Die Valoren der Lem Holding notieren am Freitag um 10.30 Uhr bei 295 Franken mit einem Plus von 1,2 Prozent, während der Swiss Performance Index (SPI) 0,56 Prozent höher steht. Seit Jahresbeginn haben die Titel von Lem 60 Prozent an Wert verloren und notierten am Mittwoch auf dem tiefsten Stand seit März 2010. 

Der Elektronikkomponenten-Hersteller hatte Anfang November schwache Halbjahreszahlen präsentiert und die Mittelfristziele um zwei Jahre nach hinten verschoben. Seither hagelte es eine Kursziel- und Rating-Senkung nach der anderen. 

Für den Kursrutsch am Mittwoch war die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zuständig, welche ein ziemlich düsteres Bild malte. Der zuständige Analyst Florian Sager stufte den Titel von Lem in einer Studie nach eingehender Prüfung von «Übergewichten» direkt auf «Untergewichten» herab.

Der ZKB-Experte führte dabei drei Gründe an. Erstens der anhaltende Wettbewerb durch chinesische Akteure sowohl innerhalb als auch ausserhalb Chinas, zweitens in Angesicht der jüngsten Reduktion des Ausblicks keine Aussicht auf eine Erholung im Geschäftsjahr 2028 und drittens die Tatsache, dass die Aktien derzeit immer noch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21x gehandelt werden. Sager von der ZKB erachtet dies als zu teuer.

Das Fazit für den Analysten Sager ist deshalb klar. «Lem steht in China, ihrem grössten Markt - 38 Prozent des Umsatzes im Geschäftsjahr 2025, aufgrund des intensiven Preiswettbewerbs und einer Wachstumslücke von 20 bis 40 Prozent gegenüber lokalen Wettbewerbern seit 2024 vor erheblichen Herausforderungen.»

Chinas Bestreben, bis 2027 vollständig auf heimische EV-Chips umzustellen, und die Bevorzugung lokaler Hersteller bedrohen den Marktanteil von Lem zusätzlich. Der Experte der ZKB passt entsprechend seine EPS-Schätzungen für das 2027 und 2028 um -6,4 Prozent beziehungsweise -30,7 Prozent an.

Wird es doch besser?

Deutlich weniger pessimistisch zeigt sich der Experte von Vontobel. Arben Hasanaj betont, Lem habe seinen mittelfristigen Ausblick aufgrund der begrenzten Markterholung und des anhaltenden Preiswettbewerbs im November erneut anpassen müssen. Er hält im Gegensatz zur ZKB die neuen mittelfristigen Ziele für realistisch.

«Der aktuelle Marktpreis spiegelt unseres Erachtens jedoch eine noch pessimistischere Einschätzung wider, weshalb wir an unserem 'Buy'-Rating festhalten», betont der Vontobel-Analyst.

Allerdings schwinde die Geduld der Anleger verständlicherweise, und Lem muss das Vertrauen durch schrittweise und zuverlässige Ergebnisse zurückgewinnen, während es sich mit den zyklischen und strukturellen Herausforderungen auseinandersetze. Vontobel stuft den Titel mit «Buy» und einem Kursziel von 340 Franken ein. Das ergibt ein Auswärtspotenzial von 15 Prozent. 

Gemäss AWP-Analyser stufen zwei Analysten den Titel mit «Kaufen» und drei mit «Halten» ein. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 472 Franken. 

(cash/AWP)