Der Goldpreis zog in den letzten Tagen kräftig an. In der Spitze kostete eine Feinunze des Edelmetalls gut 2142 Dollar und damit so viel wie noch nie. Alleine seit Januar errechnet sich nun ein Plus von drei Prozent.
Für Beobachter kommen diese Rekorde ziemlich überraschend. So auch für den Rohstoffstrategen der Bank Julius Bär. Er zeigt sich vor allem deshalb überrascht, weil der Dollar nicht wie sonst üblich zur Schwäche neigt. Und auch, dass die Zinsen an Ort und Stelle verharren, irritiert den Experten. Denn eigentlich gibt es schon seit Jahren eine Wechselwirkung zwischen der Goldpreisentwicklung und dem Dollar. Stieg der "Greenback", fiel der Goldpreis - und umgekehrt. Dieses Phänomen erklärt sich damit, dass das Edelmetall als "sicherer Hafen" genutzt wird, wenn die Teuerung hoch ist und der Dollar an Kaufkraft verliert.
Experte rät zur Vorsicht
Doch auch von dieser Seite her macht der Rohstoffstratege momentan keinerlei Interesse aus. Gerade weil keine der üblichen Erklärungen zur jüngsten Rekordjagd passt, vermutet er, dass der Höhenflug beim Bitcoin und anderen Kryptowährungen positiv auf den Goldpreis abfärbt. Auch der Bitcoin stieg zuletzt mit etwas mehr als 69'000 Dollar auf den höchsten Stand in seiner noch jungen Geschichte. Das verleihe auch dem Edelmetall Rückenwind, wie der Experte weiter schreibt.
Er warnt allerdings davor, dass sich die fundamentale Ausgangslage des Goldes grundlegend von jener von Bitcoin und Co unterscheidet. Nicht zuletzt auch deshalb traut der Experte den Rekorden beim Goldpreis nicht über den Weg.
Obwohl er auf kurze Sicht weitere Rekorde nicht kategorisch ausschliesst, hält er an seiner negativen Haltung fest. Der Experte rechnet beim Gold über die nächsten 12 Monate mit einer Preiskorrektur auf 1800 Dollar je Unze. Das liegt knapp 10 Prozent unter den zuletzt bezahlten Notierungen. Auf 3-Monats-Sicht sieht er den Preis für eine Unze bei 1900 Dollar liegen.
Mitte November war die Bank Julius Bär sogar noch vorsichtiger für das Edelmetall. Damals lag die 3-Monats-Prognose der Zürcher Bank bei 1850 Dollar je Feinunze, die 12-Monats-Prognose hingegen bei 1725 Dollar. Damals wie heute wurde und wir das Gold mit "Cautious" ("Vorsichtig") eingestuft.
6 Kommentare
Betriebsblindheit…
…nicht nur das Kino, auch die Realität hat uns die Betriebsblindheit vieler Banker und Analysten immer wieder vor Augen geführt. Es gibt wesentlich entscheidendere und andere Gründe für den derzeitigen Gold-Anstieg.
1. Versagen von Politik auf ganzer Ebene. Die Bürger und Menschen erleben derzeit nicht nur in Europa, sondern weltweit einen nie dagewesenen Vertrauensverlust in das Handeln von Politikern. Fehlentscheidungen, Kriegstreiberei, Selbst-Bereicherung, die Liste der Verfehlungen lässt sich endlos fortführen.
2. Ankündigungen der Bargeldabschaffung/ Herabsetzung der Bargeld-Obergrenze. Die bargeldlose/ kontaktlose Bezahlung hat seit Corona einen Boom erlebt. Die Menschen erleben eine schrittweise Verflüchtigung ihres physischen Bargeldes. Es bleibt und erwächst eine neue Sehnsucht nach einem physischen Bezahl-/ Tauschmittel.
3. Social Media. Noch nie boomten Goldkanäle in Social Media und Medien so wie in dieser Zeit. Ob YouTube, dmax oder auf/in anderen Medienkanälen. Es wird geschürft, gebuddelte, gebaggert, gewaschen und erklärt, was das Zeug hält. Wir begleiten auf der Couch liegend den kleinen High-Banker am Rhein, den Sondeler in Australien oder die Riesen-Förder-Anlagen eines Tony Baits oder Parker Schnabel im Yukon-River. Wir alle werden 24/7 heiß gemacht auf dieses leuchtende Edelmetall. Und schon ab 1/100 Unze, kann man nun im Teleshopping-Kanal mit dabei sein. Weltweit werden Mining- und Schürftouren angeboten. Selbst Kindergeburtstage von zehnjährigen Mädchen mit Goldwasch-Tellern in der Hand, finden auf den Sandbänken im oberen Bereich des Rheins und seiner Zuflüsse statt.
Gold ist in, Gold ist geil, Gold glänzt und gibt seit Jahrtausenden Ansehen, Stabilität und Kaufkraft - es ist so einfach
"...dass der Höhenflug beim Bitcoin und anderen Kryptowährungen positiv auf den Goldpreis abfärbt.
Also echt, auf diese "interessante" Idee muss man erst mal kommen. Manchmal frage ich mich wirklich, was in den Köpfen von irgendwelchen (zu) hochbezahlten Analysten vorgeht.
Nur weil Bitcoin und Gold gemeinsam haussieren, muss man sich nicht auf Teufel komm raus einen Zusammenhang aus den Fingern saugen.
Meiner Meinung nach hat der Forist equilibrium da doch den besseren Durchblick.
Es gibt in diesem Bericht einen essentiellen Fehler:
"usgangslage des Goldes grundlegend von jener von Bitcoin und Co unterscheidet."
Bitcoin ist nicht gleich Co (Altcoins). Da hat der "Stratege" noch etwas Hausgaben zu machen. Bitcoin unterscheidet sich kaum von Gold. Er ist sogar noch besser, weil sein maixmales Supply begrenzt ist, während Gold nahezu unbegrenzt verfügbar sein wird.
Bitcoin ist rarer als Gold und ist sicherer. Kann denn jemand sagen wieviele Goldzertifikate im Vergleich zu vorhandenem Gold exisitieren? Wann war das letzte Audit über die Goldreserve in den USA oder der Schweiz? Aus dieser Richtung weht der Wind :-)
Mit Verlaub, den Goldstrategen von Julius Bär sollte man besser nicht folgen, vor Wochen als der Kurs noch unter 2000$ die Unze lag, waren sie extrem bearish. Zur Begründung nannten sie die hohen Zinsen. Vielleicht sollten sie sich mal die Daten anschauen... es gab in den wichtigsten Währungspaaren wie zB. Xau/jpy xau/cad xau/ cny xau/aud und weitere neue ATH. Die Nachfrage ist sehr hoch. Die Schweizer Goldexporte (HS7108) stiegen im Januar gegenüber dem Vormonat um 86% auf 216 Tonnen. Das ist der höchste Monatswert seit Dezember 2016. Asien vor allem die chinesische und indische Zentralbank tätigen Monat für Monat enorme Käufe. Man bedenke auch den Willen einer goldgedeckten Währung der BRICS Staaten. Aus den grossen ETF's wird physische Gold rausgezogen und die Golddeckung der Comex Futures liegt bei round about 40%. Die physische Auslieferung der CME Goldfutures ist ebenfalls stark gestiegen. Gold ist halt sehr gefragt zur Zeit. Was allerdings bei dieser hohen Nachfrage ungewöhnlich ist, ist aktuell das niedrigste CME open interest seit 10 Jahren.