Am Abend des 16. Oktobers war die Welt für Swisscom noch in Ordnung. Die Aktie ging mit 566 Franken aus dem Handel, nachdem sie im Tagesverlauf auf 567,50 Franken geklettert war. Solche Kurse hatte man zuletzt im Sommer 2023 gesehen.

In den nachfolgenden Tagen und Wochen gerieten die Valoren des Telekommunikationsunternehmens aber ins Rutschen. Zunächst setzten Gewinnmitnahmen ein, die aufgrund der Performance von 10 Prozent seit Anfang Jahr nachvollziehbar waren.

Zu einem Kurssturz um fast fünf Prozent an einem Tag kam es Ende Oktober, als Swisscom die Zahlen zum dritten Quartal vorlegte. Umsatz und Gewinn nach neun Monaten sanken gegenüber dem Vorjahr und erfüllten die Erwartungen der von der Nachrichtenagentur AWP befragten Analysten nur teilweise.

Bis heute sind die Swisscom-Valoren weiter gefallen. Jüngst sanken sie zwar nicht unter die 500-Franken-Marke, kamen aber nur selten über 510 Franken hinaus. Damit bewegen sie sich auf einem ähnlich tiefen Niveau wie letztmals Anfang Juli. 

Was die nahe Zukunft betrifft, zeigte sich CEO Christoph Aeschlimann an der Präsentation der Drittquartalszahlen zuversichtlich. Swisscom sei mit einem soliden Ergebnis weiter auf Kurs und bestätige den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. «Mit unserem Netz, Angebot und Service agieren wir auf höchstem Niveau», so der Swisscom-Chef.

Analysten sehen Kurspotenzial von minus 18 bis plus 18 Prozent

Unter Analysten gehen die Meinungen derweil auseinander. Jener von Redburn Atlantic, Steve Malcolm, sagt «Verkaufen» und sieht die Titel der grössten Schweizer Kommunikationunternehmens auf 418 Franken sinken. Das Abwärtsrisiko beträgt folglich 18 Prozent. Praktisch gegenteilig äussert sich der zuständige Analyst von BNP Paribas Exane, Joshua Mills. Er empfiehlt, die Aktie zu kaufen. Mit einem Kursziel von 600 Franken impliziert er knapp 18 Prozent Luft nach oben.

Beide Analysten sind in ihren Einschätzungen offenbar kaum ablenkbar: Während die Swisscom-Papiere vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2024 zuerst stark stiegen und dann markant fielen, blieb Malcolm bei seiner pessimistischen Prognose - «Sell» mit Kursziel zwischen 421 und 410 Franken. Und Mills hielt am «Buy»-Rating fest, das Kursziel passte er einmal an, von 610 auf 600 Franken.

Total gibt es laut Bloomberg sieben «Buy»- und fünf «Sell»-Ratings sowie neun «Hold»-Ratings. Entsprechend gibt es neben den Extrempositionen von Redburn Atlantic und BNP Paribas Exane vermittelnde Ansichten. Die Expertin der Landesbank Baden-Württemberg, Bettina Deuscher, bildet mit ihrer Einschätzung - «Hold»-Rating und Kursziel von 550 Franken - fast genau den Konsens ab. Ausgedeutscht darf man interpretieren: Wer die Aktie schon besitzt, kann sie weiter im Depot lassen und mittelfristig auf einen Kursgewinn hoffen. Wer sie noch nicht hat, wird sich zumindest vorerst zurückhalten.

Weitere Anhaltspunkte wird Swisscom liefern. Im Februar 2025 wird das Jahresergebnis 2024 vorgestellt. Zudem: «Die Übernahme von Vodafone Italia verläuft nach Plan», verwies CEO Christoph Aeschlimann anlässlich des Drittquartalreports auf die Übernahme des italienischen Telekommunikationsunternehmens.

Als diese Transaktion im März angekündigt wurde, sprang die Aktie von Swisscom kurzfristig um zehn Prozent nach oben. Ob ein solcher Kursanstieg noch einmal stattfinden wird, wenn die Übernahme definitiv über die Bühne geht, ist fraglich. Denn die Eckwerte sind bekannt und deswegen wohl schon im gegenwärtigen Kurs abgebildet: Der Kaufpreis beträgt acht Milliarden Euro, mit dem Zusammenschluss von Vodafone Italia und der Swisscom-Tochter Fastweb sollen Synergien gehoben werden und ein führender Telekommunikationsanbieter entstehen. Nun wird die Übernahme für das erste Quartal 2025 erwartet - ebenso, dass das Auslandengagement diesmal gelingt.

Ein positiver Einfluss auf den Kurs könnte von der Dividendenzahlung ausgehen. Swisscom hat seit 2011 stets 22 Franken bezahlt. So wird es der Voraussicht nach diesmal wieder sein. Anleger können sich die Zahlung sichern, wenn sie die Aktie bis zum letzten Handelstag mit Dividendenberechtigung kaufen. 2024 war dies der 28. März, der Tag nach der Generalversammlung.

Reto Zanettin
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