«Die Situation verändert sich laufend und wir analysieren derzeit die Auswirkungen auf unsere wenigen betroffenen Fonds, wobei wir alles daransetzen, die Interessen unserer Kundinnen und Kunden zu wahren», erklärte das Institut am Mittwoch. US-Gerichtsunterlagen zufolge ist die Anlagesparte der Bank direkt und indirekt mit insgesamt mehr als 500 Millionen Dollar bei dem zusammengebrochenen Unternehmen engagiert. Das Engagement erstreckt sich demnach auf Schuldtitel und Lieferketten-Finanzierungsvereinbarungen, die auf mehrere Fonds verteilt sind, darunter mindestens einer der Hedgefonds-Sparte O'Connor.

First Brands hatte vergangene Woche Gläubigerschutz beantragt, nachdem Kreditgeber Unregelmässigkeiten in der Finanzberichterstattung des Unternehmens untersucht hatten. Den Gerichtsunterlagen zufolge hat das Unternehmen Verbindlichkeiten von insgesamt 11,6 Milliarden Dollar. Die Pleite hat Anleiheinvestoren verunsichert und Ängste vor grösseren Belastungen an den Märkten für Unternehmensanleihen geschürt. Auch andere Institute sind betroffen: Die US-Bank Jefferies gab am Mittwoch bekannt, dass sie über einen Fonds mit 715 Millionen Dollar bei First Brands engagiert ist.

Der Fall triff die UBS in einem heiklen Moment, obwohl sie zuletzt eine Reihe von prominenten Rechtsfälle abhaken konnte, erklärte Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. «Nun taucht aber eine weitere Leiche auf und das zu einem ungünstigen Zeitpunkt.» Mitten in der Diskussion um deutlich schärfere Eigenmittelanforderungen, die die Schweizer Regierung gegen den Willen der Bank einführen will, komme ein Rechtsstreit mit möglichen Schadenersatzklagen ungelegen. «Die Parallelen zum Greensill-Fall sind jedenfalls nicht von der Hand zu weisen.» Der Kollaps der Lieferketten-Finanzierungsfirma Greensill im Jahr 2021 hatte der Credit Suisse schwere Verluste eingebrockt. Zusammen mit einer Reihe von weiteren Skandalen erodierte das Vertrauen der Kunden und Anleger so weit, dass die Bank 2023 in einer staatlich orchestrierten Aktion von der UBS geschluckt wurde. Bei Greensill war das Engagement der Credit Suisse allerdings um ein Vielfaches grösser als bei First Brands.

Eine Mai kündigte die UBS an, die Tochter O'Connor an den US-Broker Cantor Fitzgerald zu verkaufen. Noch ist die Transaktion nicht vollzogen. Die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtete am Mittwoch mit Bezug auf Insider, dass Cantor Fitzgerald eine Änderung der Kaufkonditionen erwirken wolle, weil O'Connor nach dem First-Brands-Zusammenbruch Verluste drohten. Die New Yorker Investmentbank diskutiere, den im Zentrum des First-Brands-Falles stehende Teil von O'Connor aus dem Deal auszuklammern und den Gesamtpreis zu senken. Die UBS wollte sich zu dem Bericht nicht äussern.

(Reuters)