Wenn Führungskräfte in einem heikleren Börsenumfeld Aktien kaufen, schauen Anlegerinnen und Anleger bei solchen Transaktionen genauer drauf als ohnehin schon. Und eher unangenehm geht es an den Aktienmärkten seit einigen Wochen zu und her. Der Swiss Market Index (SMI) hat seit Anfang September mehrere Prozent verloren - allein am Montag verlor der SMI zeitweise über 6 Prozent.

Top-Managerinnen und Verwaltungsräte müssen private Aktienkäufe und -verkäufe des eigenen Unternehmens bei der Swiss Exchange Regulation veröffentlichen. Weil Führungskräfte mehr wissen über das Innenleben des Unternehmens, sind die Transaktionen immer wieder eine Fundgrube und Spekulationstreiber für Investorinnen und Investoren.

Den Aktienkäufen durch Mitglieder der Teppichetage wird in der Regel mehr Beachtung geschenkt als den Verkäufen. Denn sie wirken wie ein Tatbeweis für das Vertrauen in die "eigene" Firma und deren Gedeihen. Bei den Aktienverkäufen liegen die Beweggründe oft im privaten Bereich. Zum Beispiel, wenn eine teure Anschaffung (Immobilie oder Auto) ansteht.

Doch welche Schweizer Firmenchefs oder Verwaltungsrätinnen waren mutig und selbstbewusst genug, in den letzten Wochen Aktien zu kaufen? Hier die wichtigsten Transaktionen: 

1) Holcim

In insgesamt fünf Transaktionen haben ein (oder mehrere) Geschäftsleitungsmitglieder des Zementriesen Aktien im Wert von 724'000 Franken gekauft. Die Summe ist zwar nicht alle Welt. Dennoch sind die Käufe wahrscheinlich ein Indiz dafür, dass die Firmen-Insider den Rückgang der Holcim-Aktie als nicht gerechtfertigt erachten.

Das Holcim-Kursminus im September beträgt weit über 10 Prozent. Seit Mitte April hat der Titel sogar gegen 25 Prozent verloren – trotz laufend positiver Analystenkommentare. Selbst der Verkauf des Brasilien-Geschäfts für gut eine Milliarde Dollar brachte der Aktie nur kurzfristig etwas Schwung. 

Die jüngste Kursschwäche der letzten Wochen hat allerdings einen handfesten Grund: Die angeblichen Schutzgeldzahlungen der französischen Lafarge in Syrien an die Terrormiliz Islamischer Staat. Holcim könnte sich mit dem US-Justizministerium aussergerichtlich darüber einigen, hiess es zuletzt seitens eines UBS-Analysten. Dieser rechnet in seinen Modellen keine Rückstellungen ein und belässt das Kursziel bei 63 Franken (derzeitiger Kurs: 45 Franken).

2) Lem

Bei Lem hat wahrscheinlich ein einzelner Verwaltungsrat in sechs Transaktionen Aktien für 715'000 Franken gekauft. Der Elektronikkomponenten-Hersteller hat im September an der Börse ebenfalls korrigiert, allerdings auf hohem Niveau. Das Kursplus seit Mitte Mai, als Lem die Jahreszahlen bekannt gegeben hatte, betrug bisweilen fast 50 Prozent.

Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2021/22 steigerte das Westschweizer Unternehmen sowohl den Umsatz als auch den Gewinn deutlich. Angetrieben wird das Geschäft von der guten Nachfrage aus China. Die Bewertung der Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwas unter 50 animiert jedoch nicht zum Kauf.

Kursentwicklung der Lem-Aktie in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash)

3) Ypsomed

Der fünfmalige Aktienkauf eines Verwaltungsrates in der Höhe von gesamthaft 71'300 ist von der Summe her bescheiden. Allerdings wird bei Ypsomed seit Mitte Juni vonseiten der Topetage kontinuierlich dazugekauft. Die Aktienkäufe summieren sich seither auf etwa 300'000 Franken.

Ganz offensichtlich hat man auch hier die Kursschwäche der Aktie genutzt, die seit dem Dreijahreshoch im April bis 15 Prozent zurückgekommen ist. Ypsomed, Hersteller von Injektions- und Infusionssystemen, steht am Anfang eines Investitionszyklus, welcher der Firma längerfristig Schwung geben sollte. Dazu gehört der Kooperationsvertrag mit dem Pharmakonzern Eli Lilly für den US-Markt. Daran sind grosse Hoffnungen geknüpft – es ist gleichzeitig auch ein grosses Risiko (siehe cash-Artikel dazu hier). Das KGV für 2022 liegt bei unter 30.

4) SPS

Beim grössten kotierten Schweizer Immobilienkonzern gibt es im September nur eine Kauftransaktion zu registrieren - die ist allerdings recht umfangreich. Ein Verwaltungsrat hat Aktien im Wert von 469'000 Franken gekauft. Das ist das grösste SPS-Management-Transaktionspaket seit mindestens drei Jahren – und der erste Zukauf überhaupt seit Oktober 2020.

Auch dieser Kauf wurde bei sinkendem Aktienkurs getätigt. Die SPS-Aktie ist noch einiges vom Rekordstand von 125 Franken (derzeit: 91 Franken) entfernt, der kurz vor dem Ausbruch der Coronakrise erreicht worden war. SPS ist schweizweit grösster Besitzer von Büro- und Detailhandelsliegenschaften, entsprechend herrscht bei Investoren noch immer eine Grundskepsis gegenüber der Aktie. Seit dem Mehrjahrestiefstand vom Oktober 2020 hat die Aktie erst etwas mehr als 20 Prozent aufgeholt. Der Aktienkauf des SPS-Verwaltungsrates könnte einige Investoren dazu ermutigen, ihre Zweifel über Bord zu werfen.Kursentwicklung der SPS-Aktie in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash)