Die durch Bankenzusammenbrüche hervorgerufene Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung hat laut Bank of America (BofA) die Stimmungsindikatoren gegenüber US-Aktienanlagen auf das negativste Niveau seit mehreren Jahren gedrückt. Das könnte für Aktienbullen ein Grund zum Feiern sein: Der sogenannte "Verkaufsseiten-Indikator" der BofA - der die von verschiedenen Strategen empfohlene Vermögensallokation abbildet - ist nach dem Abrutschen im März nun nahe an ein Niveau herangekommen, das ein "Kauf-Signal" anzeigt. 

"Die Konsens-Aktienallokation der Wall Street war ein zuverlässiger Gegenindikator", sagten BofA-Strategen unter der Leitung von Savita Subramanian am Montag in einer Mitteilung an Kunden. "Mit anderen Worten ist es ein bullisches Signal, wenn wie jetzt die Strategen an der Wall Street extrem negativ eingestellt sind."

Während sich der Indikator mit 52,7 Prozent derzeit noch im neutralen Bereich befindet, ist die Kennzahl seit dem Höchststand im Jahr 2021 um sieben Prozentpunkte gefallen. Dieser Rückgang deute darauf hin, dass die Sorgen um Aktien nunmehr deutlich am Abnehmen seien. Entsprechend sei eine positive Überraschung an den US-Aktienmärkten gegen oben wahrscheinlicher als eine negative, so das BofA-Team.

Kolanovic erwartet weitere Stimmungsverschlechterung

Wenig optimistisch bleibt der Perma-Bär Marko Kolanovic, Stratege von JPMorgan. Er erwartet, dass die Risikobereitschaft, die die diesjährige Aktienrallye befeuert hat, ins Stocken geraten dürfte. Dies vor allem durch den Gegenwind durch Bankenturbulenzen, einen Ölschock und ein nachlassendes Wachstum. Das werde die Aktienindizes wieder auf ihre Tiefststände von 2022 treiben.

"Die Fed hat keine Absicht signalisiert, die Zinssätze in diesem Jahr zu senken. Aber Risikoanlagen zeigen eine beispiellose Rallye, wobei europäische Aktien nahe Allzeithochs gehandelt werden und US-Aktien die jüngsten Verluste wieder wettmachten", schrieb Kolanovic am Montag in einer Mitteilung an Kunden. "Wir erwarten, dass sich die Risikostimmung umkehrt und dass der Markt in den kommenden Monaten das Tief des letzten Jahres erneut testet."

Nach Ansicht von Kolanovic machen die Zuflüsse in Aktien in den letzten Wochen "wenig Sinn" und wurden grösstenteils von systemischen Anlegern, einem Short Squeeze und einem Rückgang des Cboe Volatility Index oder VIX getrieben. Ein Rückgang des VIX unter 20 deutet auf eine wenige stressige Phasen hin, weil die Anleger glauben, dass die Bankenkrise in naher Zukunft eingedämmt werde.

Wilson erwartet heftige Nasdaq-Korrektur

Michael Wilson von Morgan Stanley - eine weitere, prominenteste bärische Stimmen zu US-Aktien - warnt davor, dass die Rallye bei Technologieaktien nicht nachhaltig sei und der Sektor auf neue Tiefststände zurückkehren werde.

Der Nasdaq 100 sei in einen Bullenmarkt eigentreten, als Investoren nach dem Zusammenbruch mehrerer US-Kreditgeber aus wirtschaftlich sensiblen Sektoren wie Banken flohen. Wilson sagte, dass diese Rotation zum Teil deshalb stattfindet, weil Technologie als traditioneller defensiver Sektor angesehen wird. Der Stratege stimmt dieser These nicht zu und ist der Ansicht, dass Aktien von Versorgern, Grundnahrungsmitteln und des Gesundheitswesens das bessere Risiko-Ertrags-Profil aufweisen.

"Tech ist eigentlich prozyklischer und erreicht zusammen mit dem breiteren Markt in Bärenmärkten einen Tiefpunkt", hält Wilson in einer Notiz fest. "Wir raten, auf ein dauerhaftes Tief im breiteren Markt zu warten, bevor wir aggressiver in Technologie investieren, da der Sektor typischerweise eine Phase starker Outperformance nach dem Tiefpunkt erlebt - eine Zeit, in der seine Zyklizität nach oben zu seinen Gunsten wirkt", schreibt er weiter.

Darüber hinaus werde die Erwartung, dass die Federal Reserve ihre geldpolitische Straffung bald beenden wird, die Anleger enttäuscht zurücklassen. "Wir sehen das kürzlich erweiterte Bankenfinanzierungsprogramm nicht als eine Form der quantitativen Lockerung, die letztendlich stimulierend für Risikoanlagen sein wird", so Wilson.

Ein Einbruch bei Technologieaktien könnte die Märkte erheblich beeinträchtigen, nachdem der Sektor trotz Befürchtungen, dass eine Bankenkrise zu einer starken Verschlechterung des Wachstums führen könnte, der Hauptgrund für den Anstieg des S&P 500 Index um 3,5 Prozent im März war. Microsoft, Apple und Nvidia waren im letzten Monat die grössten Gewinner in der Benchmark, während Banken die grössten Verlierer waren.

(cash/Bloomberg)