Bei Adecco reagierten die Märkte wegen durchwachsener Margen- und Profitbilitätswerte mit Verkäufen, während die Aktie von LafargeHolcim trotz guter Zahlen ebenfalls unter Druck kam. Adecco profitiert prinzipiell von der anziehenden Weltwirtschaft. Bei LafargeHolcim wird dem neuen CEO Jan Jenisch eine erfolgreiche Belebung des Geschäftsgangs zugetraut. Bei der Aktie macht sich der Markt nach den umfangreichen und unerwarteten Wertberichtigungen im Jahresresultat zudem einige Hoffnungen.
ABB indessen verfehlte mit den Jahreszahlen die Prognosen, die Aktie entwickelt sich unterdurchschnittlich. Die Erwartungen an den weitverzweigten Technologiekonzern sind gemischt. Besser als bei Adecco, LafargeHolcim und ABB sehen die Zahlen und Aussichten bei Sika aus: Der Baustoffhersteller eilt von Erfolg zu Erfolg. Bei Givaudan wiederum zeigte sich die operative Leistung solide, doch der vorsichtige Ausblick belastet den Aktienkurs.
Versicherer
Bei der Swiss Re hapert es mit der Eigenkapitalrendite – wäre diese höher, würde wohl auch der Aktienkurs steigen. Bei der Zurich kommt die Restrukturierung voran, was sich auf die Profitabilität positiv auswirkt. Der Aktie wird weiteres Kurspotenzial zugetraut. Dank des profitablen Gebühren-Geschäfts ("Fees") läuft es auch bei der Swiss Life rund.
Die Kurse der drei Versicherungsaktien gingen trotz der Marktverwerfungen nur moderat zurück. Versicherer gelten grundsätzlich als Gewinner, wenn die Zinsen steigen, was aktuell der Fall ist. Was Anleger auch reizt: Versicherer sind gute Dividendenzahler. Auch Swiss Life steigt langsam in den Kreis der Dividenenperlen auf.
Luxusgüter
Die Swatch-Aktie gehörte vor den Kurskapriolen Anfang Februar zu den Gewinnern am Schweizer Aktienmarkt. 2017 legte die Aktie um 25 Prozent zu, angetrieben von wieder anziehenden Verkäufen vor allem in China. Die Uhren-Absatzkrise scheint sich zu beruhigen, wie die Zahlen zeigten. Die Märkte haben generell wieder mehr Vertrauen in Swatch: Das Unternehmen hat die Kosten im Griff und dürfte gut durchs 2018 kommen.
Warenprüfung
Der Prüfkonzern SGS legte ein Ergebnis vor, das als "solide" gewertet wird. Diese Wertung nehmen Analysten dann gerne vor, wenn sich nichts Überragendes an einem Resultat entdecken können. Der Markt zieht überdies in Zweifel, ob SGS die Margen im erhofften Umfang steigern kann. Begeisterung für die Aktie, die 2017 deutliche noch Sprünge verzeichnet hat, ist derzeit wenig auszumachen.
SMI-Konzerne nach den Jahreszahlen 2017¹
operative Leistung 2017 | Ausblick/Erwartungen | Performance seit Ergebnispräsentation | Kurspotential | |
ABB | mittel | vorsichtig | -3,2 Prozent (8.2.) | → |
Adecco | schwach/mittel | stabil | -4,5 Prozent (1.3.) | → |
Credit Suisse | gut | vorsichtig | -3 Prozent (14.2.) | → |
Givaudan | gut | mässig | -4,8 Prozent (26.1.) | → |
Julius Bär | mittel | stabil | -8,3 Prozent (31.1.) | → |
LafargeHolcim | mittel | stabil | -8,2 Prozent (2.3.) | ↑ |
Lonza | mittel/gut | vorsichtig/stabil | -11 Prozent (31.1.) | → |
Nestlé | mittel | vorsichtig | -4,9 Prozent (15.2.) | → |
Novartis | mittel/gut | vorsichtig/positiv | -10,1 Prozent (24.1.) | → |
Roche | schwach/mittel | mässig | -2,4 Prozent (1.2.) | → |
SGS | gut | mässig | -8,7 Prozent (23.1.) | → |
Sika | gut | positiv | -5 Prozent (23.2.) | ↑ |
Swiss Life | gut | positiv | -3,6 Prozent (27.2.) | ↑ |
Swiss Re | mittel | stabil | -4 Prozent (23.2.) | → |
Swisscom | mittel | mässig/stabil | -1,5 Prozent (7.2.) | → |
Swatch | gut | positiv | -9,2 Prozent (30.1.) | ↑ |
UBS | mittel | mässig | -10,9 Prozent (27.1.) | → |
Zurich | gut | positiv | -0,3 Prozent (8.2.) | ↑ |
¹Ohne Geberit (Zahlen 13.3.) und Richemont (Zahlen 18.5.)/Daten: cash.ch