Der aus einer Milliardenfusion hervorgegangene neue Versicherungskonzern Helvetia Baloise will seine Profitabilität mit einem Stellenabbau hochschrauben. Bis 2028 sollen 2000 bis 2600 Stellen des grössten Allbranchenversicherers der Schweiz gestrichen werden, wie eine mit dem Vorgang vertraute Person am Dienstag nach einer Information der Mitarbeiter zur Nachrichtenagentur Reuters sagte. Helvetia Baloise hatte bereits im April bei der Ankündigung der Fusion als Teil der Einsparungen von insgesamt 350 Millionen Franken einen Stellenabbau in Aussicht gestellt, dazu aber keine Zahlen genannt. Mit 1400 bis 1800 Jobs entfalle der Löwenanteil des Abbaus nun auf die Schweiz, so die Person weiter. Neben den lokalen Geschäften in den beiden Ländern sei vor allem die Konzernzentrale in der Schweiz von den Streichungen betroffen. In Deutschland sollen weitere 260 bis 330 Stellen wegfallen.
Ein Helvetia-Baloise-Sprecher bestätigte den Stellenabbau. Dabei werde es auch zu Entlassungen kommen, die Zahl stehe aber noch nicht fest. Helvetia Baloise setze auf natürliche Fluktuation, die sich üblicherweise auf sieben bis acht Prozent des Bestandes belaufe, sowie auf Frühpensionierungen. Insgesamt kommt der Konzern mit Hauptsitz in Basel auf rund 22.000 Mitarbeiter.
Am Freitag hatten Helvetia aus St. Gallen und Baloise aus Basel die Fusion abgeschlossen. Der Sprecher bestätigte nun die Kostensenkungsvorgabe von 350 Millionen Franken. Früheren Angaben zufolge sollen davon zwei Drittel auf das Personal entfallen. Bereits 2024 hatten beide Unternehmen eigene Sparprogramme aufgelegt, die bei Baloise rund 100 Millionen Franken und bei Helvetia 200 Millionen Franken einbringen sollen. Beide Programme liefen weiter und kämen zu den Fusionssynergien hinzu, hiess es nun. Der Abbau von bis zu 2600 Stellen resultiere aus allen drei Massnahmen. Entscheidend für den Erfolg des Zusammenschlusses ist einem Experten zufolge, ob es gelingen wird, die Unternehmenskulturen zu vereinen.
Helvetia Baloise kommt auf einen Börsenwert von knapp 20 Milliarden Franken und ist neben der Schweiz und Deutschland auch in Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Österreich und Luxemburg aktiv. Um im Versicherungsgeschäft erfolgreich zu sein, gilt die Grösse als wichtiger Faktor. «Jeder dritte Haushalt in der Schweiz wird künftig bei Helvetia Baloise versichert sein oder seine Vorsorge regeln», erklärte Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Der Konzern werde zum grössten Arbeitgeber im Schweizer Versicherungssektor. Helvetia Baloise sieht sich selbst als einen der zehn grössten Anbieter Europas. Die Spitzengruppe bilden Allianz, Axa und Zurich.
(Reuters)
