Eine Rezession droht. In Europa tobt ein Krieg. Energie ist knapp und teuer. Die Inflation galoppiert. Ein perfekter Fahrplan in die Abwärtsspirale. Oder?
Angesichts der Mehrfachkrise, mit der Deutschland und Europa kämpft, gaben sich die die Spitzenbanker von Europas grösster Volkswirtschaft beim Stelldichein der Branche in Frankfurt einigermassen entspannt. "Ich gehe nicht in das Lager der düsteren Propheten", erklärte etwa Helaba-Chef Thomas Gross bei der Euro Finance Week. Zwar werde es wohl eine spürbare Rezession geben. Eine mittel- oder längerfristige strukturelle Krise sehe er aber nicht. Das Land könne auf die Anpassungsfähigkeit der deutschen Industrie und des Mittelstands setzen.
Auch Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp urteilt: "Die Lage ist besser als die Stimmung." DZ-Bank-Co-Chef Cornelius Riese würde "zu etwas mehr Optimismus raten".
Und Lutz Diederichs, Deutschlandchef von Europas grösster Bank BNP Paribas, sieht die Bank-Bilanzen nicht im Krisenmodus. Für Wertberichtigungen bei den Firmenkunden gebe es derzeit keinen Anlass.
Dass dem so ist, dürfte auch ein Stück weit am deutschen Steuerzahler liegen, gab Gross selbst zu. Eine Vielzahl staatlicher Beihilfen federt Risiken ab, die sich dann vielleicht nicht in den Bilanzen der Kreditinstitute niederschlagen. Es oblag einmal mehr EZB-Chefaufseher Andrea Enria zu warnen, dass man diese Unterstützung in der Geschäftsplanung nicht als gegeben annehmen sollte.
(Bloomberg)