Bei der Vorlage der Tesla-Quartalszahlen am Mittwoch nach US-Börsenschluss sprach der exzentrische Firmenchef Musk ausführlich über sein Lieblingsthema: Tesla sei gerade dabei, die Genehmigung in einer Reihe von Bundesstaaten zu bekommen, darunter Kalifornien, Nevada, Arizona und Florida. Ab dem kommenden Jahr solle das Geschäft in grösserem Umfang aufgelegt werden, vorausgesetzt, die Behörden spielten mit. Doch das könnte schwierig werden.
Im ersten Halbjahr verkaufte das lange blühende US-Unternehmen 13 Prozent weniger Autos, in Europa fiel das Minus fast dreimal so hoch aus. Dabei spielen die alternde Flotte, die zunehmende Konkurrenz durch etablierte Hersteller und chinesische Newcomer eine Rolle, dazu kommt der Schaden, den die Marke durch das umstrittene politische Engagement Musks genommen hat. Weil demnächst in den USA zudem die Steuererleichterung für Käufer von Elektroautos wegfällt, räumte Musk selbst ein, dass das Unternehmen vor «ein paar schwierigen Quartalen» steht. «Die Zahlen sprechen für sich», sagte Ross Gerber, Tesla-Aktionär und Chef der Investmentfirma Gerber Kawasaki Wealth and Investment Management. «Sie sind schlecht für ein Wachstumsunternehmen, das nicht wächst.»
Investoren schauen bei Robotaxis genauer hin
Musk selbst redet seit langem von Robotaxis als Wachstumstreiber. In jedem Jahr seit 2016 kündigte er an, dass die Technologie im jeweils kommenden Jahr marktreif sein werde. Jetzt, wo das E-Autogeschäft schwächelt, nehmen die Investoren seine Worte aber genauer unter die Lupe. Analyst Paul Miller vom Beratungsunternehmen Forrester verwies auf die Aussage Musks, wonach eine Verfügbarkeit des Dienstes für die Hälfte der US-Bevölkerung von der Zustimmung der Aufsichtsbehörden abhänge. «Diese Einschränkung ist wichtig, weil diese Genehmigungen ihre Zeit brauchen», sagte er.
Wie lange, zeigt das Beispiel Kalifornien. Die tech-affine Gegend um San Francisco steht bei Musk ganz oben auf der Liste der Regionen, in denen die Robotaxis fahren sollen. Dort benötigen Unternehmen eine ganze Reihe von Genehmigungen von zwei Aufsichtsbehörden, bevor sie ihre Autos fahren lassen können. Bislang liegt aber nur eine erste Teilgenehmigung vor. Sprecher beider Behörden erklärten am Mittwoch, das Unternehmen habe noch nicht die nötigen Anträge gestellt, die autonomen Fahrzeuge zu testen und zu betreiben.
Einen festen Zeitplan für die Marktzulassung gibt es nicht. Die Alphabet-Tochter Waymo, die ihre Robotaxis in Los Angeles und der Bay Area um San Francisco betreibt, hat allerdings neun Jahre und mehr als 13 Millionen Testmeilen benötigt, bis ihre Fahrzeuge schliesslich 2023 für den kommerziellen Betrieb freigegeben wurden. Tesla hat seit 2016 ganze 562 Testmeilen absolviert, wie aus den jüngsten Daten des Bundesstaates hervorgeht. In den vergangenen sechs Jahren kamen demnach keine weiteren Tests dazu. Tesla antwortete nicht auf eine Bitte um Stellungnahme dazu.
Schneller könnte es in anderen Bundesstaaten gehen, etwa in Nevada, wo die Behörden Gespräche mit Tesla bestätigten. In Arizona wurde nach Angaben des Verkehrsministeriums ein Zulassungsantrag gestellt. In Austin im US-Bundesstaat Texas ist seit kurzem sogar schon eine kleine Flotte von Robotaxis in Betrieb, allerdings noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben.
Bei den Tesla-Investoren nimmt entsprechend die Ungeduld zu. Nach mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen brach die Aktie des einstigen Börsenlieblings in New York um acht Prozent ein. Gene Munster vom Vermögensverwalter Deepwater Asset Management sagte, er sei enttäuscht darüber, dass Tesla keine Details vorgelegt habe, wie viele Fahrzeuge in Austin auf der Strasse seien und wann der Dienst für die Öffentlichkeit freigegeben werde. Er spricht von einem Ablenkmanöver von Musk. «Es sieht so aus, als ob er sich davor drückt, klar zu sagen, wie alles wirklich läuft.»
(Reuters/cash)