Kaum ein Tag vergeht, ohne dass bei der Schweizer Börse SIX Meldungen über Beteiligungsveränderungen eingehen. Und nicht selten findet sich in der Meldung der Name Blackrock. Kaum ein Schweizer Börsenunternehmen, an dem der weltgrösste Vermögensverwalter mit seinen 5500 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen nicht mit 3 Prozent oder mehr beteiligt ist.

Doch nur den wenigsten Beteiligungsveränderungen liegen auch wirklich Aktienkäufe oder –verkäufe zugrunde. Vielmehr verbergen sich Leihgeschäfte dahinter. Sprich: Blackrock und andere bedeutende Aktionäre borgen sich Aktien von Dritten oder leihen Dritten Aktien aus. Verletzt ihr Stimmenanteil dabei einen Schwellenwert - beispielsweise von 3 oder 5 Prozent - werden sie beziehungsweise das jeweilige Börsenunternehmen meldepflichtig.

Seit gut einer Woche häufen sich in der Schweiz Meldungen über Beteiligungsveränderungen, die auf Aktienkäufe oder –verkäufe seitens von Blackrock schliessen lassen. Beobachter vermuten, dass der weltgrösste Vermögensverwalter im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte neu aufstellt.

Trend geht weg von defensiven Aktien

Bei Givaudan trennte sich Blackrock kürzlich von Aktien. Dadurch tauchte der Stimmenanteil am Aromen- und Riechstoffhersteller aus Genf auf 4,99 Prozent und damit unter den Schwellenwert von 5 Prozent. 4,11 Prozent der Stimmen hält der Vermögensverwalter in Form von Aktien. Die Differenz entfällt vermutlich auf Derivate. Mittlerweile hält Blackrock nur deshalb wieder 5,07 Prozent, weil sich die Amerikaner zusätzliche Titel von Dritten geliehen haben.

Auch beim Börsendebütanten Alcon trat Blackrock jüngst als Verkäufer von Aktien in Erscheinung und reduzierte den Stimmenanteil von 5,01 auf 4,99 Prozent. 4,2 Prozent der Stimmen hält der Vermögensverwalter in Aktien.

Eines haben Givaudan und die ehemalige Novartis-Tochter Alcon gemeinsam: Bei beiden Unternehmen führt das Tagesgeschäft ein weitestgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängiges Eigenleben. Deshalb gelten diese Aktien als "defensiv" und werden von Grossinvestoren gerne als "sichere Häfen" in wirtschaftlich schwierigen Zeiten genutzt.

Die Aktie von Givaudan wurde zuletzt für eine Umsatzwarnung des dänischen Nahrungsmittelzusatzstoffherstellers Chr. Hansen in Sippenhaft genommen und mit Kursverlusten abgestraft.

Blackrock ist vermutlich nicht alleine

Es gibt allerdings auch Unternehmen, an denen Blackrock die Beteiligung ausgebaut hat. Beim Halbleiterzulieferer Inficon stieg der Stimmenanteil der Amerikaner von 2,92 auf 3,07 Prozent. Auch beim Automobilzulieferer Komax kaufte Blackrock kräftig Aktien zu und hält neuerdings 3,79 Prozent der Stimmen. Zuvor lag der Stimmenanteil bei unter 3 Prozent.

Die Beteiligungsveränderungen zeigen, in welche Richtung es beim weltgrössten Vermögensverwalter geht: Nämlich weg von konjunkturunabhängigen Titeln wie Givaudan oder Alcon hin zu Aktien konjunkturabhängiger Unternehmen wie Komax und Inficon. Womöglich sind die Amerikaner nicht die einzigen bedeutenden Aktionäre, die ihre Aktienengagements im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte neu ausrichten.