Die Kehrtwende kam schon am Montag: Elon Musk hat einige Tage nach seinem Einstieg bei Twitter entschieden, nicht in den Verwaltungsrat des Kurznachrichtendienstes einzuziehen. Der Grund: Die Funktion hätte ihn daran gehindert, seinen Anteil über 14,9 Prozent hinaus aufzustocken. Plant Musk nun Twitter ganz zu übernehmen?

Mit einem Vermögen von 250 Milliarden Dollar wäre das für Musk finanziell kaum ein Problem - falls er das denn will. Er hat ja bereits angedeutet, dass er eine eigene Social-Media-Plattform anstrebt.

Börsennotierte Unternehmen wie Twitter und seine Investoren müssen freilich eine Menge Kleingedrucktes beachten. Darunter auch Statuten, die Musk daran hindern könnten, seine Position auszubauen, und die ein feindliches Angebot ziemlich schwierig machen könnten.

Derzeit ist nicht klar, was er vorhat. Folgende Optionen gibt es:

Mehr Aktien kaufen

Musk könnte weitere Twitter-Aktien am Markt kaufen und seine Position langsam ausbauen, bis er - möglicherweise zusammen mit einem Co-Investor oder einem anderen aktuellen Aktionär - genügend hat, um das Unternehmen zu kontrollieren. Das geht jedoch nicht heimlich: Musk muss jetzt jedes Mal melden, wenn er Aktien kauft oder verkauft.

Wenn er diesen Weg wählt, gibt das Twitter die Möglichkeit, eine mögliche Giftpille einzusetzen, um seine Bemühungen abzuwehren. Giftpillen sind üblich bei Unternehmen, die unter Beschuss von aktivistischen Investoren oder in feindlichen Übernahmesituationen stehen. Twitter könnten so etwas sehr schnell umsetzen.

Wahrscheinlich wartet Twitter zunächst Musks nächsten Schritt ab, bevor eine mögliche Giftpille zum Einsatz kommt. Solange könnte die Beziehungen zu dem Milliardär gepflegt werden.

Übernahmeangebot

Musk könnte den Aktionären von Twitter anbieten, deren Aktien abzukaufen. Dafür müsste er ihnen wahrscheinlich einen Aufschlag auf den aktuellen Kurs bieten würde. Das wäre eine teure Option, denn Twitter stieg bereits um 20 Prozent, bevor die Beteiligung von Musk bekannt wurde.

Andererseits ist er ja nicht knapp bei Kasse. Im Gegensatz zu vielen anderen grossen Technologieunternehmen hat Twitter nicht mehrere Aktienklassen. Viele institutionelle Anleger halten Anteile, die gross genug sind, das Blatt zugunsten von Musk wenden zu können, falls er diesen Weg geht.

Einen Partner finden

Private Equity-Firmen mögen Twitter. 2020 investierte Silver Lake eine Milliarde Dollar in das Unternehmen, und sein Co-Vorstandschef Egon Durban sitzt in Twitters Board. Medien- und Software-Unternehmen von Walt Disney bis Salesforce hatten in der Vergangenheit Übernahmeangebote für Twitter in Erwägung gezogen. Heute sind die Aktien allerdings viel teurer.

Der Analyst Tom Forte von D.A. Davidson hält es sogar für möglich, dass Musk "Tesla und Twitter zu einer Art Konglomerat verschmelzen könnte".

Eine Übernahme würde Finanzmittel und Banker erfordern, um das Unternehmen an den Verhandlungstisch zu bringen. Über Tesla und Space Exploration hat Musk eine Reihe von Banken an der Hand, die ihm bei einer solchen Transaktion helfen könnten (obwohl diese nach seinem "Finanzierung gesichert" Tweet von 2018 über die grösste Übernahme aller Zeiten - die nie zustande kam - womöglich vorsichtig sind).

Tesla arbeitet mit Goldman Sachs, die das Unternehmen 2010 an die Börse brachte, bis hin zu BarclaysCitigroup  und Credit Suisse zusammen, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Theoretisch könnte jeder von ihnen helfen.

Alles verkaufen

Womöglich wird es keine Transaktion geben und Musk beschliesst, seine Aktien zu verkaufen und Gewinne einzustreichen. In diesem Fall würde er wahrscheinlich eine Bank beauftragen, die Aktien als Paket zu verkaufen. Das wäre ein vergleichweise ruhiges Ende nach einem wilden Ritt, bis Musk sich der nächsten Sache zuwendet.

(Bloomberg)