Die Öffnungszeiten der Schweizer Börse sind klar geregelt: An Werktagen sind Trades zwischen 9 Uhr bis 17.30 Uhr möglich. Am Wochenende ist die Börse geschlossen. Darüber hinaus gibt es auch die so genannte Vorbörse. Sie liefert wochentags zwischen 8 Uhr und 8.45 Uhr Aktienkurse.

Die von der Bank Julius Bär berechneten vorbörslichen Kurse auf alle Aktien des Swiss Market Index und ausgewählte Schweizer Mid Caps sind bei Investoren beliebt. Sie gelten als zuverlässiger Indikator für den eigentlichen Tageshandel - auch wenn die Kurse bei der Eröffnung dann und wann von der Vorbörse abweichen. Die vorbörsliche Entwicklung aller SMI-Titel ist auf cash.ch abrufbar.

Was viele nicht wissen: Die Vorbörse dient nicht bloss als Indikator für den eigentlichen Börsenstart, es wird tatsächlich auch Handel betrieben. Private Anleger können via Hausbank vorbörsliche Käufe oder Verkäufe in Auftrag geben. 

Gegenüber dem eigentlichen Börsenhandel fallen keine zusätzlichen Gebühren an. Die beauftragte Hausbank teilt dann dem Trading Desk von Julius Bär den Kaufs- oder Verkaufs-Wunsch in der Regel telefonisch mit. Privatinvestoren machen allerdings einen geringen Anteil am Vorbörsenhandel aus, der Handel wird von Institutionellen Anlegern dominiert.

Die Schwierigkeit der Kursfestsetzung

Wie viele Trades vorbörslich an einem Vormittag abgewickelt werden, hängt stark von der Nachrichtenlage ab: Manchmal sind es nur 2 bis 3 Geschäfte, an anderen Tagen wiederum 20 bis 30, wie Patric Rippstein, der bei Julius Bär zusammen mit zwei Kollegen für den vorbörslichen Handel der Schweizer Aktien verantwortlich ist, im Gespräch mit cash erläutert.

Dieses geringe Handelsvolumen macht eine vorbörsliche Preisfindung schwieriger als im offiziellen Börsenhandel, wo Kaufs- und Verkaufsorder quasi von selbst ein Gleichgewicht finden. Es benötigt vorbörslich einen "Market Maker", der die Kurse stellt. Diese Rolle übernimmt die Bank Julius Bär, die als Basis für die Preisfestlegung die Schlusskurse des Vortages heranzieht.

Damit ist der vorbörsliche Kurs aber noch nicht gesetzt: Es fliessen über Nacht veröffentlichte Nachrichten und Daten in die Berechnungen mit ein, die den Gesamtmarkt, einzelne Sektoren oder auch einzelne Aktien betreffen. Dazu gehören neben den in den Medien veröffentlichten News etwa die vorabendlichen Schlusskurse an der US-Börse und der Verlauf des Börsenhandels in Asien. Aber auch aktuelle Meinungen und Einschätzungen von Brokern und Analysten werden berücksichtigt. All diese Informationen werden in ein Computerprogramm eingespeist, welches als Ergebnis die vorbörslichen Kurse ausspuckt.

Fehleinschätzungen sind möglich

Während des vorbörslichen Handels werden die Kurse weiter angepasst, je nachdem ob ein Titel gefragt ist oder in grossem Masse abgestossen wird. Teilweise werden in diesem Zeitraum auch weitere Analystenkommentare oder Unternehmensnachrichten publiziert, die eine Neueinschätzung des Kurses notwendig machen.

Man merkt es: Die vorbörslichen Kurse sind schlussendlich keine exakte Wissenschaft. Sie beruhen auf den der Bank Julius Bär verfügbaren Informationen und Annahmen. Daher kommt es hin und wieder vor, dass die Aktien bei Börseneröffnung ganz andere Kurse als während der Vorbörse aufweisen. Vor allem in Zeiten sehr volatiler Börsen kann das passieren.

Gewiefte Börsenhändler versuchen Fehleinschätzungen von Julius Bär vorbörslich geschickt auszunutzen, indem sie bei zu tiefen Kursen kaufen beziehungsweise bei zu hohen Kursen verkaufen. Doch diese Rechnung geht natürlich nicht immer auf. Denn Märkte sind häufig unberechenbar.