Ende Februar beklagte sich Warren Buffett noch, dass er immer noch keine guten Übernahmeziele finde. Die Unternehmensbewertungen seien immer noch zu hoch, schrieb der Starinvestor in seinem Brief an die Aktionäre. Er könne am Aktienmarkt "wenig finden, das uns überzeugt". 

Jetzt hat Warren Buffett aber trotzdem zugeschlagen: Seine Investmentfirma Berkshire Hathaway hat grosse Aktienpakete von Occidental Petroleum gekauft. Occidental Petroleum ist ein international tätiges US-Unternehmen, das auf dem Gebiet der Exploration und Förderung von Erdöl und Erdgas tätig ist.

Der Starinvestor Warren Buffett und sein Team investierten letzte Woche innerhalb von fünf Tagen 4,5 Milliarden Dollar in das im US-Bundesstaat Texas beheimatete Unternehmen. Die Investition hat sich dank der stark gestiegenen Ölpreise und dem daraus erfolgten Anstieg bei den Öl-Aktien von Anfang Woche bereits gelohnt. Die 91,2 Millionen Aktien, die einem Anteil von knapp 10 Prozent an Occidental Petroleum entsprechen, haben heute bereits einen Wert von über 5 Milliarden Dollar. 

Buffett überzeugt von CEO

Von der Investition war Warren Buffett überzeugt, nachdem er eine Abschrift der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des vierten Quartals vom 25. Februar durchgesehen hatte. "Ich habe jedes Wort gelesen und gesagt: 'Das ist genau das, was ich tun würde'", sagte er gegenüber dem Finanznachrichtensender CNBC. "Sie führt das Unternehmen richtig", fuhr er fort und bezog sich dabei auf Vicki Hollub, die CEO von Occidental.

Hollub strich in der Telefonkonferenz die operativen Gewinne, die Schuldenrückzahlungen, die Dividendenerhöhungen und die Konzentration auf die Generierung eines langfristigen, nachhaltigen freien Cashflows hervor. Die verbesserten Aussichten des Unternehmens, gepaart mit steigenden Energiepreisen aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine, haben in diesem Jahr zu einem Anstieg des Aktienkurses um 91 Prozent geführt. Gleichzeitig ist aber auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf hohe 36 angestiegen.

"Wir haben am Montag mit dem Kauf begonnen und alles gekauft, was wir konnten", sagte Buffett weiter. Berkshire Hathaway kaufte bis zum Handelsschluss am letzten Dienstag 29,8 Millionen Aktien und deckte sich dann in den nächsten drei Tagen mit weiteren 61,4 Millionen Papieren ein. Dies wurde unter anderem dank der Einreichungen von Unterlagen bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC öffentlich. Buffett rief Hollub nur eine Minute nach Marktschluss am Freitag an, um sie über die Käufe zu informieren, sagte er gegenüber der CNBC.

Buffett hält bereits Vorzugsaktien von Occidental Petroleum

Berkshire Hathaway hat mit den jüngsten Zukäufen seine Wette auf Occidental Petroleum nochmals intensiviert. Denn Warren Buffett hält bereits Vorzugsaktien im Wert von 10 Milliarden Dollar an dem Öl- und Gasunternehmen sowie Optionsscheine zum Kauf von 83,9 Millionen Stammaktien zu einem Ausübungspreis von 59,62 Dollar. Wenn die Aktien über dieses Niveau steigen, kann Berkshire seine Optionsscheine ausüben und die daraus resultierenden Aktien mit Gewinn verkaufen.

Warren Buffett und sein Team erhielten die Vorzugsaktien und Optionsscheine im Austausch dafür, dass sie Occidental 10 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt haben, um die Übernahme von Anadarko Petroleum im Jahr 2019 zu finanzieren. Berkshire Hathaway erhält durch die Vereinbarung etwa 800 Millionen Dollar pro Jahr, dank der jährlichen Dividende von 8 Prozent auf die Vorzugsaktien.

Occidental Petroleum ist aber nicht das einzige Ölinvestment von Berkshire Hathaway. Die Investmentfirma von Warren Buffett hat den Bestand an Chevron-Titeln noch im letzten Jahr auf 38 Millionen erhöht, wie die bei der Aufsicht SEC gemeldeten Aktien-Käufe für das vierte Quartal zeigen. Ende 2021 war dieses Aktienpaket laut Bloomberg 4,5 Milliarden Dollar wert. Zum Börsenschluss des US-Marktes am Montag betrug der Wert 6,2 Milliarden Dollar. Trotz des diesjährigen Kursanstiegs von 41 Prozent ist Chevron mit einem KGV von 20 günstiger als Occidental Petroleum zu haben. Auch die Dividendenrendite ist mit 3,5 Prozent deutlich höher als bei den Stammaktien von Occidental Petroleum mit gut 0,9 Prozent.

Das Rally bei den Öl-Aktien könnte zudem noch weiter Luft nach oben haben. Die Optionshändler wetten bereits darauf, dass die Erdölsorte Brent im Mai 200 Dollar erreichen werden. Für den Juni gehen die Marktakteure zunehmend von einem Preis von 150 Dollar aus. Wird dies auch annähernd Realität, dürften Aktien wie Occidental Petroleum oder Chevron noch einmal einen Boost erfahren. Das 91-jährige "Orakel aus Omaha" beweist wieder einmal seinen einzigartigen Riecher.

ManuelBoeck
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