Den internationalen Rohstoffmärkten steht nach einem wechselhaften Jahr 2023 wohl auch wieder ein spannendes Jahr 2024 bevor. Im Fokus der Anleger standen im zu Ende gehenden Jahr besonders Gold als "sicherer Hafen" oder das Rohöl als "Schmiermittel" der Weltwirtschaft.

Beim Öl ist der Preis pro Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent seit September von Höchstständen von rund 97 US-Dollar auf nur noch rund 78 Dollar zurückgekommen. Im Sommer hätten Hoffnungen auf eine ausbleibende Rezession in den USA und eine unerwartet robuste Nachfrage aus China noch Auftrieb verliehen. "Hiervon ist mittlerweile nicht mehr viel übriggeblieben", schreibt Thomas Kulp von der deutschen DZ Bank in einem Kommentar.

Auch für 2024 angekündigte Förderkürzungen vonseiten der Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder OPEC+ hätten hier bisher wenig neuen Schwung gebracht.

Goldpreis trotzte Zinsanstieg

Anders die Lage beim Gold. Steigende Zinsen sind eigentlich "Gift" für den Goldpreis. Weil das Edelmetall keinen Zins abwirft, steigen die Opportunitätskosten für seinen Besitz und andere Anlageklassen werden attraktiver. Trotzdem schickten die Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed im Jahr 2023 den Goldpreis nicht auf Talfahrt. Und das, obwohl sie auch den Dollar gegenüber anderen Währungen verteuerten. Dies war ebenfalls eine Bürde, weil Gold primär in der US-Währung gehandelt wird.

Aktuell kostet die Unze Gold (etwa 31,1 Gramm) immer noch über 2000 US- Dollar. Anfang Dezember wurde mit 2135 US-Dollar gar ein neues Rekordhoch markiert. Der Grund für den Höhenflug waren die wirtschaftliche und die geopolitische Lage. Der Zusammenbruch der Credit Suisse und der Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und der Hamas in Nahost trieb den Investoren die Sorgenfalten ins Gesicht.

Für Kulp von der DZ Bank war Gold in diesem Kontext "der ultimative sichere Hafen". Das Edelmetall sei geradezu in "einem neuen Glanz erstrahlt".

Nicht ganz unähnlich - wenn auch etwas weniger stark ausgeprägt - erging es dem Schwestermetall Silber. Dieses findet im Gegensatz zu Gold zwar noch stärker Anwendung in der Industrie, wie Ned Naylor Leyland, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management im Gespräch mit AWP ausführte. Doch auch hier führten die Terrorattacken auf Israel zumindest kurzfristig zu einem Kurssprung. Mit Blick aufs Gesamtjahr hatte der Silberpreis mehr Mühe. Derzeit kostet die Feinunze rund 24 Dollar, im Jahreshoch waren es rund 26 Dollar.

Kupfer und Platin bekundeten Mühe

Platin wiederum ist zwar auch ein Edelmetall - aber eines, das vor allem in der Autoindustrie zum Einsatz kommt, wie Andre Christl, CEO des deutschen Edelmetallhändlers Heraeus ausführte. Und die Autoindustrie kam 2023 noch nicht so recht auf Touren: Die Neuzulassungen in der EU liegen unter dem Niveau von vor Beginn der Corona-Pandemie. Derzeit kostet die Feinunze Platin 970 Dollar. Der Preis liegt klar unter dem Jahreshoch von 1134 Dollar.

Auch Kupfer kam 2023 nicht so richtig in die Gänge. Das Industriemetall gilt als Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung. Anfang des Jahres schnellte der Preis nach oben, im Anschluss gab er aber wieder deutlich nach. Grund war laut Goldman Sachs primär die verhaltene globale Konjunkturentwicklung. Der derzeitige Preis von rund 8'400 Dollar pro Tonne liegt denn auch knapp 1000 US-Dollar unter dem Hoch von Anfang Jahr.

Blick auf 2024

Doch wie sieht es nun mit Blick ins 2024 aus? Die global angespannte Konjunkturlage wird zu Beginn des Jahres 2024 generell auf der Rohstoffnachfrage lasten, schreibt die ZKB. Die Preise bei den als zyklisch geltenden Rohstoffen nähmen allerdings bereits eine gewisse Abschwächung vorweg. Strukturell bestehe aufgrund der Thematik rund um die Energiewende überdurchschnittliches Potenzial bei Metallen, die in diesem Sektor zum Einsatz kommen.

Schlechte Nachrichten sind dies allerdings für Platin und Palladium, wie Christl sagt. Hybrid- und Verbrennermotoren brauchten diese Metalle in den Katalysatoren, reine E-Fahrzeuge nicht. Die längerfristigen Aussichten für diese Metalle seien, was den Preis anbelangt, also eher schlecht. Kurzfristig geht man bei Heraeus für Palladium (Preis aktuell rund 1200 US-Dollar) aber erst einmal von einer Spanne von 700 bis 1200 US-Dollar pro Unze aus, bei Platin von 800 bis 1100 Dollar.

Was das Gold anbelangt, so liegt der Fokus hingegen nicht auf der Industrie, sondern klar auf den Entscheiden der Zentralbanken. Die ZKB stellt klar: "Potenzielle Zinssenkungen der wichtigen Notenbanken werden Gold im Jahresverlauf 2024 Auftrieb verleihen."

Und gerade nach dem neusten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed ist hier wieder Hoffnung bei den Anlegern aufgekommen. Schliesslich signalisierten die Währungshüter in den USA letzte Woche, dass drei Zinssenkungen im Bereich des Möglichen drin sind.

Verschiedene Prognosen bei Gold

Die Preisschätzungen der einzelnen Experten gehen gleichwohl auseinander. So erwartet man bei Heraeus eine Spanne von 1880 und 2250 US-Dollar, bei der DZ Bank hingegen etwas konservativer bloss ein oberes Ende der Spanne von um die 2000 Dollar. Und Michael Strobaek von Lombard Odier rechnet mit "einem allmählichen Preisanstieg auf 2100 Dollar pro Unze."

Was das Rohöl der Sorte Brent anbelangt, so rechnet Strobaek hingegen mit einer Spanne von 80 bis 90 Barrel - mit Abwärtsrisiken. Hier wiederum ist man bei der DZ Bank optimistischer. Bis Ende 2024 gestehe er dem Rohölpreis eine nachhaltige Aufwärtsbewegung bis in den Bereich um 95 Dollar zu - Diskussionen um ein Überschreiten der Marke von 100 Dollar inklusive, so Analyst Kulp.

(AWP)