Die italienische Grossbank UniCredit versucht in ihrem Russland-Geschäft nach den Worten ihres Chefs Andrea Orcel einen Spagat. Einerseits versuche die Bank, die internationalen Sanktionen zu befolgen, andererseits wolle man eine Verstaatlichung durch die Regierung in Moskau vermeiden, sagte Orcel am Donnerstag auf einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bankenaufsicht. Der Versuch, nicht gegen die westlichen Sanktionen zu verstossen, erfordere einen «galaktischen» Aufwand. Niemand könne sich sicher sein, diese vollständig zu erfüllen.

Die russische Seite wolle, dass man Fehler mache, um eine Verstaatlichung zu rechtfertigen, sagte Orcel. «Wir sind sehr vorsichtig, diese Fehler nicht zu machen, denn wir würden ein Kapital von 3,8 Milliarden Euro auf dem Silbertablett servieren.» Dies werde er nicht tun. Das Geld liege vollständig in bar vor. Im Falle einer Verstaatlichung würde UniCredit einen Teil des Schadens ausgleichen, indem sie 1,5 Milliarden Euro an Firmeneinlagen aus ihrer russischen Einheit in Italien behält.

Die russische UniCredit-Tochter zählt neben der österreichischen Raiffeisen Bank International (RBI) zu den grössten westlichen Banken in Russland. Beide Geldhäuser müssen auf Druck der EZB ihr hochprofitables Geschäft in dem Land reduzieren. Die RBI ist nach eigenen Angaben bereits mehrfach mit Verkaufsplänen in Russland gescheitert. Die Banken haben die Vergabe neuer Kredite eingestellt, sind jedoch nach lokalem Recht verpflichtet, Einlagen anzunehmen. Diese werden bei der russischen Zentralbank geparkt.

Die italienische Regierung hatte ein Übernahmeangebot von UniCredit für die heimische Rivalin Banco BPM blockiert. Zur Begründung hiess es, das Russland-Geschäft der Grossbank stelle eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar. Orcel hatte diese Darstellung als «inakzeptabel» bezeichnet. 

(Reuters)