Und so gehen die Ziele für den marktbreiten US-Aktienindex hoch bis zu 8000 Punkten, sollte die Fed die Zinsen tatsächlich weiter zurückfahren. Konservativere Schätzungen gehen von 7500 Punkten aus. Aktuell steht der S&P 500 bei rund 6850 Punkten. Unwägbarkeiten gibt es allerdings einige: Die Konsumlaune wird leiden, wenn die Unternehmen die Zolllast auf die Kundinnen und Kunden überwälzen.
Und: Sollte Donald Trump die US-Notenbank noch fester unter Druck setzen oder entsteht der Eindruck, dass er indirekt die Leitzinsen dirigiert, werden die Renditen der US-Staatsanleihen wohl in die Höhe schiessen. Und das ist Gift für den Aktienmarkt.
Weiterhin beschäftigen dürfte auch die Frage, inwieweit sich im Technologiesektor eine Blase gebildet hat. Zwar schreiben Unternehmen wie Nvidia Quartal für Quartal Gewinne. Die Bewertung der Aktie ist gegenüber dem Gesamtmarkt aber deutlich gestiegen. Die Investitionen in Künstliche Intelligenz, die schon seit einiger Zeit boomt, werden in den USA zweifellos weiterlaufen. Anleger werden vor einem Investment prüfen, ob die Unternehmen Gewinne schreiben, diese steigern und die Markterwartungen erfüllen können.
Wer weiterhin auf den KI-Boom setzen will, kauft die Aktien, die in diesem Sektor schon lange boomen: Nvidia, Palantir, Broadcom, Meta, Amazon, Microsoft. Von der KI-Welle haben in diesem Jahr auch viele unbekanntere Werte profitiert, wie zum Beispiel jene, die dem Hedge-Fonds Peconic Partners eine Traumrendite eingebracht haben. Der Fonds setzte auf Quanta Services, Dycom Industries und MasTec. Es sind Infrastruktur-Firmen, welche Stromleitungen und Glasfasernetze bauen. Sollte der KI-Boom weitergehen, dürften auch sie weiter profitieren.
Fraglich ist jedoch, ob diese Aktien ein viertes aufeinander folgendes Jahr mit hohen Zuwächsen beenden werden. Dazu kommt: «Wir fühlen uns unbehaglich mit bestimmten Aspekten des Booms, darunter dem jüngsten Anstieg von Kreislauffinanzierungen», schreiben die Experten Royal Bank of Canada (RBC) angesichts der Entwicklungen im Technologiesektor.
Apple als «sicherer Hafen» für Tech-Anleger gesehen
Bei Kreislauffinanzierungsgeschäften investiert ein KI-Unternehmen in ein anderen und dieses wiederum kauft Leistungen seines Geldgebers ein. Das kann gut gehen, doch wenn eine Firma ins Schlingern gerät, werden auch die anderen ins Wanken kommen. Nicht zuletzt deshalb setzt der viel beachtete Investor Michael Burry nun auf fallende Kurse bei Big Tech, unter anderem Nvidia, Palantir und Tesla. In Acht nehmen sollten sich die Anleger insbesondere vor der Aktie von Oracle, dessen Verschuldung im 2025 deutlich zugenommen hat.
Insgesamt müssen die Anleger bei US-Aktien ihr Portfolio breiter diversifizieren. Eine Überlegung wert ist die Aktie von Apple mit dem grossen Produkteportfolio des Unternehmens. Der Titel notiert zwar auf einem Rekordhoch, ist die in diesem Jahr hinter den anderen grossen Tech-Aktien zurückgeblieben. Bisweilen wird die Aktie auch als «sicherer Hafen» für Tech-Anleger gesehen, sollte es bei Nvidia, Palantir & Co. zu deutlichen Kursrückgängen kommen. Eine gewisse Unsicherheit ist aber der mögliche Abgang von CEO Tim Cook im 2026 – und wie die Investoren seinen Nachfolger beurteilen.
Wer sich anders aufstellen will, trifft auch ausserhalb des Technologiesektors auf Chancen - etwa im Gesundheitswesen. Ein Beispiel ist Eli Lilly, das Pharmaunternehmen, welches das alte Jahr erfolgreich abschliessen und dann mit entsprechendem Rückenwind in das neue Jahr starten will. Das Unternehmen hat kürzlich als erster Pharmakonzern die Bewertung von einer Billion Dollar überschritten und hat den Konkurrenten Novo Nordisk beim Medikamenten gegen Fettleibigkeit deutlich hinter sich gelassen.
Die Aktie von Walmart hat sich seit März 2023 im Wert fast verdreifacht. Allein in den letzten vier Wochen betrug das Plus fast 20 Prozent. Die US-Bürger werden wohl weiterhin billigere Produkte vorziehen und Günstig-Supermärkte wie Walmart besuchen, womit Walmart an der Börse weiterhin gut performen wird.
In den Fokus rücken können auch Dividendentitel mit defensivem Profil. Klassiker sind die Getränkeproduzenten Coca-Cola und PepsiCo oder der Spirituosenhersteller Brown-Forman, zu dem unter anderem die Marke Jack Daniels gehört. Etwas vergessen geht oft der kanadische Öl- und Gaskonzern Canadian Natural. Er hat seine Ausschüttungen über 25 Jahre um 21 Prozent pro Jahr angehoben.

