Die Berichtssaison in den USA geht langsam zu Ende. 80 Prozent der Unternehmen haben gemäss der Analyse-Firma Datatrek die Erwartungen bisher übertroffen. Allerdings konnten die Aktienkurse in den letzten 7 Handelstagen kaum davon profitieren und notieren im Mittel tiefer. Dies ist primär den steigenden Renditen bei den US-Staatsanleihen und der momentan etwas zurückhaltenderen Stimmung unter den Investierenden geschuldet. Bei den "magischen 7" - sprich den herausragend performenden Techaktien Apple, Amazon, Google, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla - konnten bisher 3 Unternehmen mit den Abschlüssen überzeugen, während drei Unternehmen hinter den Erwartungen zurückblieben. Am 23. August legt noch Nvidia seinen Quartalsabschluss vor.
Oben aus schwangen bisher Alphabet, Amazon und Meta - deren Aktienkurse haben nach Veröffentlichung der Quartalszahlen allesamt zugelegt und notieren auf Jahresfrist betrachtet nahe der Höchststände. Vor allem Amazon vermochte mit seinem Abschluss zu überzeugen. Das lukrative Cloud-Geschäft rund um die Plattform Amazon Web Services steigerte die Erlöse um zwölf Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar im abgelaufenen Quartal. AWS bietet grossen und kleinen Unternehmen Rechenleistung und Speicherdienste im Netz. Auf der Plattform werden künftig auch die Dienstleistungen für die Künstliche Intelligenz (KI) aufgeschaltet.
Die Prognosen für das laufende dritte Quartal übertraf Amazon gemäss Bloomberg-Analyse. Der Konzern geht nun von einem Umsatz zwischen 138 und 143 Milliarden Dollar aus. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass die Amazon-Aktien auf Jahresbasis selbst für eine Techaktie sehr starken Kursschwankungen unterliegt. Das zeigt sich auch am hohen Kurs-/Gewinnverhältnis von 97,3. Da sind Alphabet mit 26,7 und Meta mit 26,7 deutlich günstiger bewertet.
Apple, Microsoft und Tesla enttäuschen
Eher enttäuschend fielen auf der anderen Seite die Zahlen bei Apple, Microsoft und Tesla aus. Alle drei Titel haben seit Publikation der Quartalszahlen rund 10 Prozent nachgegeben. Die Kurskorrektur bei Microsoft kam dabei gemäss Marktkommentatoren nicht ganz überraschend. Das Unternehmen ist zwar bei der KI-Revolution an vorderster Front mit dabei, aber das Gewinnprognosewachstum ist langsamer als zum Beispiel beim Börsenüberflieger Nvidia. Bevor Dienstleistungsanbieter wie Microsoft die KI-Lösungen skalieren können, benötigen diese Firmen Chips von Nvidia oder AMD en masse.
Microsoft Azure hat bereits einige Schritte unternommen, um Kunden von Wettbewerbern zu gewinnen und langfristig ein robustes wiederkehrendes Umsatzwachstum zu erzielen. Grosse Hoffnung werden zudem der Datenanalyse-Funktion Microsoft Fabric nachgesagt, welche überproportional im Zeitalter der KI zulegen sollte. Insofern dürfte sich das volle KI-Potenzial erst über die nächsten Jahre bei Microsoft entfalten. Microsoft wird aktuell mit einem KGV von 33,7 gehandelt.
Dass die Aktien von Tesla nicht mehr vom Fleck kommen, hängt mit dem herausforderdenden Umfeld bei den Elektrofahrzeugen zusammen. Das Unternehmen hat in den letzten neun Monate die Preise für alle Modelle zum Teil deutlich senken müssen, um sich im harten Wettbewerb mit der Konkurrenz zu behaupten. Gemäss Analysten dürfte sich an dieser Ausgangslage für den Moment wenig ändern. Ein grosser Teil des Bewertungsaufschlags bei Tesla ist auf die fortschreitende Entwicklung beim autonomen Fahren zurückzuführen, wo das Unternehmen immer noch die Technologieführerschaft inne hat.
Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis sich autonomes Fahren durchsetzen wird. Das KGV bei Tesla steht aktuell 71 - das erscheint weiterhin als hoch in Anbetracht des aktuellen Preiskampfes unter den EV-Herstellern.
Überraschend hat Apple im dritten Quartal in Folge einen Umsatzrückgang verzeichnet und für das laufende Quartal ähnliches prognostiziert. Dies wäre der längste Umsatzrückgang des wertvollsten Unternehmens der Welt seit zwei Jahrzehnten. Die Nachfrage nach dem iPhone war schwächer als erwartet. Apple nun deswegen bereits abzuschreiben, scheint allerdings verfrüht.
Gerade an der Technologie-Front scheint Apple gemäss der Tech-Plattform The Information den Konkurrenten weiterhin einen Schritt voraus zu sein. "Wenn Apples nächstes iPhone im September auf den Markt kommt, wird sein verbesserter Kernprozessor leistungsstärker sein als der jedes Konkurrenz-Smartphones." Möglich ist das dank dem Lieferanten Taiwan Semiconductor (TSMC), der alle kundenspezifischen Chips von Apple herstellt.
Dabei verwendet TSMC für die Herstellung ein neues Verfahren. Kleinere, schnellere und energieeffizientere Chips - sogenannte 3-Nanometer-Chips - werden exklusiv an Apple ausgeliefert, ehe etwa ein Jahr später auch die Konkurrenz bedient wird. Aber das ist nicht das Einzige, was TSMC für Apple tut. Ein Sweet-Deal zwischen den Unternehmen bedeutet, dass TSMC die Kosten für Mängel übernimmt, die bei einem neuen Herstellungsprozess unweigerlich auftreten. Ebenso trägt TSMC einen Grossteil der Entwicklungskosten für die neue Produktionsanlage. Mit 29 liegt das KGV von Apple deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 19.
Nvidia-Zahlen werden mit Spannung erwartet
Am 23. August wird Nvidia seine Quartalszahlen veröffentlichen, die Messlatte liegt entsprechend hoch. Beim Umsatz erwarten die Analysten gemäss Bloomberg einen Anstieg von 65 Prozent auf 10 Milliarden Dollar, beim Gewinn gar eine Verdreifachung auf 2,4 Milliarden Dollar. Dass Nvidia eine derart hohe Börsenbewertung hat, ist gemäss Citigroup-Analyst Christopher Danely unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Chip-Hersteller dank seiner jahrelangen Entwicklung von spezialisierten Chips über die notwendigen Softwarebibliotheken verfügt.
Diese werden von den Entwicklern erfolgreich verwendet, um die bereits sehr starken Eintrittsbarrieren bei der künstlichen Intelligenz gegenüber der Konkurrenz weiter auszubauen. Aktuell werden die Aktien von Nvidia mit einem KGV 58 gehandelt.