Vor fast genau sieben Jahren ging der Verpackungsspezialist SIG an die Börse. Die Aktie entwickelte sich in einer ersten Phase von unter 12 Franken auf über 28 Franken. Auch die Dividende wuchs von Jahr zu Jahr.

Doch die Titel des in Neuhausen ansässige Unternehmens fielen zurück. Mitte September stürzten sie dann markant ab und notieren aktuell noch immer unter dem Eröffnungskurs vom Herbst 2018.

Der Grund für den jüngsten Kursverfall: Der Verwaltungsrat hat das Umsatz- und Gewinnziel zurückgeschraubt und will auf die Dividende verzichten. Kapitaldisziplin und Schuldenabbau hätten Vorrang.

Das Beispiel zeigt: Der Blick auf die Dividende kann trügen. Denn Fehlentwicklungen des Unternehmens können einen Schnitt bewirken, der das anfänglich attraktiv erscheinende Investment vertilgt.

Substanz ist also gefragt. Doch woran erkennen Anleger robuste Dividendenzahler? Und welche Unternehmen sind vielversprechend? 

Mix aus Champions und Wachstumstiteln

«Im Fokus stehen qualitativ hochwertige Unternehmen mit soliden Bilanzen, starker Cashflow-Generierung und nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen», schreibt die Bank Berenberg in einer Notiz vom Mittwoch.

Nicht die absolute Höhe der Dividendenrendite allein stehe im Vordergrund, «sondern Qualität, Kontinuität und Wachstum der jährlichen Ausschüttungen unter Einbezug von Aktienrückkäufen». Der Ansatz verbindet sogenannte Dividenden-Champions und Dividenden-Wachstumstitel.

Die einen sind Unternehmen, die durch dauerhaft stabile oder kontinuierlich steigende Ausschüttungen gekennzeichnet, stabil aufgestellt und finanzstark sind. Die anderen sind Werte, die mittel- bis langfristig ein deutliches Gewinnwachstum und daher ein steigendes Dividendenniveau erwarten lassen. Das so zusammengesetzte Portfolio weise eine erwartete Dividendenrendite von 3,4 Prozent bei gleichzeitigem Gewinnwachstum von zirka 10 Prozent auf, berichten die Berenberg-Spezialisten. 

Unter den Einzeltiteln muss nicht jeder diese Rendite und dieses Gewinnwachstum liefern. Ein Beispiel ist der US-Technologiekonzern Microsoft. Dessen Aktie hat eine Dividendenrendite von unter 1 Prozent. Dafür hat das Unternehmen die jährliche Dividende in den vergangenen 15 Jahren im Schnitt um rund 12 Prozent gesteigert. Das sei beeindruckend und mehr als viele klassische Dividendenwerte, sagen die Experten des in Hamburg beheimateten Geldhauses.

Von Also bis Nestlé: Die Gruppe von Schweizer Aktien

In der Berenberg-Auswahl befinden sich Werte wie der Versicherer Allianz oder der Baustoffkonzern CRH - sowie eine Gruppe von Schweizer Aktien, die ebenfalls aus verschiedenen Sektoren stammen. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht.

Aktie Dividendenrendite Dividendenkontinuität 5-jähriges Dividendenwachstum Verschuldungsgrad
Geberit 2,1 % 14 Jahre 3 % 1,3x
Novartis 3,4 % 28 Jahre 3,5 % 1,1x
Roche 3,4 % 36 Jahre 1,5 % 1,2x
Nestlé 3,7 % 30 Jahre 2,5 % 3,0x
ALSO Holding 2,2 % 25 Jahre 10 % 0,9x
Partners Group 4,2 % 19 Jahre 11 % 1,9x
Zurich Insurance 5,2 % 16 Jahre 7 % 0,9x

Tabelle: Übersicht zu Schweizer Dividendentiteln / Stand: 16. Oktober 2025 / Quelle: Berenberg.

