Üblicherweise schütten Schweizer Unternehmen Dividenden im ersten Halbjahr aus. Ems-Chemie, Richemont und Logitech nehmen die Ausschüttungen aber in der zweiten Jahreshälfte vor. Auch beim Small-Cap Klingelnberg werden Dividendenjäger in der zweiten Jahreshälfte fündig.
So können Investoren jedoch auch in der zweiten Jahreshälfte vom sogenannten «Dividendenknick» profitieren. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, bei dem Aktien den Kursabschlag nach einem Dividendenabgang in kürzester Zeit wieder aufholen. Das funktioniert nicht immer, aber oft - besonders in Abwesenheit von markt- oder titelrelevanten Neuigkeiten und einem ruhigen Marktumfeld.
Kaufen Anleger die Papiere vor dem Ex-Datum - dem Tag, an dem die Titel um den Dividendenabgang bereinigt gehandelt werden -, können sie gleich zweimal kassieren. Einmal die Dividende und ein weiteres Mal den nachgeholten Kursabschlag auf den Aktien.
Prominente Dividendenzahler
Dividendenzahlungen von Schweizer Firmen müssen von der Generalversammlung (GV) genehmigt werden und werden üblicherweise zeitnah nach dem GV-Termin ausbezahlt. Da bei fast allen Unternehmen in der Schweiz das Geschäftsjahr im Dezember endet, finden auch die GVs und Ausschüttungen in der ersten Jahreshälfte statt. Bei Richemont, Logitech, Klingelnberg enden die Geschäftsjahre jedoch Ende März, bei Ems-Chemie im April.
Ex-Datum | Dividende* | Rendite | Kurs* | |
Logitech | 22.09.2025 | 1,26 | 1,7% | 75,6 |
Klingelnberg | 25.08.2025 | 0,5 | 3,9% | 12,85 |
Richemont | 17.09.2025 | 3 | 2,0% | 147,6 |
Ems-Chemie | 12.08.2025 | 17,25 | 2,7% | 636,5 |
Quelle: LSEG; *in Franken.
Richemont hat bis auf eine Restrukturierung im Jahr 2009 und während der Pandemie die Dividenden stets erhöht. Ems-Chemie schüttet neben einer Basisdividende eine jährliche Sonderdividende aus. Diese passt sich dem volatilen Geschäftsverlauf an und stellt sicher, dass mit den Ausschüttungen die Substanz nicht angetastet wird. Die Ausschüttungsquoten sind fix und orientieren sich an den operativen Ergebnissen. Logitech nahm 2012 eine grosszügige einmalige Kapitalrückzahlung an die Investoren vor. Seit der Einführung einer ordentlichen Dividende im Jahr 2013 wird diese kontinuierlich erhöht - dieses Jahr um knapp 9 Prozent.
Beim Small-Cap Klingelnberg - Börsenwert von etwas über 112 Millionen Franken - ist die Dividendenhistorie kurz und unsicher. Der Industriekonzern nimmt seit 2019 Ausschüttungen vor, mit Aussetzern in 2020 bis 2022. Ebenfalls wird die Dividende nicht jedes Jahr erhöht. Ende August sollen wie im letzten Jahr 50 Rappen an die Aktionäre gehen.
Hervorragend in steigenden Märkten
Wie funktioniert dieser «Dividendenknick»? Beispielsweise kündigte Nestlé in diesem Jahr eine Dividende in der Höhe von 3,05 Franken an. Ausbezahlt wurde sie am 24. April, als Ex-Dividenden-Datum galt der 22. April. Die Nestlé-Titel schlossen am Vortag bei 87,98 Franken. Nach dem verlängerten Osterwochenende legte der Handel bei 86,89 Franken los - nur 1,09 Franken tiefer. Bereits am 24. April hatten die Papiere den Dividendenabgang egalisiert.
Dasselbe war auch bei Geberit zu beobachten. Vor dem Ex-Datum am 17. April schlossen die Aktien bei 551,20 Franken. Die Dividende pro Aktie betrug 12,80 Franken. Obwohl der Handel in der Folgewoche 14,80 Franken tiefer eröffnete, egalisierten die Geberit-Titel den Abgang nur drei Tage später und notierten bei 556,60 Franken.
Besonders gut funktioniert die Dividendenknick-Strategie in steigenden Märkten - so wie es im April der Fall war. Doch auch in ruhigen Gewässern kann sie aufgehen. Ems-Chemie zahlte im vergangenen August eine Dividende von 16 Franken pro Aktie. Die Aktie startete am Ex-Datum 14,50 Franken tiefer und hatte bereits sechs Handelstage später die Kursverluste aufgeholt.
Kurz- und mittelfristiges Gewinnpotenzial
Wie hat diese Strategie bei den vier Aktien abgeschnitten? Für die Beantwortung dieser Frage hat cash.ch die Ausschüttungen der vergangenen sechs Jahre analysiert. Erreicht der Aktienkurs innerhalb eines Monats nach dem Ex-Datum mindestens den Schlusskurs des Vortags, gilt die Strategie als erfolgreich.
Bei Logitech hat die Dividendenknick-Strategie in allen Fällen funktioniert. Auch bei Ems-Chemie war sie in der Mehrheit erfolgreich - in zwei Dritteln der Fälle. Bei Richemont hat sie hingegen nur in der Hälfte zu einem positiven Resultat geführt. Die Klingelnberg-Aktien weisen dagegen die niedrigste Erfolgsquote auf: In nur einem der drei Fälle hat es geklappt.
Besonders im Nullzinsumfeld gewinnen Dividendenaktien erneut an Attraktivität. Bis auf Klingelnberg gehören die drei prominenten Konzerne aber eher zu den konservativen Dividendenzahlern - die Renditen von 1,7 bis 2,7 Prozent liegen unterhalb jener des Swiss Performance Index (SPI) von etwa 3,1 Prozent.
Wird der kurzfristige Dividendenknick mit dem des Kurspotenzials kombiniert, ergeben sich hingegen durchaus interessante Anlagemöglichkeiten. Besonders bei Richemont und Logitech sehen Analysten Potenzial.
Richemont leidet unter einer Flaute im Luxusgütermarkt, und bei Logitech lauert die Gefahr des globalen Handelskonflikts. Die Aktien haben im bisherigen Jahresverlauf deshalb unterdurchschnittlich abgeschlossen. Das Einpreisen einer zukünftigen Erholung des Endmarkts China kann bei den Richemont-Aktien immer weniger ausgeschlossen werden - die Bedingungen im Reich der Mitte halten immerhin bereits einige Jahre an. Und die US-Importzölle bewegen die Märkte längst nicht mehr, nachdem das Kürzel «Taco» Einzug in die Finanzwelt genommen hat: «Trump Always Chickens Out». Auf Deutsch: Trump macht immer einen Rückzieher.
Experten sehen deshalb ein Kurspotenzial von 13 Prozent bei Richemont und 8 Prozent bei Logitech. Addiert man die Dividendenrendite, ergibt sich ein Gewinnpotenzial auf die nächsten zwölf Monate von 15 respektive 10 Prozent.
1 Kommentar
Warum soll man vom nachgeholten Kursabschlag profitieren wenn man vorher zum hohen Kurs gekauft hat?