Es war eine Wette darauf, dass bei Adecco doch nicht alles ganz so im Argen liegt, als der Grossaktionär Silchester International kürzlich seine Beteiligung von 3,07 auf 5,02 Prozent erhöhte. Denn spätestens seit dem Investorentag von Mitte September stand fest: Das organische Umsatzwachstum hatte sich in den ersten Wochen des dritten Quartals stark verlangsamt (cash berichtete).

Doch die Wette des britischen Vermögensverwalters scheint aufzugehen. Seit dem frühen Dienstagmorgen steht zwar fest, dass sich das Wachstumstempo bei Adecco weiter verlangsamt hat. Für die Monate September und Oktober weist der Stellenvermittler noch ein organisches Umsatzwachstum von einem Prozent aus.

Allerdings weiss der Zahlenkranz für das zurückliegende dritte Quartal ansonsten aber zu überzeugen. Auf den Stufen Bruttogewinn, operativer Gewinn (EBITA) und Reingewinn werden selbst die höchsten Analystenschätzungen übertroffen.

Schlüsselmarkt Frankreich weiss zu gefallen

Nach den Kursverlusten vom Vortag setzt die Adecco-Aktie an der Schweizer Börse SIX zu einer Erholung an. Zur Stunde gewinnt sie noch 3,3 Prozent auf 49,60 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 50,80 Franken. Mit einem Minus von gut 33 Prozent bleibt die Aktie seit Jahresbeginn jedoch auch weiterhin das Schlusslicht unter den Vertretern aus dem Swiss Market Index (SMI).

Dank einer vorteilhaften Kostenentwicklung habe der operative Gewinn die Erwartungen deutlich übertroffen, schreibt die Zürcher Kantonalbank in einer ersten Stellungnahme. Allerdings räumt die Bank ein, dass das Geschäftsmomentum vor dem Hintergrund der weiteren Eintrübung der Umsatzentwicklung in den Monaten September und Oktober anspruchsvoll bleibe. Die Aktie wird denn auch weiterhin nur mit "Marktgewichten" eingestuft.

Deutlich zurückhaltender äussert sich die UBS Investmentbank. Ihres Erachtens übertraf der operative Gewinn die Analystenerwartungen nur, weil letztere im Anschluss an den Investorentag von Mitte September kräftig nach unten genommen worden waren. Die Grossbank beobachtet die Abschwächung bei der sogenannten Exit-Rate sowie die Umstellungen bei staatlichen Subventionen im Schlüsselmarkt Frankreich mit einer gewissen Sorge. Die Aktie wird deshalb wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 48 Franken empfohlen.

Die Bank Julius Bär nimmt hingegen sowohl das "Hold" lautende Anlageurteil als auch das Kursziel von 60 Franken in "Überprüfung). Angesichts der andauernden Wachstumsverlangsamung seien selbst nach dem soliden dritten Quartal keine steigenden Gewinnschätzungen zu erwarten.

Silchester International mit zweiter «Baustelle»

Wie Händler ergänzen, spielten auf Stufe Reingewinn gleich mehrere einmalige Faktoren mit hinein. Während ein Veräusserungsgewinn in Höhe von 113 Millionen Euro und eine tiefere Steuerquote den Reingewinn künstlich aufblähten, schlugen ausserordentliche Wertberichtigungen in Höhe von 129 Millionen Euro sowie eine Belastung für die Adecco Group US Foundation im Gegenwert von 25 Millionen Euro negativ zu Buche.

Die steigenden Kurse dürften insbesondere den Grossaktionär Silchester International freuen. Neben dem 5,02-Prozent-Paket hält dieser nämlich auch eine 19 Prozent schwere Beteiligung am Vermögensverwalter GAM. Nach der Suspendierung eines Star-Fondsmanagers und der anschliessenden Schliessung der von ihm betreuten Fonds geriet die GAM-Aktie ins Rutschen. Mit einem Minus von mehr als 60 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aktie am Schweizer Aktienmarkt zu den Schlusslichtern. Gemäss Schätzungen aus dem hiesigen Handel kostete das den britischen Grossaktionär umgerechnet fast 300 Millionen Franken.

Beobachter bezeichnen sowohl das Engagement bei GAM, als auch jenes bei Adecco als "mutig". Dabei wird vor allem auf firmenspezifische Probleme bei den beiden Unternehmen verwiesen.