Die grosse Finanzkrise zum Ende der Nullerjahre ist überwunden. Damals gab es einen kolossalen Börsenabsturz, Banken gerieten in Schieflage, es kam zu Rettungsaktionen, die globale Wirtschaft stürzte ab. Die Folgen zogen sich über Jahre hin.
Viele Schweizerinnen und Schweizer gehen nun von einer weiteren Finanzkrise aus. 72 Prozent von 3012 repräsentativ befragten Personen aus der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz erwarten in den kommenden fünf Jahre einen solchen Einbruch. Das ergab eine am Montag erschienene Studie der Universität St. Gallen und des Edelmetallhändlers Philoro.
Dabei gehen 10 Prozent von einer Krise im nächsten Jahr aus, weitere 35 Prozent sehen sie in den nächsten ein bis drei Jahren eintreffen - und nochmals 27 Prozent denken, dass es in den kommenden drei bis fünf Jahren soweit sein wird.
Über die Gründe der Krisen-Erwartungen kann vorerst nur gemutmasst werden, da aus der Studie Näheres nicht hervorgeht. Womöglich gehen viele der Befragten davon aus, dass Finanz- oder Börsenkrisen in einer Regelmässigkeit von zehn oder 20 Jahren auftreten, also quasi als «Naturgesetz» der Marktwirtschaft gelten. Oder dass sich die Finanzwelt nun in einem Umfeld der Erhitzung befindet, befeuert durch Kursanstiege an der Börse, besonders im Bereich Künstliche Intelligenz.
Zugleich aber glauben die Befragten an einen weiteren, jedoch mässigen Anstieg des Goldpreises. Innerhalb einer Dekade werde er um 6,8 Prozentpunkte zulegen. Das wäre ein relativ schwacher Zuwachs, denn: Die Befragung lief zwischen Juli und September, und Ende September notierte Gold bei 3858 Dollar je Feinunze.
Ein davon ausgehender Anstieg um 6,8 Prozentpunkte impliziert einen Goldpreis von 4120 Dollar je Unze. Historisch betrachtet ist das viel; der Betrag entspricht aber lediglich in etwa der aktuellen Notierung von rund 4100 Dollar des gelben Edelmetalls.
Eine Interpretation dessen ist: Die Leute sehen in Gold für die kommenden zehn Jahre eher einen Stabilitätsanker als ein renditeträchtige Anlage. Zum Vergleich etwa: Erfahrungsgemäss werfen Aktien in einem Jahr mehr Ertrag ab, als die befragten Personen es sich von Gold in einer Dekade erhoffen.
Aus der Studie geht jedoch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der erwarteten Stabilität des Goldes und der Aussicht auf eine heranziehende Finanzkrise hervor. «Dass die Wahrnehmung von Gold als wertstabile Anlage kausal auf die Erwartung einer Finanzkrise zurückgeht, haben wir mit der Studie nicht gezeigt», sagt Sven Reinecke, Studienleiter und Professor der Universität St. Gallen, gegenüber cash.ch.
Sprich: Es ist nicht gesagt, dass die Befragte ihre Hoffnung auf Werterhalt in Gold setzen, einzig und allein weil sie mit einem Ausbruch der Finanzmärkte rechnen. Möglich ist auch, dass der Reiz des Goldes als sicherer Hafen von Inflationserwartungen, geopolitischen Spannungen oder weiter anhaltenden Zentralbankkäufen gespeist wird.


1 Kommentar
Ein Edelmetallhändler gibt eine representative Studie mit 3000 Bürgern raus... Echt jetzt?
Dass eine Finanzkriese kommt liegt auf der Hand. Das Problem der Schweiz dürften Unmengen von framden FIAT Währungen und Staatsanleihen (heisse Luft) sein. Wie viele Schweizer sind denn mit dem FIAT System zufrieden?