Der Berner Energiekonzern dürfte das vergangene Geschäftsjahr mit einer deutlich tieferen Gesamtleistung (AWP-Schätzung 4752 Millionen Franken) und einem klar tieferen Gewinn (AWP-Schätzung 484,3 Millionen Franken) abgeschlossen haben. Dies nach dem Rekordjahr 2022: Dank der Marktverwerfungen hatte die BKW so viel eingenommen und verdient wie nie zuvor.

"Insgesamt gehen wir davon aus, dass die BKW nach dem ausserordentlich erfolgreichen Jahr 2022 auch ein erfreuliches Ergebnis für 2023 vorlegen wird", heisst es von der ZKB im Vorfeld der Zahlenvorlage. Insbesondere das Energiegeschäft sowie das Handelsgeschäft dürften sich positiv auf das Ergebnis ausgewirkt haben.

Analysten sind sich zudem mit Blick auf die mittelfristige Entwicklung einig, dass ab dem Jahr 2025 die Hebelwirkung im Energiegeschäft wegen der wesentlich höheren abgesicherten Strompreise sichtbar werde. 2022 sind die europäischen Energiepreise auf Allzeithochs gestiegen und es war für Stromproduzenten üblich, einen Grossteil des Stroms drei Jahre im Voraus zu verkaufen. Die BKW hat zudem einen hohen Anteil an Eigenproduktion.

Von Interesse für die Experten werden am Dienstag indes Aussagen zum Dienstleistungsgeschäft sein. Die Margen dürften in der Sparte teilweise unter den Erwartungen geblieben sein, schreibt Eugen Perger von Research Partners. Einige der zugekauften Firmen würden mit Integrationsschwierigkeiten zu kämpfen haben und am Markt gäbe gar Gerüchte über mögliche Abschreiber auf zugekaufte Dienstleistungsbetriebe.

Gewinnprognose im September erhöht

Die BKW erhöhte Anfang September anlässlich der Halbjahreszahlen die Gewinnprognose für das Gesamtjahr: Die Gesellschaft rechnet mit einem EBIT zwischen 600 bis 650 Millionen Franken. Nach den Einmaleffekten 2022, die das Betriebsergebnis auf 1,04 Milliarden hochgetrieben hatten, würde sich dieses damit 2023 also wieder normalisieren. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Handels- und Bewirtschaftungsergebnis wegen der Entspannung an den europäischen Energiemärkten deutlich tiefer ausfallen, so das Unternehmen.

Im Dienstleistungsgeschäft will die BKW mittelfristig eine EBIT-Marge von 8 Prozent erreichen. Noch ist die Marge weit davon entfernt. Im ersten Halbjahr brach das Betriebsergebnis gar um ein Drittel auf 22,3 Millionen Franken ein und die entsprechende Marge schrumpfe auf 2,5 Prozent.

Massnahmen im Dienstleistungsgeschäft

Die BKW hat nach dem starken Ergebnisrückgang im Dienstleistungsgeschäft im ersten Semester Massnahmen eingeleitet. Die Sparte war starken Konjunkturschwankungen, höheren Materialpreisen und schwierigen Lieferkettenbedingungen ausgesetzt. Unter anderem kündigte das Management an, Einheiten zusammenzulegen, um mehr Synergien zu schaffen.

Bei den Tochtergesellschaften sollte es laut Aussagen des Managements im September zu Anpassungen kommen, aber nicht zu einem Restrukturierungsprogramm über das ganze Dienstleistungsgeschäft hinweg. Mit signifikanten Restrukturierungskosten und Personalabbau rechnete CEO Robert Itschner damals nicht.

Das Akquisitionstempo ist mittlerweile deutlich geringer als früher. Übernahmen dürften laut Management aber immer Bestandteil des Dienstleistungsgeschäft bleiben. Tatsächlich hat die BKW Ende September ein weiteres Unternehmen akquiriert: Sie übernahm ein Darmstädter Architektur- und Stadtplanungsbüro.

Nach einem starken Anstieg im vergangenen Jahr (+18 Prozent) zeigen sich die BKW-Aktien 2024 bisher von der schwächeren Seite (-12 Prozent). Mit einem Preis von 130,10 Franken (Stand: Freitag 15.00 Uhr) sind sie recht zurück gekommen vom bisherigen Jahreshoch bei 154,00 Franken am 9. Januar und vom 52- Wochen-Hoch bei 167,70 Franken am 16. Mai 2023, welches auch das Allzeithoch markierte.

(AWP/cash)