Seit dem letztjährigen Tiefststand bei knapp über 10’000 Punkten Ende September hat sich der Swiss Market Index (SMI) trotz steigender Zinsen und Konjunktursorgen dank seiner defensiven Qualitäten eindrücklich zurückgemeldet. Selbst der Einbruch aufgrund der Bankenturbulenzen im März wurde innerhalb kürzester Zeit wettgemacht, so dass der Schweizer Leitindex mit knapp 11'600 Zählern auf dem höchsten Niveau seit Juni 2022 steht.

Die Erholung ist breit abgestützt. Gerade acht Titel haben seit Jahresbeginn ein geringeres Kursplus als der SMI mit plus 8 Prozent erzielt. Darunter fällt frei von Überraschung die gerettete Credit Suisse (-72 Prozent). Vorneweg schreiten die Aktien von Sonova (+31 Prozent), Lonza (+28 Prozent) und Holcim (+25 Prozent).

Rückenwind erhält die Schweizer Börse von den defensiv ausgerichteten Unternehmen: Das Schwergewicht Novartis hat nebst anderen solide bis gute Zahlen für das erste Quartal abgeliefert und ihre zuversichtliche Guidance beibehalten. Eine Ausnahme der Regel bildet im SMI der Computerzubehör-Hersteller Logitech, der im letzten Quartal mit einem deutlichen Umsatzrückgang zu kämpfen hatte, aber immerhin beim Gewinn zu überzeugen vermochte.

Viele Marktbeobachter erwarten aber, dass die makroökonomische Abkühlung bei den Unternehmen an der Schweizer Börse vermehrt Spuren hinterlassen wird: "Ich rechne damit, dass die Gewinnschätzungen für die nächsten Quartale noch zu optimistisch sind," sagte BLKB-Anlagechefin Fabienne Hockenjos im cash-Interview. Die Marktexpertin würde ein erneute Korrektur nicht überraschen, würde diese aber gleichzeitig für Zukäufe nutzen.

Für Hoffnung sorgte zuletzt auch die Geldpolitik - obwohl die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins letzte Woche je um 25 Basispunkte anhoben. Dem Fed-Watch-Tool der CME Group zufolge wird die amerikanische Fed die Zinsen auf den Sitzungen im Juni und Juli unberührt lassen, bevor sie bis Ende Jahr auf ein Zielband von 4,25 bis 4,5 Prozent gesenkt werden. Die Frage ist schlussendlich, was der Markt mit den jüngsten Kursanstiegen schon eingepreist hat und ob die erwartete Zinssenkung in Übersee bereits in diesem Jahr Realität wird. 

Es erstaunt aufgrund dieser gegenläufigen Tendenzen nicht, dass die Börsenteilnehmer über die zukünftige Richtung an den Märkten ziemlich unsicher sind, wie die jüngste Umfrage der US-Grossbank Bank of America zeigt: Das in Geldmarktfonds gehaltene Geld ist auf ein Rekordwert von 5,3 Billionen Dollar angestiegen. Dieses Ausmass deutet darauf hin, dass Investoren weiterhin pessimistisch für Aktien sind. Gestaltet sich die konjunkturelle Entwicklung besser als gedacht, könnten daher Käufer an den Markt zurückkehren und die Kurse weiter nach oben treiben.

"Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." Dieses Zitat, welches dem Schriftsteller Mark Twain zugeschrieben wird, drängt sich jetzt geradezu auf, wenn es um die Vorhersage von Börsenentwicklungen geht. cash.ch stellt den Leserinnen und Leser deshalb die Frage, ob die Schweizer Börse gemessen am Swiss Market Index (SMI) aufgrund der beschriebenen Ausgangslage in den knapp drei Monaten bis Ende Juli weiter zulegen wird.

(cash)