Sie gelten als tot, seit rund um die Welt die Zinsen gestiegen und die Börsenkurse gefallen sind: SPACs, Special Purpose Acquisition Companies, die an der Börse Kapital einsammeln, um später eine Firma zu kaufen. Cornelius "Conny" Boersch (55), der mit seiner Venture-Capital-Firma Mountain Partners in Wädenswil ZH in über 200 Start-ups investiert ist, hat soeben den Gegenbeweis angetreten: Sein seit November 2021 an der Nasdaq kotierter SPAC Mountain & Co. I Acquisition Corp. übernimmt 20 Prozent an Barça Media, einer Tochterfirma des FC Barcelona.

Dort hat der Verein ("Més que un club") mit Ausnahme der TV-Rechte alle digitalen Assets gebündelt, etwa die Bildrechte an Toren, das gesamte Archiv, Dokumentationen, alles, was mit E-Sports zu tun hat, mit Web 3.0, Metaverse oder NFTs. Neben Fussball sind auch die Aktivitäten in Handball, Basketball, Roller Hockey und Futsal betroffen. 421 Millionen Menschen weltweit folgen Barça auf Social Media. "Erstaunlich, dass das Potenzial dieser Assets bisher nicht erkannt wurde", so Boersch.

Das soll sich nun ändern. Chief Strategy Officer von Barça Media wird ein alter Bekannter: Thomas Middelhoff (70), ehemaliger Chef von Bertelsmann und 2014 wegen Steuerhinterziehung und Untreue beim Kaufhauskonzern Arcandor zu drei Jahren Haft verurteilt. Für die Besetzung hat Boersch viel Kritik bekommen. "Kaum einer kennt sich im globalen Rechtehandel so gut aus wie Middelhoff", entgegnet er: "Ausserdem hat er seine Strafe verbüsst. Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient? In den USA wäre das eher kein Thema." Bereits am Zustandekommen des Deals mit Barça-Präsident Joan Laporta war Middelhoff massgeblich beteiligt.

Eine Milliarde Dollar soll die Firma an der Börse zunächst wert sein, insgesamt rechnet Boersch mit einem Potenzial von bis zu vier Milliarden. "In Europa sind wir noch ganz am Anfang, in den USA ist die Bewertung von Clubs wie 49ers oder Broncos schon in ganz anderen Sphären, obwohl sie weniger Reichweite haben und nicht global sind", sagt Boersch. Dem katalanischen Fussballclub, der seit Jahren in finanzieller Schieflage ist und deshalb Stars wie Lionel Messi verkaufen musste, ist der Geldsegen hochwillkommen.

Die Transaktion muss noch durch die SEC und die Vereinsmitglieder an einer ausserordentlichen Generalversammlung genehmigt werden. Boersch hofft, dass spätestens im November alles in trockenen Tüchern ist. Bereits haben andere Clubs bei ihm angeklopft.

Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der Bilanz unter dem Titel: "FC Barcelona bringt seine Digitalrechte an die Börse".