Ein Wort ist immer wieder gefallen, als in den vergangenen zwei Wochen die grossen US-Techkonzerne ihre Zahlen vorlegten: Die Cloud. In die Internetdienstleistungen und Speicherkapazitäten aus der Datenwolke werden für die nächsten Jahre enorme Hoffnungen gesetzt.

Zwei der grössten Anbieter, Microsoft und Amazon, liefern sich einen veritablen Kampf um die Vorherrschaft. Die Sparte Intelligent Cloud mit der Dienstleistungs-Plattform Azure von Microsoft steigerte den Umsatz in den Monaten Oktober und Dezember um 27 Prozent auf knapp 12 Milliarden Dollar.

Das Lob für Microsoft, und damit verbunden die Weiterempfehlungen für die Aktie, folgten sofort. Der Titel kennt seit einiger Zeit nur noch den Weg nach oben: Allein im Januar ist der Kurs um 10 Prozent gestiegen. 2019 betrug der Kursanstieg 55 Prozent.

Umsatzsteigerungen im «Cloud War»

Amazon und auch die Google-Muttergesellschaft Alphabet versuchen aufzuschliessen. Amazon macht zwar den grössten Teil des Umsatzes mit dem Onlinehandel, versucht aber verbissen, die Internetdienste AWS (Amazon Web Services) zu etablieren. Im vierten Quartal steigerte diese Sparte ihren Ertrag um 40 Prozent auf 10 Milliarden Dollar.

Dies macht es schwieriger, die bisher als sicher geltende Überlegenheit von Microsoft im "Cloud War" zu bestätigen. Weil Amazon die Erwartungen – im Handel und im Cloud-Geschäft AWS – vergangene Woche übertraf, erlebte die Aktie einen neuen Höhenflug. Dies macht den Titel, der 2019 unter dem Markt performte, wieder interessanter: Die Jahresperformance beträgt 8,5 Prozent, was vor allem auf den Kursanstieg seit der Veröffentlichung der Zahlen zurückgeht.

Die Tech-Zahlensaison zeigte aber auch, dass Google-Mutter Alphabet bei der Cloud Microsoft und Amazon noch nicht eingeholt hat. Der Suchmaschinenkonzern mit ebenfalls grossen Cloud-Ambitionen erwirtschaftete im vierten Quartal 8,9 Milliarden Dollar mit diesen Dienstleistungen. Allerdings veröffentlichte Alphabet das erste Mal Zahlen zur Cloud, was sich viele Investoren seit einiger Zeit gewünscht hatten.

Die Aktie hat dieses Jahr an der Börse schon 11 Prozent zugelegt, auch wenn die Zahlen als Enttäuschung bezeichnet worden sind. Doch dies lag vor allem an den Werbeumsätzen: Die Cloud von Google, auch wenn noch nicht auf der Höhe von Microsoft, sollte im Auge behalten werden.

SaaS, PaaS, IaaS

Die Cloud hat schon im vergangenen Jahrzehnt die Kurse angetrieben, und vieles spricht dafür, dass dies auch in den nächsten Jahren der Fall sein wird. Die Datenwolke ist ein massgeblicher Treiber der Digitalisierung. Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner sind 2019 228 Milliarden Dollar in die Industrie geflossen, 2020 dürften es 266 Milliarden sein. Und dieses Schrittmass dürfte beibehalten oder noch vergrössert werden.

Im Cloud-Geschäft existieren drei grundlegende Dienstleistungen: Das Angebot von Software und Anwendungsprogrammen, also Software as a Service (SaaS); Das Zurverfügungstellen von Plattformen, auf der Kunden selbst Softwareanwendungen entwicklen können, genannt Platform as a Service (PaaS); Bei Infrastructure as a Service (Iaas) wiederum geht es um ganze Netze und virtuelle Speicher, auf denen Kunden eigene Anwendungssysteme laufen lassen können.

Bewertungen sind zweitrangig

Solche Dienstleistungen werden von unterschiedlichsten Unternehmen aus vielen Bereichen der Wirtschaft nachgefragt. Unternehmen nutzen diese Dienste, wenn sie sich weiterentwickeln. Private Nutzer greifen nicht nur für Speicherkapazitäten auf die Cloud zurück, sondern beziehen von dort auch Streamingangebote oder etwa Computerspiele.

Wer über diese Dienste besonders gute und vielfältige Leistungen erbringen kann, ist im Vorteil. Während Microsoft, Amazon oder Google nicht alleine vom Cloud-Geschäft leben, interessieren sich Anleger auch für "Pure Player". Ein führender Anbieter von Software und Platform as a Service ist Salesforce: Das 1999 gegründete US-Unternehmens ist Cloud-Pionier und richtet sich auf das Kundenbeziehungsmanagement aus. Die Aktie lief 2019 zeitweise eher seitwärts, mit einem Plus von für Tech-Aktien relativ tiefen 19 Prozent im Gesamtjahr.

Seit Ende 2019 wittern die Anleger wieder Morgenluft und haben so den Kurs von Salesforce seit Jahresanfang um 14 Prozent nach oben geschickt. Dass beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit 318 (Bloomberg) geradezu pharaonische Verhältnisse herrschen, kümmert Analysten und Fondsmanager nicht: Die Aktie wird fast reihum zum Kauf angepriesen. Und so läuft es bei zahlreichen Aktien, die als Cloud-Investments eingestuft sind. 

Einzelaktien und ETF

Wer Cloud-Aktien sucht, findet sie in der klassischen Cloud-Dienst-Sphäre auch beispielsweise mit Splunk oder The Trade Desk. Ein prominenter Name für Cloud-Kommunikationsdienstleistungen ist Twilio, während im Handelsgeschäft für Konsumgüter Shopify oder Adobe Cloud-Dienste anbieten. Equinix wiederum betreibt Serverzentren, die von Cloud-Dienstleistern genutzt werden. In der tech-armen Schweizer Unternehmenslandschaft ist die Also Holding als Cloud-Investment zu nennen: Der IT-Ausrüster will seine Cloud-Dienstleistungen konsequent ausbauen.

Jenseits der Einzelinvestments haben sich ETF etabliert, die in das Cloud-Geschäft investieren. Der "HANetf HAN-GINS Cloud Technology UCITS ETF" investiert in die hier genannten Unternehmen Alphabet, Microsoft, Adobe und Salesforce, aber auch allgemeiner in den Tech-Bereich mit Apple, Nvidia oder Intel. Seine Ein-Jahres-Performance beträgt 17,5 Prozent.

Der noch neue (und in der Schweiz bisher nicht erhältliche) "Wisdomtree Cloud Computing UCITS ETF" investiert spezifisch auch in kleinere Titel: Die wichtigsten Positionen sind auf spezielle Cloudanwendungen wie Gehaltsabrechnungen oder Kommunikationsaufgaben ausgerichtete Firmen wie Docusign, Ringcentral, Paylocity, Appfolio und Paycom Software. Diese Auswahl gibt eine Ahnung, wohin die Reise bei den Cloud-Investments geht.