Als Investor sei man zwar bei den üblichen Gesprächen dabei, die das Management der Frankfurter Bank mit den Investoren führt, sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Ich würde mir nur wünschen, dass wir uns einfach an einen Tisch setzen und gemeinsam auf die Fakten und Möglichkeiten schauen, die so ein Zusammenschluss bereithält. Leider geschieht das im Moment nicht.»
Die italienische Grossbank hat seit Längerem ein Auge auf die Commerzbank geworfen. Sie hatte unlängst mitgeteilt, den Einfluss bei der Commerzbank wie geplant auszubauen. Dadurch nehme der Stimmrechtsanteil auf 26 Prozent zu. Zu gegebener Zeit werde Unicredit erneut Terminkontrakte tauschen, wodurch der Anteil dann auf 29 Prozent steige. Unicredit ist inzwischen mit grossem Abstand der grösste Aktionär. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp wehrt sich gegen eine Übernahme. Auch die Bundesregierung hat sich dagegen ausgesprochen. Der deutsche Staat hält gut zwölf Prozent an der Bank und ist damit zweitgrösster Anteilseigner.
Orcel sagte der Zeitung, er könne nicht einschätzen, ob es irgendwann zu einer Übernahme komme. Würden seine Aktionäre nicht mehr zufrieden mit dem Commerzbank-Investment sein, könne er den Anteil auch einfach wieder mit Gewinn verkaufen. «Was würde passieren, wenn eine Bank, die nicht aus der EU stammt, am meisten für unsere Anteile bieten würde? Dann müsste ich aus Verpflichtung meinen Aktionären gegenüber diese Offerte annehmen», sagte der Manager. «Würde mir das gefallen? Nicht unbedingt, ich versuche ja seit einem Jahr, eine noch stärkere Bank in Europa zu schmieden.» Sei das aber nicht gewünscht, würden die Regeln der freien Marktwirtschaft gelten.
Ob Commerzbank-Chefin Orlopp einen guten Job mache, könne er noch nicht beurteilen. «Ob jemand gute Arbeit leistet, können Sie im Bankgeschäft nicht nach drei, vier Quartalen beurteilen. Das geht frühestens nach drei oder vier Jahren.» Ein neues Management habe einige Möglichkeiten, an einigen kurzfristigen Schrauben zu drehen, um die Bank besser aussehen zu lassen. Irgendwann komme allerdings der Punkt, an dem man wirklich etwas verändern müsse. «Das ist echte Transformation. Ob es dazu in der Commerzbank wirklich schon gekommen ist, lässt sich jetzt noch nicht sagen.»
(Reuters)