Nicht wenige Investoren dürften sich am Freitagabend ungläubig die Augen gerieben haben, als aufgrund der Offenlegung durch die sogenannten 13F-Filings der amerikanischen Börsenaufsicht der Einstieg der durch die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Warren Buffett bei der Google-Mutter Alphabet bekannt wurde.

Während viele führende Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften die Gewichtungen in den als «Magnificent Seven» bekannten Aktien Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla reduzierten, tat die Investorenlegende Warren Buffett bei Alphabet genau das Gegenteil. Und dies, obwohl der Titel nicht mehr günstig ist: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt 26x, nachdem es zu Jahresbeginn noch bei 19x stand. 

Wie bereits in den Vorquartalen baute Berkshire gleichzeitig die Anteile an Apple weiter ab. Die Position blieb jedoch mit 60,7 Milliarden Dollar die grösste im Portfolio. Die Offenlegung ist die letzte, bevor Buffett nach 60 Jahren als Vorstandsvorsitzender zurücktritt.

Es stellt sich die Frage, wieso Berkshire Hathaway bei der Google-Mutter Alphabet eingestiegen ist. Noch zu Jahresbeginn befürchteten Analysten, der Erfolg von Googles Suchmaschine könnte wegen KI-Suche-Apps in Zukunft in Mitleidenschaft gezogen werden. Das ist bisher jedoch nicht eingetreten.

Ein wesentlicher Grund für den Einstieg könnten die «Tensor Processing Units» - kurz TPUs - sein. Das sind von Google entwickelte Spezialchips, die speziell für das Beschleunigen von KI-Aufgaben - insbesondere für neuronale Netze - optimiert sind. Die Chips sind extrem effizient und bilden das Herzstück von KI-Modellen. Die Chips mit dem Namen Ironwood werden sowohl in Google-Diensten wie der Suche oder der Übersetzung als auch über die Cloud-Plattform von Google eingesetzt.

Bei der Hardware auf dem Vormarsch

Die TPUs dürften weiterhin intern für Google-Dienste wie Gemini oder der Suche genutzt werden, erklärte ein Google-Mitarbeiter gegenüber der Plattform AlphaSense. Früher oder später könnte Google diese TPUs aber auch anderen Hosting-Anbietern anbieten, da die Google-TPUs unter allen derzeit verfügbaren Optionen die beste Alternative zu Nvidia-GPUs seien.

TPUs von Google und GPUs von Nvidia unterscheiden sich stark. Die Google-TPUs ersetzen aktuell etwa 20 Prozent der Workloads, und es wird erwartet, dass dieser Anteil mit der Zeit steigen wird. In der richtigen Anwendung bieten sie im Vergleich zu GPUs ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, benötigen wesentlich weniger Energie und erzeugen weniger Wärme. Sie sind energieeffizienter und umweltfreundlicher. Für eine bestimmte Anwendung können sie eine bis zu 1,4-fach höhere Leistung pro Dollar im Vergleich zu einer GPU bieten, so der Insider von Google.

Zwar wird auch Nvidia jedes Jahr besser, aber gemäss dem ehemaligen Google-Experten sollten sich TPUs jährlich schneller verbessern als GPUs. «Die Leistungssteigerung pro Dollar, die eine TPU von einer neuen Generation im Vergleich zur alten generiert, ist deutlich höher als bei Nvidia», so sein Fazit.  

Grossaktionäre steigen bei Nvidia aus

Bereits im Oktober trennte sich SoftBank von ihrer Nvidia-Position im Umfang von 5,83 Milliarden Dollar. Gemäss einer 13F-Mitteilung hat nun auch der bekannte Techinvestor Peter Thiel im dritten Quartal seine Anteile an Nvidia verkauft. Der Hedgefonds von Peter Thiel veräusserte den gesamten Bestand von 537'742 Aktien des weltweit führenden KI-Chipherstellers, die basierend auf dem Schlusskurs vom 30. September einen Wert von rund 100 Millionen US-Dollar hatten.

Die Nvidia-Aktien sind seit Ende September um etwa 2 Prozent gestiegen. Eine Analyse der 13F-Meldungen durch die Nachrichtenagentur Bloomberg bei 909 Hedgefonds ergab, dass die Anlegerstimmung gegenüber dem Chiphersteller Nvidia gespalten ist. 161 Fonds erhöhten ihre Beteiligungen, während 160 sie im Dreimonatszeitraum zwischen Juli und September reduzierten.

Die Meinungen über die Aussichten für KI-Unternehmen gehen immer weiter auseinander. Viele Technologieunternehmen nehmen zwar weiterhin hohe Summen auf und investieren diese auch, konnten aber bisher keine Monetarisierungsmodelle vorweisen, die die hohen KI-Investitionen rechtfertigen würden.

Laut dem 13F-Filing hält der Thiel Macro Fund nun hauptsächlich Apple, Microsoft und eine reduzierte Beteiligung an Tesla. Thiel unterstützt ausserdem den US-amerikanischen Nvidia-Konkurrenten Substrate sowie die KI-Startups Mercor und Cognition AI.

Thomas Daniel Marti
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