«Unsere Analysen deuten darauf hin, dass Gold bis zur zweiten Jahreshälfte 2026 auf etwa 2500 bis 2700 Dollar je Unze zurückgeht», schrieben die Analysten der Citigroup in einem Bericht. Der Rückgang könnte durch eine nachlassende Investmentnachfrage, verbesserte globale Wachstumsaussichten und Zinssenkungen der US-Notenbank Fed ausgelöst werden.
In diesem Jahr war Gold um 30 Prozent gestiegen und hatte im April ein Rekordhoch erreicht, nachdem die unberechenbare Handelspolitik von Donald Trump sowie die Krise im Nahen Osten die Nachfrage nach sicheren Häfen angetrieben hatten. Zudem wurde der Aufschwung durch Sorgen um das US-Defizit und Staatsanleihen sowie durch stetige Goldkäufe von Zentralbanken unterstützt, die ihre Reserven breiter aufstellen wollen.
Geopolitische Unsicherheiten und Zentralbanken
In einer Umfrage unter 72 Notenbanken gaben 43 Prozent an, ihre Goldreserven aufstocken zu wollen. Das sind deutlich mehr als die 29 Prozent im Vorjahr und der höchste Wert seit Beginn der Erhebung durch den World Gold Council (WGC) und YouGov vor acht Jahren.
Die Kaufdynamik verdoppelte sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, als das Einfrieren eines Grossteils der russischen Devisenreserven die Attraktivität von Gold als unabhängige Reserve unterstrich.
«In einigen Zahlen sehen wir wirklich bemerkenswerte Entwicklungen», sagte Shaokai Fan, weltweiter Leiter des Zentralbankengeschäfts beim WGC, dem Branchenverband der Goldproduzenten. «Die westlichen Länder haben den Verkauf eingestellt und die Schwellenländer kaufen verstärkt, um aufzuholen und ihre Goldreserven auszubauen.»
Ab dem vierten Quartal 2025 könnte die Investmentnachfrage nach Gold jedoch nachlassen, falls es «eine moderate Verbesserung des globalen Wachstumsklimas» gibt, da ein konjunkturstützender US-Haushalt Wirkung entfaltet und Trumps Handels- und Wirtschaftspolitik weniger belastend wirkt, so die Citi-Analysten. Zudem sehen sie «grossen Spielraum, dass die Fed ihre restriktive Geldpolitik wieder auf ein neutrales Niveau senkt».
Im Basisszenario der Bank - mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent - wird erwartet, dass sich Gold im nächsten Quartal oberhalb von 3000 Dollar je Unze stabilisiert, bevor der Preis fällt. Im Bullenszenario (20 Prozent Wahrscheinlichkeit) könnte der Goldpreis im dritten Quartal sogar ein neues Rekordhoch erreichen, falls Sorgen um Zölle, geopolitische Spannungen und Stagflation zunehmen. Im Bärenszenario (ebenfalls 20 Prozent) droht ein Ausverkauf, unter anderem bei einer raschen Beilegung von Handelskonflikten.
Zuletzt wurde Spot-Gold bei rund 3393 Dollar je Unze gehandelt. Am Dienstag schwankte der Preis stark, nachdem Trump wegen des Konflikts zwischen Israel und Iran zunächst die Evakuierung Teherans gefordert und anschliessend den G7-Gipfel vorzeitig verlassen hatte.
(Bloomberg)