Was die Spatzen in Wien seit Wochen von den Dächern pfeifen, ist seit Dienstagabend bittere Gewissheit: Wegen einer Unterschriftenpanne verliert der Zugbauer Stadler Rail einen drei Milliarden Euro schweren Auftrag. Das österreichische Bundesverwaltungsgericht hat einen Rekurs von Konkurrent Alstom wegen eines Formfehlers gutgeheissen und den Zuschlag an den Ostschweizer Zughersteller für nichtig erklärt (cash berichtete).

An der Börse fiel der Kurs der Stadler-Rail-Aktie daraufhin auf 36,80 Franken zurück, konnte die Verluste im weiteren Handelsverlauf dann aber eingrenzen. Bei Sitzungsende resultierte dann noch ein überblickbares Minus von 0,6 Prozent auf 37,46 Franken.

Zugbauer für 2021 trotzdem auf Kurs?

Wie die UBS in einem Kommentar festhält, gilt der Entscheid des österreichischen Bundesverwaltungsgerichts denn auch nicht dem seinerzeitigen Zuschlag an Stadler Rail, sondern vielmehr einem angeblichen Formfehler bei den Unterschriften. Allerdings werde aus der ersten Auftragstranche über 500 bis 600 Millionen Franken und der damit verbundenen Vorauszahlung in Höhe von 160 Millionen Franken nun erst einmal nichts, wie der Autor weiter schreibt.

Seines Erachtens wäre Stadler Rail gerade die Vorauszahlung wohl nicht ungelegen gekommen. Der Autor glaubt jedoch, dass der Zugbauer die Talsohle beim freien Cashflow auch ohne die 160 Millionen Franken durchschritten haben dürfte. Während er selber für das gesamte 2021 mit einem freien Cashflow in Höhe von 258 Millionen Franken rechnet, liegen die durchschnittlichen Schätzungen sämtlicher Banken bloss bei 119 Millionen Franken. Geht es nach dem UBS-Analysten, wurden darin die 160 Millionen Franken noch nicht berücksichtigt.

UBS brachte Stadler Rail 2019 an die Börse

Er wähnt den Zugbauer deshalb sowohl beim diesjährigen Auftragseingang als auch beim freien Cashflow weiterhin auf Zielkurs und preist die Aktie mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 52 Franken zum Kauf an.

Ganz uneigennützig ist diese Kaufempfehlung nicht, war es doch die UBS, die Stadler Rail im April 2019 einst an die Börse brachte. Allerdings gibt sich auch die Zürcher Kantonalbank in einer ersten Stellungnahme eher entspannt. Ob der Formfehler bereinigt werden könnte oder eine Neuausschreibung des Auftrags nötig werde, sei momentan noch unklar. In beiden Fällen sei Stadler Rail jedoch in der "Pole-Position", was dem Aktienkurs zuträglich sein könnte, so die Zürcher Bank. Sie stuft die Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Aus Sicht von Julius Bär ist die Niederlage vor dem Wiener Gericht alles andere als erfreulich. Dennoch erachtet auch diese Bank die diesjährigen Ziele an den Auftragseingang und den freien Cashflow als noch immer erreichbar. Sie stuft die Aktie mit "Buy" und sogar einem Kursziel von 53 Franken ein.

Mit einem Minus von gut 5 Prozent hinkt die Stadler-Rail-Aktie dem breiten Schweizer Aktienmarkt seit Jahresbeginn weit hinterher. Sie notierte zuletzt sogar unter dem seinerzeitigen Ausgabepreis von 38 Franken.