Die Unsicherheit seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten Donald Trump hat die globalen Aktienmärkte auf eine wilde Tal- und Bergfahrt geschickt. Auf der anderen Seite hat sich Gold zur erfolgreichsten Geldanlage seit Jahresbeginn 2025 gemausert. Und dies obwohl sich der Preis pro Feinunze Gold innert Wochenfrist vom Allzeithoch 3'500 Dollar auf 3'320 Dollar zurückgebildet hat.  

Viele Anlegerinnen und Anleger stellen sich die Frage, ob nun noch in Gold investiert werden soll. Es gilt zu bedenken, dass verlockende Kursgewinne meistens ein schlechter Ratgeber an den Finanzmärkten sind. Anlegerinnen und Anleger sollten sich hingegen von den persönlichen Anlagezielen und Risikotoleranz leiten lassen. 

Langfristig sind Aktien zwar immer noch die am besten rentierende Anlageklasse. Wer im Jahr 1926 1000 Franken in Schweizer Aktien angelegt hat, hat 2025 nach Abzug diverser Portfolio- und Brokergebühren rund einen Million Franken in der Tasche, wie Daten der Privatbank Pictet zeigen. Wer zum gleichen Zeitpunkt 1000 Dollar in eine Unze Gold zu einem Preis von 20,86 Dollar investiert hat, besitzt 2025 rund 47 Unzen Gold mit einem Wert von rund 155’000 Dollar. 

Aber: Gold als Anlageform dient zum Schutz vor Wertverlusten, wenn die Finanz- und Devisenmärkte oder die Geopolitik verrückt spielen - so, wie es beispielhaft in den vergangenen Wochen geschah. 

Effektiver Schutz in Krisenzeiten

In einer kürzeren Periode betrachtet, zeigt sich Gold derzeit als effektivere Anlage. Professor Thorsten Hens und Alvin Amstein von der Universität Zürich haben in einer Studie im Auftrag der Bank von Roll mit einem Vergleichszeitraum von 1972 bis 2024 aufgezeigt, dass der Goldpreis nominell pro Jahr 8,07 Prozent zugelegt hat und somit die Lücke zu einer Aktienanlage im MSCI World Total Return Index mit 9,94 Prozent grösstenteils geschlossen hat. 

Gerade in turbulenten Zeiten weiss das gelbe Edelmetall zu überzeugen. Im Laufe des Platzens der Dotcom-Blase 2001 verloren Aktien fast die Hälfte ihres Wertes, während Obligationen und Gold deutlich zulegten. Ähnlich sah es während der Globalen Finanzkrise aus: Gold war mit einem Plus von 37 Prozent der grösste Gewinner. In der Corona-Krise 2020 verloren Aktien vorübergehend stark und der Goldpreis legte um fünf Prozent zu. 

Allerdings bringt nicht jede Krise eine Goldrally mit sich. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges gingen die Schweizer Aktienmärkte mit etwas mehr als 20 Prozent auf Talfahrt, Gold verlor sechs Prozent an Wert. 

Goldallokation hängt von Risikotoleranz ab

Durch einen Goldanteil kann Schwankungsanfälligkeit des Portfolios reduziert werden. Seit Beginn des Jahres 2025 in Folge der erratischen US-Zollpolitik und den möglicherweise negativen Impulsen bei der Teuerung entwickelt sich der Goldpreis entgegengesetzt zu den Aktien- oder Obligationenmärkten. Das glättet die sogenannte Volatilität im Portfolio, auch wenn Gold per se nicht weniger schwankungsanfällig als Aktienkurse ist. 

Entsprechend hängt die Höhe der Goldallokation von der Risikofreudigkeit der Anlegerinnen und Anleger ab, meint Dominic Schnider, Goldexperte bei UBS Wealth Management. «Eine höhere Risikoneigung lässt einen grösseren Anteil Gold im Depot zu. Wer möglichst wenig Schwankungen will, sollte allerdings eine möglichst kleinen Anteil halten, da die Volatilität zu gross ist.» 

Sowohl für Schnider von der UBS als auch Hans Peter Schmidlin, Edelmetallexperte bei der Basler Kantonalbank, ist eine Goldallokation bis fünf oder mehr Prozent sinnvoll. Dies ist eine eher individuelle Frage, bei welcher es auf das Risikoprofil des Anlegers ankommt. «Im Private Banking haben einzelne Kunden zuweilen eine deutlich höhere Gewichtung bis zu zehn Prozent je nach Risikoprofil», führt Schmidlin aus. 

