Der US-Aktienmarkt bleibt weiterhin stark. Das marktbreite Börsenbarometer S&P 500 sowie der Technologie-Index Nasdaq 100 haben am Freitag erneut Rekordwerte erreicht. Der S&P 500 hat in diesem Jahr 12 Prozent zugelegt, der Nasdaq 15 Prozent.
Einzig der Leitindex Dow Jones hinkt etwas hinterher. Er verzeichnet ein Plus von 7 Prozent. Zum Vergleich: Der Swiss Market Index liegt in diesem Jahr 5 Prozent im Plus. Unter den grösseren Märkten weltweit ist dies der geringste Zuwachs.
Analysten der Société Générale haben die Gründe für den Anstieg an den Märkten in fünf Punkten zusammengetragen: Der Gewinnzyklus der US-Unternehmen hat sich über den Technologiesektor hinaus ausgeweitet. Die Unternehmensaktivität gewinnt zudem an Dynamik, darunter sind Aktienrückkäufe, Börsengänge, Fusionen und Übernahmen sowie Investitionen auch ausserhalb des Technologiesektors.
Ein nicht-rezessiver Lockerungszyklus der Fed schafft zudem ein positives Umfeld für thematische Aktieninvestitionen. Die Zinssenkungen der Fed dürften den Schwung der Börsen ebenfalls unterstützen. Die Korrelationen der Aktienperformance bleiben schliesslich unterdurchschnittlich, was sowohl für aktienspezifische als auch für thematische Investitionen spricht.
Allerdings wird die Liste von potenziellen Störfaktoren und Gefahren für die Rallye länger: Das sind zum Beispiel eine Reihe von Enttäuschungen bei den Unternehmenszahlen wichtiger Unternehmen, welche die Rallye angetrieben haben. Dann haben die Bewertungen der US-Aktien sehr hohe Niveaus erreicht: Der Dow Jones handelt bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 23, der S&P 500 bei 25 (und damit so hoch wie seit 2002 nicht mehr) und der Nasdaq gar bei einem KGV von 35. Beim SMI sind es - zum Vergleich - deren 18.
Erwartung von weiteren Zinssenkungen
Negativmeldungen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz - wie im Stil von DeepSeek, könnte die US-Börsen ebenfalls zurückwerfen. Der Zollkrieg der USA mit anderen Ländern und einer einhergehenden konjunkturellen Verschlechterung schwebt ebenfalls über den Märkten.
Von der US-Wirtschaft kamen diesbezüglich bereits einige negative Signale. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nahmen zuletzt deutlich zu. Damit verdichten sich die Hinweise auf eine Abschwächung des US-Arbeitsmarktes.
Sam Stovall, Chef-Investmentstratege bei CFRA, erwartet dennoch, dass die Rallye anhält, auch weil US-Aktien gleichzeitig mit anderen entwickelten Aktienmärkten Rekorde verzeichnen, was historisch gesehen ein starkes Signal war, wie Bloomberg den Strategen zitiert.
Unterstützung erhält die Börsenrallye durch neue Kursziele, welche Analysten jüngst ausgerufen haben. Die Deutsche Bank, Barclays, Wells Fargo oder Yardeni Research haben alle ihre Ziele für den S&P 500 angehoben. Goldman Sachs und Morgan Stanley veröffentlichten ebenfalls optimistische Prognosen für 2026. Dahinter steckt die Erwartung weiterer Zinssenkungen nach einem Zinsschritt am 17. September.
Keith Lerner, Anlagechef bei Truist Advisory Services, beobachtet die Entwicklungen des Marktes genau. Er ist zwar optimistisch, was die dramatischen Produktivitätssteigerungen durch KI angeht, sieht aber auch Veränderungen im KI-Narrativ als potenzielles Risiko für den Marktanstieg. «Wir sind weiterhin investiert», sagte Lerner zu Bloomberg und fügte hinzu: Angesichts der hohen Erwartungen an diesen Bereich «müssen wir sehen, ob die Zahlen stimmen».
(cash)