Die an der Schweizer Börse SIX kotierte Zuger Elektrotechnikgruppe mit italienischen Wurzeln erwirtschaftet 65 Prozent des Umsatzes in europäischen Märkten. Das Kerngeschäft der Gruppe sind Sensoren, Schaltstellen und andere elektronische Komponenten, die in der Industrie und in Gebäuden zum Einsatz kommen.

Der Umsatz von 147 Millionen Franken lag im abgeschlossenen Geschäftsjahr über den Analystenerwartungen, die Profitabilität hat die Experten hingegen eher enttäuscht. Die Betriebsmarge sank von 12,4 auf 9,5 Prozent, wobei das Resultat im Vorjahr von einem Sondereffekt geprägt gewesen war. Die Aktie von Carlo Gavazzi verliert am Donnerstag über 5 Prozent.

Durch die starke Europa-Ausrichtung profitiert das Unternehmen vom sich abschwächenden Franken. Die Gefahr ist aber, dass eine langsamere Eurozonen-Konjunktur, wie sie im Moment mehr und mehr prognostiziert wird, das Unternehmen belasten wird. Hegt das Mangement deswegen Befürchtungen?

"Nein, das beunruhigt mich nicht", sagt Valeria Gavazzi, die Präsidentin des Verwaltungsrates, im cash-Video-Interview. "Wir sind historisch ein europäisches Industrieunternehmen, aber wir investieren schon seit vielen Jahren in östlichen und westlichen Märkten." Der grösste Einzelmarkt sind im Moment die USA.

Nordamerika steht für ein Fünftel des Umsatzes, während in Asien 15 Prozent der Einnahmen erwirtschaftet werden. Insgesamt stieg der ausserhalb Europas erzielte Umsatz leicht. Der Ferne Osten zeigt dabei das grösste Wachstum: Im Geschäftsjahr 2017/18 stieg der Umsatz in Europa um 4,3 Prozent, in Nordamerika um 3,2 Prozent, in Asien hingegen um über 18 Prozent.

Innerhalb von zehn Jahren sei die Präsenz in Asien deutlich gesteigert worden. Die Zahl der Vertriebsveranwortlichen liege heute bei über 100, während auch die Niederlassungen ausgebaut würden, sagt Gavazzi. "Wir haben nun bereits 20 Vertretungen vor Ort und planen, diese Zahl zu erhöhen."

Der Kurs der Inhaberaktie von Carlo Gavazzi in den vergangenen fünf Jahren (Grafik: cash.ch)

Die Aktionärsstruktur bleibt indessen unverändert. Carlo Gavazzi ist nach wie vor ein von der Gründerfamilie geprägtes Unternehmen. Valeria Gavazzi kontrolliert direkt und indirekt knapp 74 Prozent der Stimmen am Unternehmen und hält 41,5 Prozent des Kapitals des 1931 in Mailand entstandenen Unternehmens. Für die Industriegruppe bestehen sowohl Inhaber- als auch Namenaktien.

Der Free Float der Inhaberaktie beträgt 54 Prozent: Eine Erhöhung der auf dem Markt gehandelten Aktien sei derzeit nicht geplant, sagt die Firmenlenkerin zu cash.ch. Eine Einheitsaktie, wie sie beispielsweise vor kurzem der Bauchemiekonzern Sika eingeführt hat, ist bei Carlo Gavazzi wohl nicht vorgesehen.

Im cash-Video-Interview äussert sich Valeria Gavazzi auch dazu, wie sich das weltweit agierende Unternehmen im weltweiten Handelskonflikt sieht. Sie beantwortet zudem die Frage, wie sie als Grossaktionärin den Aktienkurs sieht, nachdem Inhaberaktie von einem Rekordstand bei 373 Franken Mitte 2017 inzwischen wieder auf 319 Franken gefallen ist.