Noch einen Schritt weiter gehen die Experten Thorsten Hens und Alvin Amstein der Universität Zürich. Sie kommen auf einen Gold-Anteil von 15 Prozent bei Schweizer Franken basierten Investoren und betonen: «Obwohl die hiesige Währung selbst ein sicherer Hafen ist, bedeutet das nicht, dass Franken-basierte Portfolios kein Gold mehr brauchen.»

Gold ist im Vergleich zu Aktien nicht so sehr der Renditetreiber des Portfolios, sondern die Versicherung dafür, dass man auch in Krisenzeiten, in denen Aktien stark verlieren, handlungsfähig bleibt und letztlich gestärkt aus den Krisen hervorgeht, meinen die zwei Mitarbeiter von der Universität Zürich weiter. Mit Einbezug der 1970er Jahre sollte man zehn bis zwanzig Prozent Gold in die Vermögensallokation einbauen.

Matthias Geissbühler, Anlagechef der Raiffeisen, rät aus Diversifikationsüberlegungen zu einer Gold-Quote von mindestens 5 Prozent. Je nach Marktumfeld kann diese temporär auch höher sein. «Ein regelmässiges Rebalancing im Portfoliokontext ist grundsätzlich immer empfehlenswert, da es zu einem antizyklischen Handeln zwingt und dazu beiträgt, Klumpenrisiken zu vermeiden.»

Anpassung der Gewichtung ist der Königsweg

Anlegerinnen und Anleger sollten regelmässig die Gewichtung des Goldanteils im Portfolio anpassen. Bei einer angenommenen Gewichtung von zehn Prozent heisst das konkret: Bei einem steigenden Goldpreis wird monatlich oder quartalsweise Gold verkauft, damit der Gesamtanteil am Portfolio wieder auf zehn Prozent zurückgebunden wird. Bei fallenden Kursen wird umgekehrt hinzugekauft, so dass der Anteil nur zeitweilig unter die Marke von zehn Prozent fällt. 

Wer mit einem limitierten Budget unterwegs ist, dürfte wegen der hohen Gebühren eine solche Strategie aus Kostengründen kaum umsetzen wollen. Hier drängt sich ein Fonds- oder ETF-Sparplan auf, in dem  monatlich in ein Gold-Instrument investiert wird. Sinkt der Preis des gelben Edelmetalls, kann die monatliche Quote zwischenzeitlich erhöht werden, so dass der durchschnittliche Einstandspreis sinkt.  

Währungsrisiken können umgangen werden

Für Schweizer Investoren gilt es, die Dollar-Kursentwicklung im Auge zu behalten. Das zeigt sich an der Preisentwicklung seit Jahresanfang exemplarisch. Der Goldpreis hat um 26 Prozent zugelegt, während der Dollar gegenüber dem Franken fast 10 Prozent verloren hat. 

Für Schweizer Investoren drängt sich wegen des Währungsrisikos zum Beispiel der UBS Gold ETF Hedged auf - bei diesem sogenannten Exchange Traded Fund wird das Währungsrisiko abgesichert. Dessen Performance kann sich denn auch sehen lassen. Seit Jahresbeginn legte der ETF um 25 Prozent zu und schnitt somit nur geringfügig schlechter  als der Goldpreis mit 26 Prozent. 

Neben Gold-ETFs eignen sich auch kleinere Goldbarren oder Gold-Vreneli als Anlageform. Eltern, die für die Kinder sparen, können sich diese in einen physischen Safe bei der Bank legen. Die Münzen können so später einfach an die Kinder verschenkt werden. 

Soll jetzt noch gekauft werden?

Gold muss keine Kernanlage in einem Depot sein, aber als Beimischung ist das gelbe Edelmetall empfehlenswert. Da Gold hohen Preisschwankungen unterliegt und über mehrere Jahre seitwärts oder gar abwärts tendieren kann, ist ein langfristiger Zeithorizont wie bei Aktienanlagen wichtig.  

Es könnte zudem der Moment kommen, in dem zum Beispiel die Zentralbanken weniger Gold kaufen. Das wäre mit rückläufigen Preisen verbunden, da das Angebot zu gross wäre, um von Privatanlegerinnen oder Anlegern absorbiert zu werden. 

Wer die festgelegte Positionierung und Quote im Depot im Auge behält, dürfte aber auch in Zukunft wenig falsch machen. Oder wie es Schnider von UBS formuliert: «An Gold kommt kein Investor vorbei.»
 

Thomas Daniel Marti
Thomas MartiMehr erfahren