Die Zusammenstellung von Schweizer Aktien «verdeutlicht den Sweetspot aus Dividenden-Champions und Dividenden-Wachstumstitel», teilt die Privatbank auf Anfrage von cash.ch mit.

Die Experten sehen in Geberit ein «Paradebeispiel für einen Dividenden-Champion mit Wachstumspotential». Zwar liegt die Dividendenrendite bei 2,1 Prozent und damit unter den 3,4 Prozent des Portfolios. Die Analysten sehen jedoch auch eine «sehr starke» Bilanz, stetige Erhöhungen, eine hohe Kapitaldisziplin und resiliente Margen.

Auch bei Also ist die Dividendenrendite geringer als jene des Berenberg-Portfolios. Die Spezialisten halten das IT-Unternehmen aus dem Swiss Performance Index (SPI) aber für einen Dividenden-Wachstumstitel. Die starke Marktposition ermögliche überdurchschnittliches Gewinnwachstum und hohe Dividendensteigerungen.

Mit Roche, Novartis und Nestlé sind die drei Schwergewichte des Swiss Performance Index mit Renditen um je 3,5 Prozent vertreten. Sie gelten als stabile, defensive Werte. Nestlé wird von den Berenberg-Analysten als «weltweit führender Dividendenzahler» bezeichnet.

Abgesehen vom Kurssprung der vergangenen Woche sank die Aktie des Lebensmittelkonzerns über mehr als drei Jahre hinweg. Einer der Gründe trotzdem an dem Titel festzuhalten, war die Dividende. Vorübergehend aber konnte man sich fragen, wie sicher sie angesichts der Verschuldung sei. Zwischen 2019 und 2024 sei der Verschuldungsgrad hauptsächlich aufgrund der hohen Ausschüttungen an die Aktionäre angestiegen, schrieb etwa die Zürcher Kantonalbank im Sommer.

Positiv zu werten sei daher, dass Nestlé vorerst kein neues Aktienrückkaufprogramm starten und den Rückkäufen eine geringere Priorität einräumen wolle, so der Analyst. Zum Drittquartalsbericht der vergangenen Woche versicherte das Management um CEO Philipp Navratil die Investoren nun: «Unsere langjährige Dividendenpolitik wollen wir beibehalten.»

Die Finanzunternehmen Partners Group und Zurich Insurance bieten eine vergleichsweise hohe Dividendenrendite und können die Zahlungen an die Aktionäre steigern, wie die Übersicht zeigt (sh. oben). Hohe Margen kommen bei der Partners Group hinzu; bei Zurich gewichtet Berenberg unter anderem die Diversifizierung des Geschäftsmodells. Der Versicherungskonzern entwickle sich zu einem Dividenden-Champion - zu einem Unternehmen also, das neben robusten Ausschüttungen auch Stabilität und Finanzkraft hat.

Auch Aktienrückkaufprogramme sind wichtig

Die Dividende und die Dividendenrendite sind einfach nachvollziehbare Grösse. Sie stehen oft im Fokus. Doch auch Aktienrückkaufprogramme können einträglich sein. Denn die Anzahl gehandelter Aktien wird verringert, wodurch bei unveränderter Ausschüttungsquote und konstantem Gewinn die Dividende je Aktie steigt.

Das weltweite Volumen wächst: Allein in den ersten acht Monaten des Jahres erreichten die Aktienrückkäufe rund um den Globus bereits das gesamte Vorjahresvolumen von 1,37 Billionen US-Dollar, berichtet die Privatbank Berenberg. Der Schätzung zufolge dürfte 2025 ein Rekordniveau von rund 1,9 Billionen US-Dollar erreicht werden. Ein grosser Teil der Aktienrückkäufe findet dabei in den USA statt.

Jedoch gibt es auch Kritik, etwa dass die Mittel nicht für Aktienrückkäufe, sondern für Investitionen in Forschung und Entwicklung oder zum Schuldenabbau eingesetzt werden sollten.

Reto Zanettin
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