Den Chefs der 40 Dax-Konzerne wurde im vergangenen Jahr im Schnitt eine Gesamtvergütung von 5,13 Millionen Euro gewährt, wie aus einer am Montag veröffentlichten Auswertung der Technischen Universität München für die Aktionärsvereinigung DSW hervorgeht. Im französischen Blue-Chip-Index CAC40 waren es mit 6,47 Millionen Euro ebenso deutlich mehr wie im Schweizer SMI mit 7,11 Millionen Euro.

Deutschland müsse "aufpassen, dass man vor dem Hintergrund der extremen Vergütungen im Ausland auch weiterhin im internationalen Wettbewerb die richtigen Kandidaten für die Leitung der Unternehmen" gewinnen könne, mahnte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Andererseits müsse man berücksichtigen, dass das Haftungsrisiko für deutsche Vorstandschefs "doch eher reduziert" sei.

Die USA spielen in einer ganz anderen Liga: Während in Deutschland 2022 kein Dax-Vorstandschef mehr als zehn Millionen Euro verdiente, lag im amerikanischen Dow-Jones-Index kein Top-Manager darunter. In der Schweiz verdienten die Chefs von UBS, Roche und Novartis umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro. In den USA erhielten die Vorstandschefs im Schnitt 24,9 Millionen Euro.

Mit umgerechnet 94,5 Millionen Euro blieb Apple-Chef Tim Cook als Top-Verdiener knapp unter der Schallmauer von 100 Millionen Dollar. Der Spitzenreiter von 2021, Intel-Chef Pat Gelsinger, landete mit knapp 10,8 Millionen Euro diesmal am unteren Ende der Rangliste. In Europa wäre er damit immerhin noch auf Rang acht zu finden. Die Gehälter in den USA schwanken deutlich stärker: Nur ein Zwölftel der Gesamtvergütung ist bei ihnen fix, im Dax ist es der Studie zufolge fast ein Drittel.

Durchschnittliche Gesamtvergütung der Dax-Vorstände sinkt

Der deutsche Top-Verdiener, Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, rangiert europaweit mit 9,2 Millionen Euro nur auf Platz 18. Oliver Blume, der neben Volkswagen auch noch die Sportwagen-Tochter Porsche führt, kommt mit seinen beiden Chefposten allerdings auf 9,3 Millionen Euro. Die Rangliste orientiert sich an den Summen, die den Vorständen für ihre Leistung im vergangenen Jahr zugesagt wurde, die aber zum Teil erst in einigen Jahren ausgezahlt werden.

Dabei haben die Aufsichtsräte die Latte für die Vorstände offenbar höher gelegt. Denn trotz höherer Umsätze und Gewinne sank die durchschnittliche Gesamtvergütung der Dax-Vorstände um 8,4 Prozent, wie Professor Gunther Friedl von der TU München sagte. Für das laufende Jahr rechne er mit leichten Zuwächsen, vor allem weil die Aktienkurse steigen, an die die Langfrist-Boni teilweise geknüpft sind. DSW-Geschäftsführer Tüngler geht wegen der Bremsspuren in der Konjunktur dagegen von allenfalls stabilen Manager-Gehältern aus.

(Reuters)