Die Valoren der Online-Apotheke DocMorris gewinnen am Dienstagmorgen bis 10.30 Uhr 0,80 Prozent auf 8,23 Franken hinzu. Der Kursanstieg fiel gering aus, nachdem die Aktie vorbörslich noch mit einem Kursplus von 2,1 Prozent zu gefallen wusste. 

Grund für die vorbörsliche Nachfrage war die Veröffentlichung der Quartalszahlen des niederländischen Konkurrenten Redcare Pharmacy - vormals Shop-Apotheke, welche auf der ganzen Linie zu überzeugen vermochte. Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy hat im zweiten Quartal operativ überraschend mehr verdient als vor einem Jahr. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um rund ein Fünftel auf etwas mehr als 18 Millionen Euro. Von Bloomberg erfasste Experten hatten mit einer Stagnation des operativen Ergebnisses gerechnet. Zudem bestätigte das Unternehmen die Guidance. 

Jan Koch, Analyst bei der Deutschen Bank, bleibt bei Redcare entsprechend optimistisch. Er stuft den Titel mit «Buy» und einem Kursziel von 214 Franken ein. Das entspräche mehr als einer Kursverdoppelung. Redcare meldete im Juni einen Marktanteil von 0,87 Prozent im 55-Milliarden-Euro-Rx-Markt - Rx steht dabei für elektronisches Medikamentenrezept. Das war eine leichte Verbesserung gegenüber 0,82 Prozent im März respektive April unter Neutralisierung des Ostereffekts. Das Management von Redcare prognostiziert 2025 ein Gesamtumsatzwachstum von grösser 25 Prozent sowie eine Umsatzsteigerung auf etwas weniger als 500 Millionen Euro.

Bei DocMorris hatte der Experte der Deutschen Bank sein Modell Anfang Juli an die kürzlich abgeschlossene Kapitalerhöhung in Höhe von 200 Millionen Franken angepasst. Der Erlös diene der Finanzierung des mittelfristigen Wachstums und der möglichen Rückzahlung der Wandelanleihe in Höhe von 95 Millionen Franken. Unter Berücksichtigung dieser neuen Aktienanzahl reduzierte Koch von der Deutschen Bank das Kursziel bei DocMorris auf 8 Franken gegenüber 20 Franken. Er beliess die Einstufung auf «Hold» ohne Änderungen an den operativen Prognosen. Das Kursziel impliziert ein Abwärtspotenzial von 3 Prozent. 

So beeindruckend die Zahlen von Redcare auch sind, für die Zürcher Kantonalbank dürften die Valoren von DocMorris ebenfalls nicht vom Fleck kommen. Nach der Kapitalerhöhung und den nun verfügbaren Mitteln stehe die Schweizer Online-Apotheke unter Druck, einen starken Ramp-up bei den Rx-Umsätzen zu erzielen und damit das eigene Geschäftskonzept und die eigene Profitabilität unter Beweis zu stellen.

Dabei bleibe die Neukundenakquise ein essenzieller Bestandteil. Solange DocMorris jedoch keine deutlich besseren Fortschritte bei der Neukundenakquise und damit beim Umsatzwachstum im Rx-Bereich vorweisen kann, rät die Zürcher Kantonalbank weiterhin von einem Kauf der Valoren ab. Die ZKB-Experten setzen ebenso wie die Deutsche Bank den fairen Wert pro Aktie bei 8 Franken fest.

Gemäss Bloomberg-Daten stufen fünf Analysten den Titel mit «Kaufen», fünf mit «Halten» und einer mit «Verkaufen» ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 12,4 Franken. DocMorris wird am 19. August das Quartalsergebnis veröffentlichen und ein Update zu den Verkaufszahlen im Juli liefern. Die Online-Apotheke ist nach wie vor eine der am meisten leerverkauften Titel an der hiesigen Börse. Bei einem Leerverkauf spekulieren Anlegerinnen und Anleger auf sinkende Aktienkurse. 

Thomas Daniel Marti
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