Keine zwei Wochen nach der Notfall-Zinssenkung um 50 Basispunkte legte die US-Notenbank Sonntagnacht nach. Anlässlich einer ausserplanmässigen Anpassung reduziert sie den Leitzins auf fast null Prozent. Zudem kündigt sie ein mit mindestens 700 Milliarden Dollar dotiertes Programm zum Kauf von Anleihen an. Experten hatten erst für kommenden Mittwoch mit neuen Massnahmen im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie gerechnet. Nicht wenige gingen dabei von einer zahmeren Zinssenkung aus. Diese neusten Massnahmen würden regelrecht nach Panik riechen, so verlautet aus den Handelsräumen hiesiger Banken.

Und tatsächlich fällt die Reaktion der Aktienanleger überraschend unterkühlt aus. In den letzten Handelsminuten geriet der japanische Nikkei Index noch einmal ins Rutschen und beendete die Börsensitzung am frühen Montagmorgen mit einem Minus von 2,5 Prozent. Nach dem Kursfeuerwerk vom Freitag werden die US-Aktien-Futures im asiatischen Handel um rund 5 Prozent tiefer gestellt.

Diesen negativen Vorgaben kann sich der Schweizer Aktienmarkt nicht entziehen. Der Swiss Market Index (SMI) fällt um 600 Punkte oder 7,3 Prozent. Die ausserplanmässige US-Zinssenkung schreckt die Aktienanleger auch hierzulande auf. Man schliesst alleine schon von der Höhe des Zinsschritts darauf, dass die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie sehr viel einschneidender sein könnten als ursprünglich gedacht.

Aktien von UBS und CS verlieren klar

Die Bank Vontobel geht davon aus, dass die Pandemie ab Mitte des zweiten Quartals eingegrenzt werden kann. Die Zürcher Bank rechnet deshalb nicht nur mit einem wirtschaftlich schwachen ersten Quartal, sondern auch mit einem sehr schwachen zweiten Quartal. Das gilt insbesondere für Nordamerika und Europa. Danach sollte sich die Situation kontinuierlich normalisieren.

Geht es nach der Zürcher Kantonalbank, dann werden in den kommenden Tagen weitere Notenbanken nachziehen und ihre Leitzinsen senken oder mit geldpolitischen Stimulierungsmassnahmen aufwarten. Besonders gefordert seien zurzeit aber vielmehr die Regierungen, da diese den in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen, insbesondere kleineren und mittleren Firmen, rasch und unbürokratisch helfen müssen. Von Kurzarbeit über Zahlungsaufschiebungen und Nullzinskredite bis hin zu Staatsbeteiligungen stehe ihnen dabei ein ganzes Arsenal an Instrumenten zur Verfügung.

Die Bankaktien geraten erneut unter die Räder, ächzen die Banken doch unter den Folgen negativer Einlagezinsen.  Hinzu kommt, dass die fallenden Börsenkurse auf die Höhe der verwalteten Vermögen und damit auf die Ertragslage drücken. Die Aktien von UBS, Credit Suisse und Julius Bär verlieren zur Stunde alle prozentual zweistellig. Damit belaufen sich die Kursverluste alleine seit Ende Februar auf nahezu 40 Prozent. Erst am Freitag überarbeitete der UBS-Bankenanalyst seine Gewinnerwartungen für die hiesigen Banken mit dem dicken Rotstift. Andere Berufskollegen könnten nun ebenfalls versucht sein, ihre Schätzungen zu reduzieren.

Selbst der Goldpreis gibt kräftig nach

Von grösseren Abgaben berichten Beobachter auch bei den Nebenwerten. Die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie trifft sie besonders stark. Die Aktie von AMS fällt selbst unter Ausklammerung der abgehenden Bezugsrechte um gut 12 Prozent. Auch von den Papieren anderer mit hausgemachten Problemen kämpfender Unternehmen wie etwa jenen des Solarzulieferers Meyer Burger (-22 Prozent), des Automobilzulieferers Komax (-15 Prozent) oder des Basler Detailhandelskonzerns Dufry (-21 Prozent) trennen sich die Anleger.

Absicherungstransaktionen über die SMI-Futures setzen hingegen den Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis zu. Am besten schlägt sich der Genussschein von Roche mit einem Minus von "nur" 4 Prozent.

Der Goldpreis kann sich hingegen fangen und die frühen Verluste wettmachen. Anleger nutzen das Edelmetall als Krisen-Währung.