Die «Gold-Bugs» dürfen sich freuen: Am Montag hat Gold ein neues Rekordhoch von 4'115 Dollar pro Feinunze erreicht. In Franken gerechnet stieg der Preis des gelben Edelmetalls auf einen neuen Höchstwert von 106'325 Franken pro Kilo. Innerhalb dreier Jahre hat sich der Goldpreis in Franken gerechnet fast verdoppelt.
Nach der jüngsten Rally haben die Experten die Preisziele nach oben angepasst. Am weitesten geht Société Générale mit 5'000 Dollar, gefolgt von US-Investmentbank Goldman Sachs, welche ein Kursziel von 4'900 Dollar per Ende 2026 ausruft. Optimistisch zeigt sich auch die UBS, welche einen mittelfristigen Preis von 4'200 Dollar auf dem Zettel hat.
Die Argumente der Bullen sind die anhaltenden Goldkäufe der Zentralbanken, die starke Anlegernachfrage, geopolitische Instabilität, wirtschaftliche und fiskalpolitische Sorgen in den USA, Zweifel an der Unabhängigkeit der Federal Reserve sowie die Erwartung weiterer Zinssenkungen.
Gerade die starken Käufe der Zentralbanken sind ein Hauptfaktor für die Rallye. «Viele Notenbanken, insbesondere aus den Schwellenländern, haben seit dem Ukraine-Krieg und der damit einhergehenden US-Sanktionen gegen Russland begonnen, ihre Währungsreserven zu diversifizieren. Gemäss einer Umfrage des World Gold Council (WGC) wird die Rolle von Gold als strategischer Vermögenswert von den Zentralbanken weiterhin geschätzt und die überwiegende Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass die Goldreserven der Zentralbanken in den nächsten zwölf Monaten weltweit steigen werden», schreibt die Zürcher Kantonalbank in einer Analyse am Montag.
Von der jährlichen Goldproduktion von rund 4'500 Tonnen gehen 1'877 Tonnen an die Schmuckindustrie, 1'180 Tonnen an Privatanleger und ETFs, 1'045 Tonnen an die Zentralbanken und 326 Tonnen an die Industrie. Das zeigen Daten des Branchenverbandes World Gold Council für 2024.
Gerade bei der Schmuckindustrie scheint sich der hohe Goldpreis jedoch negativ bemerkbar zu machen. Erste Zahlen aus dem wichtigen Verarbeitungsland Indien zeigen, dass das Wachstum bei der Nachfrage nach Gold wegen der hohen Preise stagniert. Ein Warnsignal sei auch, dass der Goldpreis an der Börse in Shanghai inzwischen rund 2 Prozent tiefer notiert als an der US-Börse. Dies lässt darauf schliessen, dass die Nachfrage aus China angesichts des hohen Goldpreises nachlässt, so die Experten der ZKB.
Aus der etwas schwächeren Nachfrage auf einen Einbruch bei der Goldnachfrage zu schliessen, ist gemäss den Ökonomen der ING Bank in London verfrüht. Angesichts des weiterhin unsicheren Wirtschaftsumfelds und des Bestrebens, sich vom US-Dollar abzuwenden, würden die Zentralbanken ihre Goldreserven auch in Zukunft weiter aufstocken.
Eine Antwort haben die ING-Experten parat, warum die Goldpreis-Rallye in eine Baisse münden könnte. Sie fassen dies mit einem Wort zusammen: Weltfrieden. In diesem Fall würde die Nachfrage unter Privat- und ETF-Anlegern sinken. Deshalb könnte es entsprechend zu einem grösseren Ausverkauf kommen. Bleiben die Preise zu lange hoch, könnte zudem die physische Nachfrage nach Gold stärker sinken und zu einem Nachfragerückgang führen.