Investoren kehrten diese Woche den lange hochgejubelten US-Techwerten nach den Geschäftszahlen zum dritten Quartal weitgehend den Rücken. Alleine Microsoft und Alphabet verloren am Mittwoch zusammen 280 Milliarden Dollar an Börsenwert nach Bekanntgabe der Drittquartalszahlen.

Die Amazon-Aktien verloren am Freitag 7 Prozent, der Börsenwert sank zeitweise auf unter 1 Billion Dollar. Der Online-Händler stimmte auf ein schwaches Weihnachtsgeschäft ein und warnte wegen der steigenden Kosten vor einem möglichen Gewinneinbruch. Auch die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal fiel schlechter aus als von Analysten erwartet. "Die grossen Techfirmen sind nicht immun gegenüber konjunkturellen Schwächephasen, besonders dann, wenn sie ihr Geschäft mit Verbrauchern machen", sagte Rick Meckler, Partner bei der Investmentfirma Cherry Lane aus New Jersey.

Besonders stark unter Druck kam die Facebook-Mutter Meta. Die Aktien verbuchten am Donnerstag mit einem Minus von knapp 25 Prozent den zweitgrössten Tagesverlust der Firmengeschichte. Dadurch schrumpfte der Börsenwert der Facebook-Mutter um fast 86 Milliarden Dollar. Das entspricht fast der gesamten Marktkapitalisierung von Siemens. Mit 96,38 Dollar waren Meta-Titel am Donnerstag zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp sieben Jahren. Analysten verwiesen darauf, dass Meta weiterhin Geld in kapitalintensive Projekte stecke, während der Werbemarkt austrockne. 

Die Aktien von Microsoft, Amazon und Alphabet verzeichnenn in diesem Jahr eine Rückgang von mehr als 30 Prozent, verglichen mit etwa 18 Prozent beim S&P 500. Die Aktien von Meta verzeichnen gar ein Minus von 71 Prozent.

Tech-Aktien noch immer nicht billig

Die Aktien sind nach dem Ausverkauf nun günstiger, aber sie sind alles andere als ein Schnäppchen. Denn Analysten müssen jetzt ihre Gewinnschätzungen für diese Unternehmen herunterschrauben, sagt Mark Haefele, Chief Investment Officer bei UBS Global Wealth Management, zu Bloomberg. Das sei notwendig, um die Abschwächung der wirtschaftlichen Fundamentaldaten zu widerzuspiegeln, die in den Berichten zum dritten Quartal hervorgehoben wurden.

Und wenn diese Analysten-Schätzungen (basierenend auf den prognostizierten Gewinnen) sinken, dann werden die Bewertungen für die Aktien wieder nach oben schnellen, so Haefele weiter. "Die Gewinnschätzungen für die Tech-Aktie erscheinen zu hoch angesichts der US-Inflation, sinkendem Unternehmensvertrauen und der Verschärfung von finanziellen Rahmenbedingungen".

Immerhin gibt es auch Lichtblicke am Tech-Horizont. Ein Stimmungsaufheller waren etwa die überraschend starken Quartalszahlen von Apple. Sie drängten die Warnung vor einem Umsatzrückgang in den Hintergrund. "Apple ist nicht wie die übrigen Technologiefirmen gestrauchelt und zeigt, wie es gehen kann", sagt Analyst Ben Barringer vom Vermögensverwalter Quilter Cheviot. Auch wenn im laufenden Quartal eine Abkühlung zu erwarten sei, schlage sich das Unternehmen besser als die Konkurrenz. Die Aktien des iPhone-Anbieters legten am Freitag um 7,5 Prozent zu.

Von zurückgeschraubten Zielen bei Intel liessen sich Investoren ebenfalls nicht beirren. Der Aktienkurs des Chip-Herstellers kletterten am Freitag um 10,6 Prozent. Positiv werteten Investoren den überraschenden Anstieg der Erlöse im PC-Geschäft auf 8,1 Milliarden Dollar. Ausserdem kürzte das Unternehmen sein Investitionsbudget für das laufende Jahr auf 25 von 27 Milliarden Dollar. "Einsparungen sind in schwierigen Zeiten zwar notwendig", sagte Glenn O'Donnell, Chef-Analyst des Research-Hauses Forrester. Intel müsse aber darauf achten, an der richtigen Stelle zu sparen.

Die Papiere von Pinterest stiegen um 13,7 Prozent. Der Quartalsumsatz der Online-Fotopinnwand stieg den Angaben zufolge überraschend stark um acht Prozent auf 684,6 Millionen Euro. "Schätze, wir wissen jetzt, wohin Facebooks Werbe-Dollar geflossen sind", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. 

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